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Aktualisiert am 31.03.2020 - 11:26 Uhrin MärkteLesedauer: 3 Minuten

Drohernder Grexit Um diese Schuldner machen Anleihe-Investoren einen Bogen

Trotz des Staatsanleihe-Kaufprogramms (QE) der Europäischen Zentralbank im Gesamtvolumen von 1,1 Billionen Euro ist die Rendite der 10-jährigen spanischen Bonds am Dienstag bis auf 2,54 Prozent geklettert. Die italienische Rendite erreichte das höchste Niveau seit Oktober und auch für Irland und Portugal stiegen die Finanzierungskosten in der ersten Woche auf ein Jahreshoch.

Investoren reduzieren ihre Positionen bei Peripherieanleihen, da Griechenland und seine Gläubiger sich nicht über die Bedingungen zur Freigabe einer weiteren Zahlung aus dem Hilfsprogramm einig werden können und dem Land das Geld auszugehen droht. Der Streit befördert Sorgen, dass Griechenland bereits in diesem Monat fällige Zahlungen an den Internationalen Währungsfonds nicht leisten wird. Damit werden Erinnerungen an die Staatsschuldenkrise und die Finanzturbulenzen geweckt, die vor drei Jahren drohten, den Euroraum auseinanderbrechen zu lassen.

„Wir sehen erstmals seit 2012 Ansteckungseffekte aus Griechenland“, sagt Mauricio Vargas, Volkswirt bei Union Investment in Frankfurt. „Für mich gibt das Anlass zu großer Besorgnis, weil es ein Zeichen für systemische Risiken ist, das die Märkte ignoriert haben.“

„Dieser Renditeanstieg würde, wenn er nachhaltig ist, zweifellos die Haushalte belasten“, schrieb Williams per E- Mail. „QE muss möglicherweise bis 2017 verlängert werden.“

Gegenüber den Rekordtiefs vom März haben sich die Renditen der Peripherie-Bonds inzwischen verdoppelt. In den kommenden Wochen könnte nach Einschätzung von Alberto Gallo, Leiter Makro- Anleiheanalyse bei Royal Bank of Scotland Group in London, die Volatilität zunehmen.

„Die von der Europäischen Zentralbank (EZB) angekündigten vorgezogenen Anleihekäufe in den nächsten Wochen könnten mit Blick auf den Sommer die Renditen unter Kontrolle halten“, sagt er, „aber das ist noch nicht geschehen und es ist unwahrscheinlich, dass es ausreichen wird, die Renditen wieder auf das Niveau von vor zwei Monaten zu drücken.“

Spanien muss in diesem Jahr noch mehr als 62 Milliarden Euro über mittel- und langfristige Anleihen aufnehmen, wie aus dem Emissionsplan hervorgeht. Für Zinszahlungen in diesem Jahr sind im Haushalt 35,6 Milliarden Euro vorgesehen. Berechnungsgrundlage war eine durchschnittliche Rendite bei 10-jährigen Bonds von 1,3 Prozent. Noch 2012 war die Rendite bis auf 7,75 Prozent geklettert. „Die spanische Regierung war zu optimistisch“, sagt Riccardo Barbieri, Chefökonom Europa bei Mizuho International in London.

Falls die 10-jährige Rendite bis zum Jahresende bei 2,4 Prozent verharrt, würde das Spaniens Defizit in diesem Jahr um 1,0 Milliarde Euro erhöhen und 2016 um 2,0 Milliarden Euro, sagt Barbieri. Spanien hat mit 5,8 Prozent 2014 bereits das zweitgrößte Haushaltsdefizit in der Europäischen Union und unterliegt seit 2009 dem Haushaltsüberwachungsprogramm der Europäischen Kommission.

Nicht nur Ministerpräsident Mariano Rajoy hat die nützlichen Folgen des QE-Programms der EZB in seinen diesjährigen Haushalt eingerechnet. In Italien sieht der Haushalt von Matteo Renzi für 2015 eine durchschnittliche 10- jährige Rendite von 1,6 Prozent vor. Am Dienstag verlangten Investoren indes 2,33 Prozent. Das Land hielt bei seinem Haushaltsdefizit im vergangen Jahr die Obergrenze der EU von drei Prozent ein, doch lag die Staatsverschuldung bei 132 Prozent.

Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras sorgt indessen mit seinem schärferen Ton für zunehmenden Unmut bei den Gläubigern des Landes. Am Dienstag bezeichnete er das Verhalten des IWF gegenüber seinem Land als „kriminell“ und beschuldigte die EZB, die im QE-Programm keine griechischen Staatsanleihen kauft, das Bankensystem des Landes abzuwürgen.

Griechenland hat noch weitere zwei Wochen, um zu einer Einigung zu kommen.

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