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Gerd Kommer und Maximilian Bartosch Downside Hedging was taugen Absicherungsstrategien?

Von , in AnalysenLesedauer: 10 Minuten
Bulle und Bär vor der Frankfurter Börse
Bulle und Bär vor der Frankfurter Börse: Es gibt unterschiedliche Strategien, die Anleger vor Börsenabstürzen zu schützen versprechen. | Foto: Imago Images / Jan Hübner

Der globale Aktienmarkt hat seit dem letzten Höchststand am 4. Januar dieses Jahres 13 Prozent eingebüßt (MSCI World Index in Euro, Stand 1. Juli 2022). Angesichts der seit etwa acht Monaten anziehenden Inflationsraten und Zinsen wie auch des wohl noch länger währenden Russland-Ukraine-Kriegs hat sich in den Medien und am Internet-Stammtisch die Auffassung eingebürgert, dass derzeit die Risiken für einen nahen Aktien-Crash besonders hoch seien.

Vor diesem Hintergrund klettert nun ein altbekannter Investment-Zombie aus seinem Grab – wie stets, wenn es am Aktienmarkt längere Zeit deutlich nach unten ging: der „Downside Hedging-Zombie“ (Hedging = Absicherung). Er steht für den Glauben, es sei unter Nutzung bestimmter Finanzprodukte oder Investmenttechniken systematisch möglich, das Drawdown-Risiko (Kursverlustrisiko) eines Aktienportfolios zu reduzieren, ohne dafür ein entsprechendes Opfer im Sinne einer geringeren Langfristrendite oder geringeren risikogewichteten Rendite erbringen zu müssen.

Im Marketing-Material für derartige Absicherungsstrategien oder Anlageprodukte heißt das „die Aufschwungsphasen des Aktienmarktes mitnehmen und die Abschwungsphasen vermeiden“. Auch Finanzjournalisten und -blogger publizieren gerne und oft Stories über Fälle, in denen solche Hedging- oder „Portfolio-Insurance“-Ansätze funktioniert haben. Dahinter steckt der alte Anlegertraum „gleiche Rendite mit weniger Risiko“ – der vermeintliche heilige Gral des Investierens.

Allerdings ist es damit nicht weit her. Der heilige Gral des Investierens entpuppt sich bei näherer Betrachtung weit überwiegend als „fehlerhafte Ware“, die man später gerne zurückgeben würde. Mittel- und langfristig werden mehr als die Hälfte derjenigen, die an die Versprechungen von Downside Hedging (DH) glauben, schlechter dastehen als diejenigen, die es unterlassen. Die Minderheit, die durch DH in einem (zumeist kurzen) Zeitfenster profitiert, tut das wahrscheinlich aus bloßem Glück, sprich Zufall. Glück lässt sich im folgenden Zeitfenster allerdings nicht systematisch wiederholen. Im langfristigen Mittel senkt DH die realisierte Rendite.

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Welche Downside-Hedging- oder Downside-Protection-Produkte und Strategien gibt es?

Die Welt der DH- oder Finanzprodukte ist ein großer, bunter Zoo. In Bezug auf Aktien gehören die folgenden zu den wichtigsten: Put-Optionen (Verkaufsrechte), Put-Optionsscheine, Short-Zertifikate, Short-ETFs (auch inverse ETFs genannt), zahlreiche Finanzprodukte mit eingebauten Kapitalgarantien (beispielsweise Riester-Fonds und andere Garantiefonds oder Garantie-Zertifikate), Derivate auf Volatilität oder – für institutionelle Anleger – Absolute-Return-Hedge-Fonds und „Tail-Risk“-Hedge-Fonds.

Daneben existieren viele Investmentfonds, die zwar nicht explizit DH-Finanzprodukte sind, sich in ihrem Marketing aber so darstellen. Ein Beispiel dafür ist der Investmentfonds von Dirk Müller (Dirk Müller Premium Aktien, ISIN: DE000A111ZF1). Hauptgrund für dessen anämische Langfristrendite ist eine spezielle DH-Strategie, die Müller seit sieben Jahren in Vorbereitung auf „die größte Wirtschaftskrise aller Zeiten“ (Untertitel seines letzten Buches) praktiziert.

DH kann auch im Do-it-Yourself-Modus oder von einem Vermögensverwalter betrieben werden, beispielsweise durch den Einsatz von Stop-Loss-Orders oder durch Short-Selling (Leerverkäufe), entweder einzelner Wertpapiere oder durch Short Selling sogenannter Index-Futures (durch Indizes definierte Aktienpakete).

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