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DWS-Vertriebschef im Interview „Braucht die DWS mal wieder einen Kracher-Fonds, Herr Michalik?“

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Nur liegt bei ETFs die Marge deutlich niedriger als bei aktiv gemanagten Fonds.

Michalik: Das ist sicherlich richtig. Aber gerade, wenn mal ein Quartal nicht ganz so gut läuft oder es Unsicherheit im Markt gibt, ist es für Kunden und uns als Unternehmen gut, dass wir die volle Bandbreite an Assetklassen anbieten und beispielsweise über das ETF-Geschäft sehr viel auffangen können.

Stimmt auch wieder. Man könnte bemängeln, dass Ihr Umsatz im ersten Quartal 2018 gegenüber 2017 zurückging.

Michalik: Das ist struktureller Natur. Wir haben einen Fonds für Infrastruktur-Anlagen, für den wir nur alle zwei Jahre eine Erfolgsgebühr bekommen. 2017 waren das 66 Millionen Euro, und die fehlen im ersten Quartal 2018 anteilig. Weitere Gründe liegen darin, dass die Märkte Ende 2017 höher standen als Ende März, was die Managementgebühren ja auch drückt, und dass wir gegenüber dem Dollar sensibel waren. Wenn der gegenüber dem Euro um 1 Prozent abwertet, sinken unsere Anlagen um 3 Milliarden Euro und unser Umsatz um 8 Millionen Euro. Das war aber nur eine kurzfristige Problematik. Unsere Erwartung einer Dollar-Aufwertung ist mittlerweile eingetreten.

Schauen Sie bitte mal in die Zukunft! Wo sehen Sie die DWS in fünf Jahren?

Michalik: Mich treibt es sehr um, dass weniger als 15 Prozent der Deutschen in Aktien oder Fonds investiert sind. Durch die Digitalisierung haben wir die einmalige Chance, daran etwas zu ändern. Wir werden potenzielle Anleger auf ihren Mobiltelefonen erreichen und über soziale Medien viel besser erkennen und ansprechen. Und die Anlage selbst wird auch viel einfacher. Hier werden uns unser Robo-Advisor Wise und unsere Fondsplattform IKS unseren Vertriebspartnern helfen, die wir für sie zur digitalen Plattform ausbauen. Die Nutzeroberfläche ist schon komplett bereit, um auf Smartphones über unsere DWS-App genutzt zu werden. Wir hoffen, dass sich durch solche Techniken das Verhältnis der Deutschen zu Altersvorsorge und Geldanlage ändert.

Die Deutschen wollen mit ihrem Handy nicht einmal einkaufen. Warum sollten sie dann darüber Geld anlegen?

Michalik: Wenn sie sehen und merken, wie komfortabel das ist, dann werden sie es ganz sicher irgendwann nutzen. Und sie müssen für diese Entwicklung vorbereitet sein. Wenn Ihnen bei der Einführung des iPhones vor etwas über zehn Jahren jemand gesagt hätte, welche Rolle Smartphones heute auch in Deutschland im Lebensalltag spielen, hätten viele das vermutlich auch nicht für möglich gehalten. Ein zweiter Trend ist übrigens die De-Kumulation.

Was ist das?

Michalik: Alle Welt spricht über Vermögensaufbau. Was ist aber, wenn man die Lebensversicherung ausgezahlt bekommt und das Geld dann verbrauchen will? Dann muss man in den kommenden 20 Jahren mit dem Geld irgendetwas machen. Wenn Sie dafür einen Robo-Advisor entwickeln, haben Sie plötzlich einen komplett neuen Markt vor sich.

Digital als Zukunft?

Michalik: Auf jeden Fall. Viele Vermittler und Produktgeber wollen mit den Kundenformalitäten nichts mehr zu tun haben und sie auslagern. Das kann alles über digitale Plattformen wie IKS laufen. Außerdem testen wir jetzt Modelle für virtuelle Realität. Darin können unsere Kunden zusammen mit den Fondsmanagern virtuell in die Gebäude unserer Immobilienfonds gehen und sich darin umsehen. Sicher wird es wie in anderen Bereichen der Digitalisierung auch das eine oder andere nicht funktionieren wird – viele Marktteilnehmer haben uns aber bestätigt, dass wir einer der Vermögensverwalter sind, der die digitale Transformation am besten und weitesten durchdacht hat. Da gibt es unzählige Möglichkeiten im Kundenkontakt, aber auch in der Verwaltung. Das wird die Wettbewerbswelt noch einmal komplett verändern.

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