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Drohender Gasmangel „Die Gewinner einer Energiewende wären Industrie und Privathaushalte“

Ein Sonnenblumenfeld vor einem Kohlekraftwerk
Ein Sonnenblumenfeld vor einem Kohlekraftwerk: „Europa muss so schnell wie möglich unabhängig von russischem Öl und Gas werden, dafür ist die Verlängerung der Laufzeiten von Kohlekraftwerken bereits beschlossen“, so Roman Limacher. | Foto: Imago Images / Photothek

Auf die europäische Wirtschaft kommen harte Zeiten zu. Es stellt sich eigentlich nur noch die Frage, ob es beim Wirtschaftswachstum zu einer harten oder doch nur zu einer weichen Landung kommt. Durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine wird die Abhängigkeit von Energieimporten zu einem riesigen Problem. Vor dem Einmarsch kamen 25 Prozent der Öl- und 40 Prozent der Gasimporte aus Russland. Jetzt setzt Präsident Wladimir Putin die Energielieferungen als politische Waffe ein.

Unabhängig davon, wann und wie der Krieg zu Ende geht, herrscht weitgehend Konsens, dass Europa so schnell wie möglich unabhängig von russischem Öl und Gas, aber auch besser diversifiziert bei anderen Lieferanten, werden muss. Kurzfristig gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die dazu beitragen können: Die Verlängerung der Laufzeiten von Kohlekraftwerken ist bereits beschlossen, eine längere Nutzung der Kernenergie ist zumindest in der Diskussion sowie ein größerer Import von Flüssiggas ist in Arbeit.

 

 

Ziel dieser Maßnahmen ist, die Importe von russischem Gas bis Jahresende um zwei Drittel verglichen mit den Mengen vor dem Krieg zu reduzieren. Die Frage ist allerdings, ob Moskau überhaupt noch Gas liefern wird. Es bestehen zumindest erhebliche Zweifel, ob Europa mit diesen Maßnahmen ausreichend Energie zur Verfügung steht, wenn Putin den Gashahn ganz zudreht. Außerdem ist durch mehr Kohlekraft und LNG eine weitere Dekarbonisierung der Energieproduktion kaum möglich.

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Mittelfristig betrachtet bleibt Europa eigentlich kaum etwas anderes übrig, als die Energieimporte zu drosseln und so unabhängiger von Ländern wie Russland oder Katar zu werden. Aufgrund nicht ausreichender Öl- und Gasvorkommen kann dies nur durch einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien plus der dafür notwendigen Infrastruktur gelingen.

Erst investieren, dann sparen

Goldman Sachs schätzt in einer aktuellen Studie, dass für die Energiewende in Europa (EU27 plus Großbritannien) bis zum Jahr 2050 Investitionen von 10 Billionen Euro notwendig sind. Das wären circa 350 Milliarden Euro pro Jahr. Bis 2030 würde dies 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts entsprechen. Dem stehen allerdings Ersparnisse bei den Energieimporten ebenfalls in Höhe von 10 Billionen Euro gegenüber. Über einen längeren Zeitraum betrachtet, amortisieren sich also diese Ausgaben, allerdings müssten natürlich erst die Investitionen erfolgen, bevor sie entsprechende Ersparnisse bewirken. Laut Goldman Sachs liegen die beiden Zahlungsströme in etwa 10 Jahre auseinander.

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