LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Lesedauer: 4 Minuten
ANZEIGE

Größe, Risiko, Länderabhängigkeit Drei Mythen über Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern

Business-District in Mexico City
Business-District in Mexico City: Einige Unternehmen in dem südamerikanischen Land verfügen über eine höhere Kreditwürdigkeit als der Staat. | Foto: IMAGO / IP3press

Die Geschichte von Unternehmensanleihen aus Schwellenländern (Emerging Markets, EM) ist zu vergleichen mit der eines jüngeren Bruders, der im Stillen größer, stärker und widerstandsfähiger wird – aber immer im Schatten seiner älteren Geschwister steht. Während die Historie von EM-Staatsanleihen bis in die 1980er-Jahre zurückreicht, sind EM-Unternehmensanleihen ein jüngeres Phänomen. Die Indizes von J.P. Morgan, die die Wertentwicklung von Unternehmensanleihen aus den aufstrebenden Volkswirtschaften abbilden, wurden erst in den vergangenen zwei Jahrzehnten entwickelt.

In diesem Beitrag räumen wir drei weit verbreitete Vorurteile über EM-Unternehmensanleihen aus und erläutern, was die Anlageklasse als Bestandteil eines breit diversifizierten Portfolios interessant macht.

Mythos 1: Schwellenländer-Unternehmensanleihen sind ein Nischenmarkt

Während diese Aussage vor rund zehn Jahren richtig gewesen sein mag, ist das heute definitiv nicht mehr der Fall. Zwischen 2009 und 2019 wuchs der Bestand an ausstehenden EM-Unternehmensanleihen um erstaunliche 294 Prozent, übertroffen nur vom Wachstum in Lokalwährung denominierter Unternehmenspapiere. Heute haben auf US-Dollar lautende EM-Unternehmensanleihen ein Volumen von 2,5 Billionen US-Dollar – das ist doppelt so viel wie der US-High-Yield-Markt und wie der Markt für Schwellenländer-Staatsanleihen in US-Dollar.

In der Tat ist die Anlageklasse auf die Größe des europäischen Investment-Grade-Marktes (IG) herangewachsen. Daher kann der Markt für EM-Unternehmensanleihen kaum als Nische bezeichnet werden. Darüber hinaus umfasst er Anleihen von einigen der größten und bekanntesten Unternehmen der Welt. Darunter sind zum Beispiel die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC), die nach Vermögenswerten mit 4,3 Billionen US-Dollar größte Bank der Welt, und Saudi Aramco, der weltweit größte Ölproduzent. Dazu kommen Papiere der Internetriesen Baidu, Alibaba und Tencent sowie des global größten Generikaherstellers Teva Pharmaceuticals.

Mythos 2: Schwellenländer-Unternehmensanleihen sind riskanter als -Staatsanleihen

Empirische Daten legen nahe, dass in Wirklichkeit das Gegenteil der Fall ist. Anleger in US-Dollar-denominierten EM-Anleihen sind zwei Hauptrisiken ausgesetzt: Dem Kreditrisiko (Spread) und dem Zinsrisiko (Duration). Was das Zinsrisiko betrifft, so haben die Staatsanleihen der Schwellenländer im Vergleich zu ihren Pendants aus dem Unternehmenssektor tendenziell stärker ausgeprägte Renditekurven und die Länder neigen dazu, Anleihen mit längerer Laufzeit auszugeben. Der JPM EMBI Global Diversified Index, die Benchmark für US-Dollar-Staatsanleihen der Schwellenländer, hat eine Duration von 8,3 Jahren und ist damit mehr als drei Jahre länger als sein Pendant für Unternehmensanleihen: Der JPM CEMBI Diversified Index hat eine Duration von 5,1 Jahren. Einfach ausgedrückt: Unter sonst gleichen Bedingungen könnte eine Anlage von 1.000 US-Dollar in Schwellenländer-Staatsanleihen 83 US-Dollar ihres Wertes verlieren, wenn die Zinsen um 1 Prozent steigen. Bei Corporates sind es lediglich 51 US-Dollar. Aus Sicht des Kreditrisikos waren EM-Unternehmensanleihen im Durchschnitt stets eine Anlageklasse mit IG-Rating, während EM-Staatsanleihen zwischen IG und HY schwankten.

Darüber hinaus haben EM-Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit in Krisenzeiten gezeigt. Schwellenländer-Unternehmensanleihen schnitten infolge des Ausbruchs der Covid-19-Pandemie, als sich die Spreads schneller ausweiteten als in der globalen Finanzkrise, besser ab als praktisch alle vergleichbaren Anlageklassen: Vom 14. Februar 2020 bis zum 23. März 2020 gaben sie um 14,6 Prozent nach, während Staatsanleihen der aufstrebenden Volkswirtschaften beispielsweise mehr als 20 Prozent an Wert verloren. Eine Ausnahme waren lediglich US-IG-Anleihen mit einem Minus von nur 12 Prozent, da sie von der direkten fiskalischen Unterstützung durch die Fed profitierten. Darüber hinaus hatten EM-Unternehmensanleihen in der Vergangenheit geringere Ausfallraten als -Staatsanleihen. Das lässt sich zum Teil durch den im Vergleich niedrigeren Verschuldungsgrad erklären.

Mythos 3: Ein Anleihe-Emittent ist nur so gut wie das Land, in dem er seinen Sitz hat

Dies ist nur teilweise richtig. Mehrere Faktoren entscheiden, wie stark das Rating eines Unternehmensemittenten von dem seines Heimatstaats abweichen kann. Laut Fitch Ratings spielen beispielsweise der Anteil des Auslandsgeschäfts, die strategische Bedeutung des Unternehmens für das Land und seine rechtliche Struktur eine Rolle. Zum Beispiel sind sowohl FEMSA – ein Getränke- und Einzelhandelsunternehmen – als auch das Telekommunikationsunternehmen America Movil in Mexiko ansässig. Aufgrund ihrer stark diversifizierten Geschäftsbereiche und ihrer globalen Präsenz haben sie ein langfristiges Kreditrating von „A“ beziehungsweise „A-“ – im Vergleich zu Mexikos Staatsrating von „BBB-“. Anders ausgedrückt: Diese Emittenten werden als deutlich kreditwürdiger eingestuft als das Land, in dem sie ihren Sitz haben.

Die Widerstandsfähigkeit von Unternehmen gegenüber Turbulenzen am Staatsanleihemarkt zeigte sich 2020 auch in Argentinien und Sambia – zwei Ländern, die mit Zahlungsausfällen zu kämpfen hatten: Zunächst betraf der Ausverkauf Unternehmensanleihen ebenso wie Staatspapiere. Erstere erholten sich aber in beiden Ländern deutlich und notierten bald wieder bei oder nahe ihrem Nennwert, während die Staatsanleihen ausfielen.

Eigenständige Anlageklasse, interessante Alternative

EM-Unternehmensanleihen sind mittlerweile zweifelsohne zu einer eigenständigen Anlageklasse gereift. Unserer Meinung nach ist sie aufgrund des harmonischen Dreiklangs aus im Schnitt hoher Qualität, moderatem Zinsrisiko und typischerweise über dem Markt liegender Renditen eine interessante Alternative zu EM-Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen aus entwickelten Märkten.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Hinweis: Diese News ist eine Mitteilung des Unternehmens und wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.