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Dreschers Fondsgedanken Ist dies schon der Wahnsinn, so hat es doch Methode

Wie sollte man sich sonst erklären, dass deutschen Aktienanlegern ab 2021 eine Finanztransaktionssteuer in Höhe von 0,2 Prozent des Wertes droht, die ihre Renditen, Schätzungen zufolge, zukünftig um 0,1 bis 0,4 Prozent jährlich schmälern könnte. Und als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, wird derzeit auch noch in verschiedenen politischen Lagern eine Abschaffung der Abgeltungssteuer angestrebt.

Die Kapitaleinkünfte sollen wieder dem persönlichen Einkommenssteuersatz unterworfen werden. Der jüngste Vorstoß stammt vom Seeheimer Kreis der SPD. Vielen Politikern gilt die Abgeltungssteuer als ungeliebtes Mittel zur Bekämpfung der Steuerflucht, das seinen Zweck angesichts des europaweiten Informationsaustausches der Steuerbehörden nunmehr erfüllt hat und damit obsolet wird. Nun überwiegt der Wunsch, im Rahmen der „Steuer-Vereinfachung und -Gerechtigkeit“, die Faktoren „Arbeit“ und „Kapital“ gleich hoch zu besteuern.

Und da die Zinseinkünfte und die aus ihnen resultierenden Steuereinnahmen, im anhaltenden Niedrigzinsumfeld dauerhaft mathematisch gegen null tendieren, dürfte sich die Begehrlichkeit der Politiker vor allem auf die Einnahmen aus der Aktienanlage richten. Nicht genug, dass der Staat im Zuge seiner eingesparten Schuldendienste zu den größten Profiteuren des Niedrigzinsumfeldes gehört, er ist anscheinend auch nicht bereit, im Gegenzug auf Steuereinnahmen aus Kapitaleinkünften zu verzichten. Dass er dabei eine der wenigen verbliebenen nennenswerten Renditequellen zur Bekämpfung der Altersarmut und eine Möglichkeit der Finanzierung der Wirtschaft konterkariert, nimmt er anscheinend billigend in Kauf.

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Wohl wissend, dass überzeugte Aktienanleger ihre Entscheidung auch für die neuen Rahmenbedingungen nicht revidieren werden und damit steuertechnisch zu „Schafen“ werden, die man ungestört scheren kann.
Der vielfach vorgetragene Ruf nach einer Förderung der Aktienanlage durch den Gesetzgeber und einer steuerlichen Besserstellung langfristiger Aktieninvestitionen gegenüber kurzfristigen Spekulationen, verhallt weiter ohne Ergebnis. Wahrscheinlich bleibt es nun nicht einmal beim Status quo, sondern verschlechtert sich die Lage auch noch. Oder um es mit Shakespeares Hamlet zu sagen: „Ist dies schon der Wahnsinn, so hat es doch Methode.“

Autor Björn Drescher ist Gründer und Chef der Beratungsgesellschaft Drescher & Cie.

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