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Neue Ära des Übergangs Drei Trends verändern die Weltwirtschaft

Hochleistungschip, das wichtigste Stück Hardware in jedem PC
Hochleistungschip, das wichtigste Stück Hardware in jedem PC: Bei den Unternehmensausgaben für neue Technologien zeigt sich ein deutlicher Anstieg. | Foto: Imago Images / Westend61
Joachim Fels, Pimco

Anleger wie politische Entscheidungsträger dürften in den kommenden fünf Jahren mit einem ganz neuen gesamtwirtschaftlichen Umfeld konfrontiert sein, da das Jahrzehnt der neuen Normalität – mit einem unterdurchschnittlichen, aber stabilen Wachstum, Inflation unter der Zielvorgabe, einer gedämpften Volatilität und satten Anlageerträgen – zu einem Ende zu kommen scheint. Vor uns liegt ein ungewisseres und uneinheitlicheres Wachstums- und Inflationsumfeld, in dem die Kapitalmarktrenditen insgesamt niedriger und volatiler ausfallen dürften.

Triebkräfte der Transformation

Die Corona-Pandemie hat vier entscheidende langfristige Entwicklungen intensiviert: Die Rivalität zwischen China und den USA, den Populismus, die Technologie und den Klimawandel.

Diese vier Aspekte werden wesentliche Auswirkungen auf die Entwicklung der Wirtschaft und der Anlagen in der Ära der Transformation haben. Hinzu kommen drei langfristige Trends, die unsere Fondsmanager und Analysten beim Pimco Secular Forum 2021 eingehend erörtert haben.  

Der Übergang von braun auf grün. Die Anstrengungen zum Erreichen der Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 bedeuten, dass sowohl private als auch öffentliche Investitionen in erneuerbare Energien noch viele Jahre lang Auftrieb erhalten werden. Selbstverständlich werden die höheren Ausgaben für saubere Energie vermutlich zum Teil, wenn auch nicht vollständig, durch geringere Investitionen und Kapitalvernichtung in braunen Energiesektoren wie Kohle und Öl ausgeglichen. Ferner kann es während der Umstellung zu Versorgungsunterbrechungen und – wie jetzt auch in Europa zu beobachten – sprunghaften Anstiegen der Energiepreise kommen, die das Wachstum bremsen und die Inflation anheizen. Außerdem bringt der Prozess Gewinner und Verlierer hervor. Er könnte daher eine politische Gegenreaktion bewirken, um den Arbeitsplatzverlusten in der Kohle- und Ölindustrie zu begegnen. Gleichermaßen könnten eine Erhöhung der CO₂-Steuern und -Preise sowie Mechanismen des CO₂-Grenzsteuerausgleichs die Importe verteuern.

Schnellere Einführung neuer Technologien. Die bisherigen Daten zeigen einen deutlichen Anstieg der Unternehmensausgaben für neue Technologien. In der Vergangenheit, etwa während der 1990er-Jahre in den USA, gingen derartige Investitionssteigerungen stets mit einer Beschleunigung des Produktivitätswachstums einher. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob die jüngste Zunahme der Technologieinvestitionen und des Produktivitätswachstums eine einmalige Entwicklung oder der Beginn eines ausgeprägten Trends ist. Die Digitalisierung und Automatisierung werden neue Arbeitsplätze schaffen und bestehende Arbeitsplätze produktiver gestalten. Auf der anderen Seite werden viele Arbeitsplätze wegfallen: Die Menschen, die nicht über die nötigen Fertigkeiten verfügen, werden in anderen Bereichen ein Auskommen finden müssen. Ähnlich wie bei der Globalisierung wird sich die Schattenseite der Digitalisierung und Automatisierung daher wohl in einem Anstieg der Ungleichheit und einer stärkeren Unterstützung für populistische Parteien zeigen.

Breitere Verteilung der Wachstumsgewinne. Der dritte transformative Trend der Gegenwart ist der verstärkte Fokus der politischen Entscheider und der breiten Gesellschaft auf die zunehmende Einkommens- und Vermögensungleichheit. Daraus folgt der politische Wille nach einem integrativeren Wachstum. Zwar belegen aktuell zahlreiche Beispiele, dass sich das Machtverhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern in vielen Unternehmen allmählich auf Letztere verlagert, wodurch sich deren Verhandlungsposition verbessert. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob diese Tendenz anhält oder der Trend zum Homeoffice mithilfe neuer Technologien die Unternehmen schließlich in die Lage versetzt, mehr Arbeitsplätze an günstigere in- und ausländische Standorte zu verlagern, wodurch sie ihre Verhandlungsmacht erhalten oder sogar steigern könnten.

Anlagekonsequenzen

Unseres Erachtens wird die Ära des Übergangs mehr Herausforderungen für die Anleger mit sich bringen als das Umfeld der neuen Normalität, das im vergangenen Jahrzehnt die Märkte prägte. Zugleich hält die Transformationsphase nach unserer Auffassung gute Alpha-Möglichkeiten für aktive Anleger bereit. Sie sind gut dafür gerüstet, um eine Phase auszunutzen, die von einer höheren Volatilität und ausgeprägteren Extremrisiken gekennzeichnet sein dürfte.

