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in Private Banking & Wealth Management (PBWM)Lesedauer: 7 Minuten

Drei Handlungsfelder Fintechs nehmen Asset Management ins Visier

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Potentielle Strategien für Asset Manager

Für Asset Manager bieten die gezeigten Entwicklungen nicht nur eine Bedrohung, sondern  auch Chancen. Die Fintech-Geschäftsmodelle zeigen deutlich, das Geldanlage für Endkunden innovativer geht.

Entscheider im Asset Management erhalten wertvolle Hinweise und können auf dieser Basis ihr eigenes Geschäftsmodell auf strategische Weiterentwicklungsmöglichkeiten überprüfen. Dazu bieten sich grundsätzlich drei strategische Handlungsfelder an:

Handlungsfeld 1: Akzelerator aufbauen

Asset Manager setzen einen internen Akzelerator oder Inkubator auf, um mit eigenen Ausgründungen eine Start-up-Kultur zu etablieren und in den Wettbewerb einzutreten. Dabei werden Start-up-Ideen gezielt mit Kapital und Know-how unterstützt und können sich so im geschützten Umfeld schneller entwickeln. Die Commerzbank hat mit der Gründung des Main Incubators beispielsweise einen strategischen Schritt zur Frühphasen-Förderung von Fintech-Start-ups unternommen.  

Akzeleratoren haben den Vorteil, dass Asset Manager bereits sehr früh Zugang zu Fintech-Innovationen erhalten und nicht erst teuer zukaufen müssen. Dieser Vorteil, als Erster am Markt zu sein, der sogenannte First Mover Advantage, und nicht erst auf Wettbewerber zu reagieren, wird allerdings mit einem hohen unternehmerischen Risiko erkauft. Dafür braucht es unternehmerischen Willen und ein klares Engagement auf der Managementebene.

Asset Manager können einen Akzelerator auch als Gelegenheit zur Personalentwicklung nutzen, indem sie ihren Mitarbeitern die Möglichkeit geben, in einem hauseigenen Start-up mehr Verantwortung zu übernehmen.

Handlungsfeld 2: Kooperationen eingehen

Asset Manager tun sich mit Fintech-Start-ups zuammen, um vergleichsweise günstig Zugang zu Fintech-Geschäftsideen zu erhalten und durch Synergien eine Win-Win-Situation für beide Seiten zu schaffen. Die Sutor Bank bietet zum Beispiel eine Start-up-Plattform an, auf der Fintech-Start-ups Banklösungen und -dienstleistungen im Rahmen einer Kooperation beziehen können.

Für die Bank bietet das unter anderem den Vorteil, weitere Kundengruppen zu erschließen. Für das Start-up erübrigt sich die aufwendige Umsetzung regulatorischer Anforderungen.

Insbesondere der Crowdfunding-Markt könnte von einer Kooperation mit Fondsanbietern profitieren. Denn der mit zahlreichen Crowdfunding-Investments verbundene Zeitaufwand sowie die mangelnde Liquidität könnte durch eine aktiv gemanagte Fondslösung optimiert werden. Ebenso sind Kooperationen mit Robo-Advisory- oder Social-Trading-Plattformen denkbar, die bestehende Fondsprodukte der traditionellen Asset Manager in die Produktangebote der Fintech-Plattformen aufnehmen.

Handlungsfeld 3: Beteiligungen/Akquisitionen tätigen

Asset Manager sollten auch größere Beteiligungen und vollständige Akquisitionen von Fintech-Start-ups in Betracht ziehen, die zur Weiterentwicklung des eigenen Geschäftsmodells passen. So hat Blackrock in den USA das Robo-Advisory-Fintech Future Advisor akquiriert und in den Service Blackrock Solutions integriert.

Der Vermögensverwalter kann so die vom Robo-Advisor empfohlene Asset-Allokation mit den hauseigenen iShares-ETF umsetzen und schafft sich damit einen weiteren Vertriebskanal. In Deutschland hat sich die Corporate-Venture-Capital-Gesellschaft der Commerzbank, die Commerz Ventures, bereits an der Social-Trading-Plattform eToro beteiligt.

Diese Beispiele belegen, dass speziell Robo-Advisory und Social Trading als mögliche dominante Markttrends in der Geldanlage der Zukunft wahrgenommen werden. Das Potenzial solcher Beteiligungen ist dabei stets ins Verhältnis zum eingesetzten Kapital und der Integrationsmöglichkeiten in das eigene Haus zu setzen.

Fazit

Fintech-Geschäftsmodelle halten verstärkt Einzug in das Geschäftsfeld der Vermögensverwaltung und -beratung. Die zu erwartende rapide Weiterentwicklung der Fintech-Geschäftsmodelle, insbesondere im Robo-Advisory und Social Trading könnte zu einer zunehmenden Verdrängung bestehender Fondsangebote führen, dafür aber auch neue Investmentlösungen für Kunden generieren.

Asset Manager sollten die Entwicklungen ernst nehmen, die Auswirkungen auf ihre Positionierung am Markt überprüfen und individuelle Handlungsbedarfe ableiten, um Chancen zu nutzen und mögliche Risiken abzufedern.

Über den Autor:
Kristian Buric ist Management-Berater beim Beratungsunternehmen EGC Eurogroup Consulting. Er verfügt über mehr als zehn Jahre Erfahrung als Unternehmensberater, unter anderem für Finanzdienstleister und Vermögensverwalter. Der Diplom-Ökonom ist CFA, CFM und FRM.

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