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DWS-Fondsmanager Christoph Ohme „Mit einer Rezession rechnen wir nicht“

Christoph Ohme, Co-Manager des Aktienfonds DWS Deutschland
Christoph Ohme, Co-Manager des Aktienfonds DWS Deutschland | Foto: DWS

Der DWS Deutschland ist 5 Milliarden Euro schwer und hat auf Sicht eines Jahrzehnts mehr als zehn Prozent jährliche Rendite geliefert. Was zeichnet Ihre Anlagestrategie aus?

Christoph Ohme: Wie verfolgen einen aktiven Stock-Picker-Ansatz, der maßgeblich auf dem eigenen Research der DWS basiert. Das umfasst globale Makro- und Branchenanalysen sowie zahlreiche Gespräche mit dem Management einzelner Unternehmen, die wir entweder in unserem Haus oder vor Ort führen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse setzen wir in Anlageentscheidungen um. Zwei Drittel der Investmententscheidungen basieren auf einem Bottom-Up-Ansatz. Ein Drittel eher auf einem Top-Down-Ansatz.

Mit welchen jährlichen Renditen und Schwankungen können Ihre Anleger künftig rechnen?

Ohme: Das hängt nicht zuletzt auch vom jeweiligen Marktumfeld ab. Die jährliche risikoadjustierte Wertentwicklung über ein Jahr ist zwar nicht unwichtig. Wir konzentrieren uns beim Management deutscher Aktien aber vor allem darauf, langfristigen Mehrwert für unsere Anleger zu schaffen. Und das ist uns in der Vergangenheit auch sehr gut gelungen. So verfügt etwa der DWS Deutschland seit dem Jahr 2006 ununterbrochen über eine Top-Bewertung der Rating-Agentur Scope. Und wie DAS INVESTMENT anlässlich des dreißigsten Geburtstags des Dax im vergangenen Jahr berechnet hat, war der DWS Investa über diese drei Dekaden hinweg der beste deutsche Aktienfonds.

Wie entwickelten sich die Nettozuflüsse?

Ohme: Die Nachfrage hat zuletzt einen Dämpfer erhalten. Das kommt für uns aber nicht überraschend und ist aus Sicht der Anleger auch nachvollziehbar. Denn die ersten drei Monate des Jahres sind mit Blick auf die Wertentwicklung überdurchschnittlich gut gelaufen, so dass der eine oder andere Investor Gewinne mitgenommen hat. Darüber hinaus ist die deutsche Wirtschaft aufgrund ihrer Exportorientierung und ihrem Schwergewicht im verarbeitenden Gewerbe stärker als andere Ökonomien verwundbar durch Handelskonflikte und globale Konjunkturschwächen. Das hat natürlich für erhöhte Vorsicht unter den Anlegern gesorgt. Hinzu kommt derzeit noch eine grundsätzliche Zurückhaltung der Anleger gegenüber Aktien, die sich branchenweit bemerkbar macht. So haben nach Berechnungen des Datenabieters Refinitiv europäische Anleger im Mai netto rund 22 Milliarden Euro aus Aktienfonds abgezogen.

Wie schätzen Sie die wirtschaftliche Lage hierzulande ein, drohen Rezession und viele Arbeitslose? Und wo brummt die Produktion noch?

Ohme: Ganz klar möchte ich vorwegsagen, dass wir nicht mit einer Rezession rechnen. Dessen ungeachtet hat die deutliche weltweite konjunkturelle Eintrübung der vergangenen Monate hierzulande besonders im verarbeitenden Gewerbe und der Grundstoffindustrie aber unübersehbare Bremsspuren hinterlassen. Die Automobilindustrie muss zusätzlich noch den Strukturwandel hin zur Elektromobilität stemmen. Besser hat sich der IT-Sektor geschlagen, wo wir nach wie vor eine rege Investitionstätigkeit in Hard- und Software sehen. Auch bei den Versicherern ist die Gewinnentwicklung weiter stabil. Unter dem Strich sind das jetzt natürlich etwas verhaltenere Aussichten als in den vergangenen Jahren. Aber Wirtschaft ist kein Wunschkonzert. Und wie der langfristige Track Record unserer Deutschland-Aktienfonds belegt, der sich natürlich über gute und schlechtere konjunkturelle Phasen erstreckt, beherrschen wir nicht nur die Offensive, sondern auch die Defensive. Auch in einem insgesamt von weniger Dynamik geprägten Umfeld gibt es stabil wachsende Unternehmen und wir haben unsere Portfolios bereits entsprechend ausgerichtet.

Stichworte Handelskrieg, Eurokrise, Digitalisierung. Was beeinflusst die hiesige Wirtschaft am meisten?

Ohme: In erster Linie ist es die Sorge vor eskalierenden Handelskonflikten und den daraus womöglich resultierenden negativen Folgen für die weltweite Konjunktur. Was die exportlastige deutsche Wirtschaft derzeit aber ebenfalls unübersehbar beeinflusst, ist die konjunkturelle Schwäche in China. Und wir erwarten nicht, dass Peking abermals die fiskalischen Schleusen öffnen wird, um dem Abschwung entgegenzuwirken. Denn das Ziel der Regierung ist derzeit, die Verschuldung zu senken und das Schattenbankensystem aufzuräumen. Neuerliche umfangreiche Stimuli dürfte es vor diesem Hintergrund eher nicht geben. Das alles sorgt bei der deutschen Wirtschaft unserer Ansicht nach aber nur für eine zeitlich befristetet Delle. Auf längere Sicht sind wir unverändert von der außergewöhnlichen Innovationskraft der deutschen Wirtschaft überzeugt.

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