Eine höhere Volatilität, sowohl auf gesamtwirtschaftlicher Ebene als auch an einzelnen Märkten, wird aller Wahrscheinlichkeit nach mit geringeren Renditen an den Anleihe- und Aktienmärkten einhergehen. Die Ausgangsbewertungen – niedrige reale und nominale Renditen an den Anleihemärkten und historisch hohe Kurs-Gewinn-Verhältnisse bei Aktien – bestärken diese Erwartung.

Die Zinsen bleiben niedrig

In unserem Basisszenario bleiben die Leitzinsen niedrig und geben den weltweiten Anleihemärkten Halt. Obwohl die Zinsen im Zuge der fortschreitenden Wirtschaftserholung kurzfristig anziehen könnten, sollten sie sich auf lange Sicht in einer gewissen Bandbreite bewegen. Entsprechend rechnen wir mit niedrigeren, aber positiven Renditen für die Kernanleihen-Allokation.

Auch wenn unsere Basiseinschätzung keinen längeren Zeitraum mit hoher Inflation vorsieht, halten wir inflationsindexierte US-Staatsanleihen (TIPS) sowie Rohstoffe und andere Sachwerte nach wie vor für sinnvolle Instrumente, um sich gegen Inflationsrisiken abzusichern.

Zugleich werden makroökonomische Trends, Störfaktoren und treibende Kräfte, kombiniert mit erhöhten Schuldenniveaus, wesentliche Unterschiede zwischen einzelnen Regionen, Ländern und Sektoren entstehen lassen. In Asien dürften sich wegen der Aussicht auf ein kräftigeres Wachstum und sich dynamisch entwickelnde Kapitalmärkte aussichtsreiche Anlagechancen auftun, und das trotz der Risiken, die mit einem schleppenden Wachstum in China und den fortdauernden geopolitischen Spannungen verbunden sind. Während eine Reihe von Schwellenländern zwar langfristig vor Schwierigkeiten steht, ist es wie immer wichtig, die Anlagegattung als breit gefächertes Chancenspektrum und nicht als passive Beta-Anlage zu betrachten. Wir erwarten, dass sich in den Schwellenländern exzellente Anlagechancen auftun werden.

Der Übergang von brauner auf grüne Energie, die schnellere Einführung neuer Technologien und die postpandemische Veränderung der Lieferketten und der Präferenzen werden eine Reihe von Gewinnern und Verlierern hervorbringen und die Bedeutung eines aktiven Managements an den Märkten für Unternehmensanleihen unterstreichen. Anpassungen der Umweltgesetze bedeuten Unsicherheit und Komplexität, aber auch Chancen. Besonders besorgniserregend sind die hohen Schuldenniveaus im Fall von Ländern oder Unternehmen, die zu den Verlierern der Energiewende zählen.

Aktien bleiben erste Wahl

Nicht zuletzt ist davon auszugehen, dass wir in unseren Asset-Allocation-Portfolios weiterhin auf Aktien setzen werden. Wir glauben, dass die Erholung von der Corona-Pandemie die Notwendigkeit von Investitionen in die physische Infrastruktur – nach Jahren der Unterinvestition – ans Licht gebracht hat. Dies ist dem Trend zur Digitalisierung und Automatisierung sowie dem Drängen in Richtung Umweltschutz zu verdanken. Während das vergangene Jahrzehnt softwarebasiert war, wird sich das nächste in Verbindung mit diesen Trends eher durch Hardware-Investitionen auszeichnen. Die Themen Risikostreuung sowie Gewinner und Verlierer des Aufschwungs werden für alle Länder und Sektoren sowie für die Aktienauswahl eine entscheidende Rolle spielen. In unseren Augen sollten vor allem Halbleiterhersteller, Anbieter von Fabrikautomatisierungsanlagen sowie Unternehmen im Bereich grüne Energien und Mobilität davon profitieren. Entsprechend ist zu erwarten, dass diese Sektoren einen wesentlichen Bestandteil unseres Portfolioaufbaus ausmachen.

Unser Fazit

In der beginnenden Ära des Übergangs werden die realen und die nominalen Zinsen vermutlich auf niedrigem Niveau verankert bleiben. Unserer Ansicht nach dürfte es sinnvoll sein, die Chancen traditioneller Anleihestrategien mithilfe flexibler Mandate zu maximieren, die darauf ausgerichtet sind, das gesamte globale Chancenspektrum auszuschöpfen. Auch erscheint es in unseren Augen durchaus angebracht, nach Alternativen jenseits traditioneller festverzinslicher Wertpapiere zu suchen und unter anderem Immobilien, Private Equity und die Schwellenmärkte einzubeziehen, sofern sich dies mit den Anlagezielen und der Risikobereitschaft der Kunden vereinen lässt.

Im vollständigen langfristigen Ausblick „Ära der Transformation“ erhalten Sie detaillierte Einblicke in den Ausblick von Pimco für die Weltwirtschaft und die Anlageimplikationen in den nächsten fünf Jahren.

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Hinweis: Diese News ist eine Mitteilung des Unternehmens und wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.