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DWS-Fondsmanager Christoph Ohme „Mit einer Rezession rechnen wir nicht“

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Auf welche Kennziffern achten Sie bei der Titelwahl?

Ohme: Kennziffern sind zwar ein nicht unwichtiger Teil der Analyse von Unternehmen. Viel bedeutender ist aber der vertrauensvolle und kontinuierliche Kontakt zum Management. Denn so lassen sich Informationen über die Chancen von Unternehmen gewinnen, die in den Kennziffern gar nicht enthalten sein können. Und da ist die DWS sehr gut aufgestellt. Denn wir verfügen nicht nur über das wohl größte Team für deutsche Aktien, sondern unsere Kollegen können auch mehrheitlich eine über zehnjährige Investmentexpertise aufweisen. Noch dazu ist die Zusammensetzung des Teams sehr stabil. All das schafft Vertrauen und gibt uns so persönlichen Zugang zu beinahe jedem Unternehmen in Deutschland.

Welchen Anteil haben Nebenwerte in Ihrem Portfolio?

Ohme: Derzeit liegt der Anteil der Nebenwerte im DWS Deutschland bei etwa 25 Prozent. Er bewegt sich in der Regel zwischen 10 und 50 Prozent, so dass die gegenwärtige Höhe einem mittleren Wert entspricht.

Welche Aktien haben sich zuletzt als besonders lukrativ herausgestellt und welche dürften es künftig sein?

Ohme: Zuletzt waren die Aktien von Versicherern und von Unternehmen aus der Informationstechnologie besonders attraktiv. Daneben sehen wir angesichts der konjunkturellen Abkühlung gute Chancen bei den Firmen aus dem Pharma- und Gesundheitsfürsorgesektor.

Zu welchen Titeln halten Sie dagegen Abstand?

Ohme: Vorsichtiger sind wir aktuell gegenüber zyklischen Aktien etwa aus dem verarbeitenden Gewerbe und der Grundstoffindustrie sowie gegenüber Exportwerten.

Sollten mehr Menschen in heimische Aktien investieren?

Ohme: Menschen sollten ganz grundsätzlich deutlich mehr in Aktien investieren, um ihr Kapital zu erhalten oder im Idealfall zu vermehren. Denn die Zinsen werden wie es derzeit aussieht noch lange sehr niedrig bleiben. Nach Abzug der Inflation wird es daher kaum noch gelingen, das Kapital etwa mit sicheren Staatsanleihen aus dem Kern des Euroraums auch nur zu erhalten. Ganz zu schweigen vom Sparbuch oder dem Tagesgeldkonto. Zuletzt ist die Zahl der Besitzer von Aktien oder Aktienfonds in Deutschland zwar gestiegen. Nach Berechnungen des Deutschen Aktieninstituts erhöhte sie sich 2018 zum vierten Mal in Folge und belief sich auf gut 16 Prozent der Deutschen über 14 Jahre. Im internationalen Vergleich ist das aber immer noch ein niedriger Wert.

Was muss passieren?

Ohme: Wir sehen daher auch den deutschen Staat in der Pflicht, so wie es in anderen Ländern schon lange üblich ist, steuerliche Anreize zu setzen, etwa für die langfristige Altersvorsorge mit Aktien. Der so genannte Home Bias vieler Investoren, also die Anlage in vornehmlich heimischen Aktien, ist zwar verständlich – schließlich haben Investoren vor allem ein Gefühl für die Produkte und Dienstleistungen von börsennotierten Unternehmen aus dem eigenen Land. Denn denen begegnen sie in ihrem Alltag regelmäßig. Allerdings sollte ein Deutschland-Aktienfonds nur ein Bestandteil unter mehreren in einem Portfolio sein. Denn eine echte Diversifikation von Risiken funktioniert nur über Regionen und Branchen hinweg.

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