Merger-Experte Kai Lucks
Druck aus China
Aktualisiert am 26.04.2021 - 10:21 Uhr
Kai Lucks ist Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions. Foto: Bundesverband Mergers & Acquisitions
Im Dezember verkündete die Europäische Union fast euphorisch den Abschluss der Verhandlungen über das Investitionsabkommen mit China. Der Umsetzung liegen jedoch noch Steine im Weg, ist Kai Lucks vom Bundesverband Mergers & Acquisitions überzeugt.
Es sollen an dieser Stelle keineswegs Geister aus der Vergangenheit wiedererweckt und keinen Verschwörungstheorien Vorschub geleistet werden. Obengenanntes war vielfältige Praxis und das könnte ähnlich so weitergehen – trotz des anstehenden Investitionsschutzabkommens. Das anhaltende Problem ist ja, dass die Vertragspartner auf Regierungsebene nur begrenzt gegen lokale Widerstände vorgehen oder auf diese auch nur begrenzt einwirken können.
Der alte Geist, der sich immer noch in der Flasche befindet, ist noch nicht gebändigt. Das wird angesichts der Vielfalt regionaler Kräfte aus Ministerien und Behörden auch nicht leicht werden. Trotz der vorgesehenen Verbesserungen der Rechtspositionen...
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Es sollen an dieser Stelle keineswegs Geister aus der Vergangenheit wiedererweckt und keinen Verschwörungstheorien Vorschub geleistet werden. Obengenanntes war vielfältige Praxis und das könnte ähnlich so weitergehen – trotz des anstehenden Investitionsschutzabkommens. Das anhaltende Problem ist ja, dass die Vertragspartner auf Regierungsebene nur begrenzt gegen lokale Widerstände vorgehen oder auf diese auch nur begrenzt einwirken können.
Der alte Geist, der sich immer noch in der Flasche befindet, ist noch nicht gebändigt. Das wird angesichts der Vielfalt regionaler Kräfte aus Ministerien und Behörden auch nicht leicht werden. Trotz der vorgesehenen Verbesserungen der Rechtspositionen europäischer Unternehmen und ihrer Absicherungen in China, ist der Durchgriff im konkreten Einzelfall mithilfe des Investitionsschutzabkommens nur begrenzt.
Zweifellos könnte das europäisch-chinesische Abkommen aber einen großen Wandel in den Wirtschaftsbeziehungen einleiten und unserer Industrie sichere Rechtspositionen im Land der Mitte schaffen. Deshalb setzt die Industrie auch große Hoffnungen in die Umsetzung des Vertrages. Die Erfahrungen und die Vernunft gebieten jedoch, mit Realitätssinn an die nächsten Vorhaben heranzugehen und insbesondere Vorleistungen und Investitionen weiterhin mit größer Vorsicht anzugehen.
Kritische Fragen aus der Geschichte
China hat seine nationalen Unternehmen, seien sie in Staatsbesitz oder privat, in der Zeit des Aufbaus massiv unterstützt (zum Beispiel Technologieabflüsse aus dem Ausland forciert) und geschützt (vor allem Branchen und Tätigkeiten, die den nationalen Spielern vorbehalten sind). China öffnet seine Märkte für das Ausland nur in dem Maß, wie seine eigenen Player Ausländer nicht mehr fürchten müssen und wie sie aus deren Präsenz Vorteile ziehen (vor allem der besagte Technologie- und Kompetenzgewinn).
Wenn China jetzt also Konzessionen macht, dann dort, wo und weil sich das Land stark und dem Wettbewerb aus dem Ausland gewappnet oder überlegen fühlt. Die strategisch denkende Zentralregierung hat dabei vor allem auch im Auge, dass chinesische Firmen führende Positionen im Weltmarkt erreichen. Als herausragende Beispiele für weltweite Spitzenstellungen gelten vor allem folgende Bereiche:
- Die Internet-Industrie: mit den Diensten von Wechat, die den US-Wettbewerber Whatsapp überholt haben, sowie die Handelsplattform Alibaba, die auf dem Bezahlsektor Ebay überholt hat
- Die Bahnindustrie: Das Staatsunternehmen CRRC China Railway Rolling Stock Corporation ist größer als alle drei Spitzenanbieter des Westens (Alstom-Bombardier, Siemens, GE) zusammengerechnet und im Hochgeschwindigkeitssektor technologisch etwa gleichauf, teils sogar führend
- Computerindustrie: Die chinesische Lenovo, die unter anderem das PC-Geschäft von IBM übernommen hatte, ist zum Beispiel der weltweit größte Computerhersteller und gilt als technologisch führend
- Elektromobilität: größter nationaler Einzelmarkt der Welt, mit 486 chinesischen Anbietern im E-Auto-Geschäft, mit Schlüsselpositionen in der Lieferkette
- Filmindustrie: bereits heute der größte Filmmarkt der Welt. In der Entertainment-Produktion will China im Jahr 2035 die USA überholen. Die chinesischen Internetkonzerne Alibaba, Tencent und Baidu setzen dabei auf ihre Digitalplattformen
- Tourismus: mit 5,5 Milliarden Reisen im eigenen Land und 140 Millionen Auslandsreisen trägt China seit 2012 weltweit am meisten zum globalen Tourismusgeschäft bei.
- Netzwerktechnik: Die chinesische Huawei ist weltweit Markt- und Technologieführer bei 5G. Der bisherige Markt- und Technologieführer Cisco aus den USA wurde überholt – Trump wollte durch das Heraushalten von Huawei aus dem US-Markt im Grunde vor allem die zurückgefallene Cisco schützen.
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