Merger-Experte Kai Lucks
Druck aus China
Aktualisiert am 26.04.2021 - 10:21 Uhr
Kai Lucks ist Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions. Foto: Bundesverband Mergers & Acquisitions
Im Dezember verkündete die Europäische Union fast euphorisch den Abschluss der Verhandlungen über das Investitionsabkommen mit China. Der Umsetzung liegen jedoch noch Steine im Weg, ist Kai Lucks vom Bundesverband Mergers & Acquisitions überzeugt.
Mehrere afrikanische Länder sind deshalb zahlungsunfähig oder stehen vor der Insolvenz. China baut seine Marktanteile aus und hat afrikaweit die USA und Deutschland von den ersten Plätzen verdrängt. In den osteuropäischen Ländern müssen Deutsche Marktanteile an China abgeben. Mit seinen Außenwirtschaftsprogrammen löst China vor allem auch innenpolitische Probleme: Überzählige Wanderarbeiter werden im Ausland beschäftigt, industrielle Überkapazitäten werden in anderen Ländern eingesetzt. Die Beteiligung europäischer Unternehmen an den Programmen von „Belt & Road“ und „17 plus 1“ verweigert China unter anderem mit der Ablehnung europäischer Vergaberichtlinien und Sozialverträge.
China...
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Mehrere afrikanische Länder sind deshalb zahlungsunfähig oder stehen vor der Insolvenz. China baut seine Marktanteile aus und hat afrikaweit die USA und Deutschland von den ersten Plätzen verdrängt. In den osteuropäischen Ländern müssen Deutsche Marktanteile an China abgeben. Mit seinen Außenwirtschaftsprogrammen löst China vor allem auch innenpolitische Probleme: Überzählige Wanderarbeiter werden im Ausland beschäftigt, industrielle Überkapazitäten werden in anderen Ländern eingesetzt. Die Beteiligung europäischer Unternehmen an den Programmen von „Belt & Road“ und „17 plus 1“ verweigert China unter anderem mit der Ablehnung europäischer Vergaberichtlinien und Sozialverträge.
China konzentriert sich auch auf kritische Infrastrukturen: zum Beispiel Seehäfen (Piräus) Flughäfen (an sieben deutschen Regionalflughäfen engagiert), Binnenhäfen (Duisburg), Logistik (Cargo-Bahn bis Duisburg), Energie (Co-Finanzierung des derzeit größten europäischen Kernkraftwerk-Baues „Hingston-Point 1 und 2“ an der britischen Küste). Hinzu kommen kontinental-übergreifende Hochspannungsnetze in Europa, Afrika und den südamerikanischen Staaten, der Erwerb von Marktführern wie Kuka, der Kauf der beiden führenden deutschen Feuerwehr-Hersteller und ein Verdrängungswettbewerb in der Solarindustrie mit Kauf der letzten deutschen Marktteilnehmer, die wegen des Wettbewerbsdrucks aus China vor der Insolvenz standen. Schließlich verfolgt China die Vision „China 2049“ (Hundertjahrfeier der Kulturrevolution), um die Ablösung der USA als weltweit führende Wirtschaftsmacht zu feiern.
In den vergangenen 20 Jahren haben die Direktinvestitionen der EU nach China mehr als 140 Milliarden Euro betragen, umgekehrt waren es 120 Milliarden Euro Direktinvestitionen aus China in die EU. Insofern scheinen die Wirtschaftsbeziehungen ausgewogen. Dennoch bleibt die einseitige Benachteiligung europäischer Investoren in China im Vergleich zu chinesischen Unternehmern in Europa bestehen. Die Frage wird sein, wie schwer das europäisch-chinesischen Investitionsabkommen im Verhältnis zu Chinas großen weltumspannenden Programmen wiegt. Präziser: Wie weit lassen uns die Chinesen per Vertrag in die genannten Branchen und Verträge wirklich hinein?
Den Worten nach gewinnt man den Eindruck, dass es sich nur um strategische Randgebiete handelt, wobei sich China die Autonomie in den Kerngebieten vorbehält. Des Weiteren scheinen die regionalen Gegenkräfte nicht gebändigt: Die Zentralregierung ließ – willentlich oder fahrlässig – den Vorgängen in den Distrikten freien Lauf. Die lokalen Ministerien, die Behörden und die nationalen Wettbewerber haben breiten Raum, um geschäftliche Aktivitäten von Ausländern auszubremsen und zu verhindern.
Der Wille zur Durchsetzung nationaler Regeln und auch die Eingriffstiefe in regionale Prozesse sind kritisch zu hinterfragen. Es bleibt abzuwarten, ob das Engagement von Angela Merkel für die EU wirklich vorteilhaft ist oder ob dadurch eher ein Vertrags-Wettlauf mit den USA angezettelt wurde. So bewundernswert Mut und Wille unserer Kanzlerin in dieser Sache sind: Die neue US-Regierung unter Joe Biden scheint bereits einer möglichen Schwächung des westlichen Gewichts gegenüber China kritisch zu begegnen.
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