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Investment-Ausblick 2024: Alternativen zu den Magnificent 7

Das Jahr 2023 war ein wilder Ritt. Der Immobilienmarkt geriet weiter unter Druck, der Zins kam noch stärker zurück, mit Anleihen kann man endlich wieder gutes Geld verdienen – und der Aktienmarkt wurde vor allem von sieben Aktien gezogen. Daraus ein allgemeines Stimmungsbild abzuleiten ist schwieriger.
Noch schwieriger ist es, daraus Einschätzungen oder gar Handlungsableitungen für die Zukunft zu erstellen. Denn niemand weiß sicher, ob wir das Schlimmste an den Kapitalmärkten bereits hinter uns gelassen haben oder ob wir doch scheibchenweise in die Rezession gleiten.
Björn Jesch, Anlagechef der DWS, wagte am Dienstag in Frankfurt einen Ausblick. Seine Diagnose für die kommenden Monate war gemischt, aber nicht ohne Optimismus. „Wir sehen derzeit das Comeback von Zinsanlagen nach einer historisch langen Verlustphase von 38 Monaten bei Dollar-Anleihen“, erklärte Jesch, signalisierend, dass die Zeit der Alternativlosigkeit von Aktien vorerst vorbei sei. Aus Tina – There is no alternative – wurde Tapas, „There are plenty alternatives“.
Anleihen, Aktien, Rohstoffe, Immobilien, Cash: Am Steuerpult eines Fondsmanagers gibt es nun wieder mehr Schieberegler, dementsprechend erklärte Jesch mit Blick auf die Zukunft: „Aus der Multi-Asset-Perspektive können wir mit den derzeitigen Herausforderungen – geopolitische Spannungen, Zentralbanken am Scheideweg, höhere Zinsen – sehr gut umgehen“.
Inflation rückt an die 2-Prozent-Marke
DWS-Volkswirt Johannes Müller ist als Global Head of Research zuständig für das große Bild. Er stützt die Einschätzung von Jesch und prognostiziert: „Wir erwarten weder für die USA noch für die Eurozone weitere Zinserhöhungen.“
Auch wenn die Zentralbanken derzeit in puncto Zinssenkungen noch zurückhaltend seien, im Juni 2024 dürften die Leitzinsen sowohl in Europa als auch in den USA erstmals wieder gesenkt werden, prognostiziert Müller. „Die Desinflation wird sich fortsetzen“, fährt er fort. Für die großen Volkswirtschaften erwartet er zum Jahresende eine Inflationsrate im niedrigen 2-Prozent-Bereich.
Das dürfte auch am schwachen Wirtschaftswachstum liegen. In Europa rechnet er mit mageren 0,7 Prozent auf Jahressicht. In den USA wird das Wachstum von 2,3 Prozent in diesem Jahr auf 0,8 Prozent sinken. Besser laufen wird es laut Müller in China: Das Team der DWS prognostiziert 4,7 Prozent Wirtschaftswachstum, auch wenn die Erholung des angeschlagenen Immobiliensektors noch länger brauchen werde.
Es gibt jedoch viele Unbekannten, die Prognosen derzeit schwierig machen: 2024 ist geprägt von vielen Wahlen, unter anderem in den USA, Indien, Russland, Taiwan und Südkorea. Diese werden nicht spurlos am Kapitalmarkt vorübergehen. Denkbar seien etwa „höhere Risikoaufschläge für Anleihen, fallende Aktienkurse, erhöhte Volatilität, Flucht in vermeintlich sichere Anlagen“, so Müller. „Die Vergangenheit hat aber gezeigt, dass derartige Reaktionen nicht lange anhalten und die Auswirkungen bis auf Sektoren oder einzelne Anlagen sehr begrenzt sind.“