DWS-Vertriebschef im Interview „Braucht die DWS mal wieder einen Kracher-Fonds, Herr Michalik?“
DAS INVESTMENT: Was macht ein ETF-Mann an der Spitze eines aktiven Fondshauses?
Thorsten Michalik: Ich wurde ja nicht als ETF-Mann geboren, sondern habe das Geschäft eine Zeit lang betreut. Als Asset Manager braucht man heutzutage immer ein starkes Standbein im aktiven Management, aber alternative Anlagen und ETFs sollte man nicht vernachlässigen – entsprechend breit sind wir bei der DWS aufgestellt. Und ich persönlich habe da auch generell keine Berührungsängste, und das ist sicherlich ganz gut so.
Das Geschäft mit ETFs gräbt den aktiven Fonds das Wasser ab und versaut die Marge, weil die Gebühren viel geringer sind.
Michalik: Erst einmal stehen die Leistungen für unsere Kunden im Vordergrund. Wir sind aber froh, dass wir ein sehr solides Geschäft mit gesunden Margen in allen Geschäftsbereichen haben. Und 2017 lagen wir beim Mittelaufkommen im Privatkundengeschäft in Deutschland auf Platz 1 und sind auch beim Bestand mit einem Marktanteil von 25 Prozent die klare Nummer 1.
Dafür sah es im ersten Quartal 2018 nicht so toll aus.
Michalik: Das mag sein. Man darf aber bei einem oder zwei Quartalen mit Abflüssen nicht gleich nervös werden. Wir gehören in Deutschland und Europa im aktiven und im passiven Geschäft zu den Top-Häusern. Wir betrachten übrigens auch die sogenannten Cross-Flows, die zeigen, wie gut der reine Verkauf läuft, ohne Rückflüsse. Und daran sehe ich, dass wir in Europa und Asien eines der stärksten Jahre je hatten. Was ich auch weiß, ist, dass wir im ersten und zweiten Quartal viele Vertriebserfolge hatten, die wir aber noch umsetzen müssen und die sich deshalb erst später in Zuflüssen niederschlagen werden.
Geht es etwas genauer?
Michalik: Als börsennotiertes Haus leider nicht, da muss ich um Verständnis bitten.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Aber warum lief es im ersten Quartal so mau?
Michalik: Einige Fonds wurden von der Dollar-Abwertung Anfang des Jahres getroffen. Das gilt übrigens auch für Klaus Kaldemorgen mit seinem Fonds Concept Kaldemorgen. Aber das hat sich auch schon wieder komplett gedreht, er hat wieder gut aufgeholt. Wir sind nun mal auch ein aktives Haus, da muss man seinen Fondsmanagern eine Meinung zugestehen. Am Ende zählt der langfristige Erfolg. Der Investa hat zum Beispiel über 30 Jahre den Dax hinter sich gelassen, nach Kosten.
Ihre Kunden sehen das nicht so und gehen raus, wenn es mal nicht rund läuft. Muss Ihr Vertrieb besser gegensteuern?
Michalik: Ich glaube, dass wir die Mittel schon recht gut im Haus behalten haben. Wenn bei derart großen Fonds nur 5 bis 10 Prozent rausgehen, dann sind das schon große Summen. Das gehört dann leider dazu, wenn man Marktführer ist. Bei den jüngsten Absatzzahlen für ETFs haben wir in den ersten fünf Monaten des Jahres sogar iShares geschlagen und sind die Nummer 1 in Europa.