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Eckhard Sauren: „Bei Fonds geht es nicht nur um Kosten“

Mit nur 18 Jahren startete Eckhard Sauren 1991 als unabhängiger Finanzberater in Aachen. Heute, 33 Jahre später, verwaltet seine Kölner Fondsgesellschaft 2,4 Milliarden Euro in mehreren Dachfonds. Im Interview spricht der Pionier des Manager-Ansatzes über seine Investment-Philosophie, die Bedeutung von Qualität jenseits der Kostenquote und erklärt, warum er trotz ETF-Boom an aktives Management glaubt.
Der Weg zum eigenen Ansatz
„Wir waren damals drei Kumpels, die das Geld zusammengeschmissen haben, um gebührenoptimiert an den Kapitalmärkten aktiv zu sein“, erinnert sich Sauren an seine Anfänge. Als einer seiner Freunde zum 18. Geburtstag 10.000 Deutsche Mark geschenkt bekam, machten sie sich auf die Suche nach Anlagemöglichkeiten. „Nach drei, vier Gesprächen mit Banken und Wertpapierberatern stellten wir fest, dass wir mit unserem zarten Alter mindestens auf gleichem Level waren - und die Banken damals sehr spezifisch und nicht unbedingt im Interesse des Anlegers beraten haben.“
Heute führt Eckhard Sauren jährlich rund 350 Manager-Interviews durch. Seine These: Es geht um die Menschen, nicht nur um die Anlagephilosophie. „In über 80 Prozent der Fälle ist am Ende ein Entscheidungsträger dafür verantwortlich, ob ein Fonds Erfolg hat oder nicht.“ Dabei geht es ihm nicht nur um Track Records: „Wir suchen Manager, die noch nicht vom Markt erkannt sind. Meist werden sie erst wahrgenommen, wenn sie einen Dreijahres-Track-Record haben.“
Die Kunst der Analyse besteht für Sauren darin, auch ohne lange Historie das Potenzial eines Managers zu erkennen: „Man braucht alternative Wege - das können Fachzeitschriften sein, Netzwerke oder eigene Recherchen. Nach über 7000 Gesprächen kennt man den Markt sehr gut und weiß, wo es Veränderungen gibt.“
Die Kostenfrage neu denken
Ein häufiger Kritikpunkt an Dachfonds ist die doppelte Kostenstruktur. Sauren hält die Diskussion für falsch geführt: „Es ist hochgradig unfair, weil ein Dachfonds gegenüber einer Vermögensverwaltung das wesentlich sinnvollere Medium ist“, argumentiert er. „Unsere Dachfonds-Kosten von etwa einem Prozent sind extrem günstig, wenn man sieht, dass wir herausragende Manager kombinieren.“
Er illustriert dies an einem Beispiel: „Wir haben einen hochattraktiven Manager selektiert, der im letzten Jahr 40 Prozent Plus gemacht hat. Der Fonds hat eine All-in-Kostenquote von 10 Prozent. Mit einer 4-Prozent-Position erhöht das unsere Gesamtkostenquote um 0,4 Prozent - aber gleichzeitig haben wir den Ertrag extrem gesteigert.“
Trotz des ETF-Booms sieht Sauren weiterhin große Chancen für aktives Management: „Im Aktienbereich glauben wir, dass viele Manager ihr Potenzial zeigen können, wenn der Fokus mehr auf das Thema Bewertung geht.“ Besonders im Renten- und Absolute-Return-Bereich sieht er Möglichkeiten zur Generierung von Alpha.
„Wir haben mehrere Rentenstrategien, die sich deutlich vom Markt abheben können“, erklärt Sauren. „Wir haben im letzten Jahr vier Rentenfonds ausgewählt, die zweistellig performt haben, während Staatsanleihen bei etwa plus eins und Unternehmensanleihen bei plus vier Prozent lagen.“
Wichtige Zitate der Episode
„Wir investieren nicht in Fonds, sondern in Fondsmanager. In über 80 Prozent der Fälle ist am Ende ein Entscheidungsträger dafür verantwortlich, ob ein Fonds Erfolg hat oder nicht.“ (Eckhard Sauren über die Rolle des Fondsmanager)
„Die Kostendiskussion wird in meinen Augen oft falsch geführt. Die einzig relevante Frage ist: Sind wir in der Lage, mit der Selektion der Fonds unsere Gebühren reinzuholen?“ (Sauren spricht über den Vorwurf, Dachfonds hätten zu hohe Kosten)
„Wir suchen im Grunde genommen die Manager, die noch nicht im Markt erkannt sind.“ (Sauren erklärt seinen Ansatz der frühen Manager-Identifikation. Er sucht aktiv nach Talenten, bevor diese vom breiten Markt entdeckt werden - ein wichtiger Aspekt seiner Alpha-Generierung.
„Jetzt haben wir eine ganz besondere Phase, wo die glorreichen Sieben in den letzten 4 oder 5 Jahren alles dominiert haben und man wirklich sehr genau analysieren muss, wie weit das Teil der Anlagephilosophie ist.“ (über die Herausforderung, in stark konzentrierten Märkten die wahre Managerleistung zu erkennen)
„Entscheidend ist es, die Fondsmanager gegen die richtigen Indizes und Wettbewerber zu messen. Und da werden sehr viele Fehler in der Analyse gemacht.“ (Sauren erklärt seinen methodischen Ansatz zur Leistungsbeurteilung von Managern)
Die Episode mit Eckhard Sauren gibt es auf ...
Qualitätskontrolle und Risikomanagement
In 33 Jahren gab es bei Sauren laut eigener Aussage noch nie einen „Blow-up“. Das Erfolgsgeheimnis liege in der akribischen Analyse: „Wir haben die potenziellen Gefahren, wie etwa bei der ersten Krise der offenen Immobilienfonds, sehr früh analysiert. Da haben wir gesehen, dass die Immobilienmärkte fallen, die Preise der offenen Immobilienfonds aber nicht - da war klar, dass etwas nicht stimmt.“
Auch bei der Lehman-Krise und der Finanzkrise bewährte sich das Risikomanagement: „Wir haben das Thema Liquidität sehr frühzeitig analysiert, egal ob im Small-Cap-Aktien-Bereich oder im Hedgefonds-Bereich. So konnten wir unsere Fonds immer ohne Aussetzung aufrechterhalten.“
Blick in die Zukunft
Aktuell verwaltet Sauren 2,4 Milliarden Euro und sieht noch Wachstumspotenzial: "Wir würden gerne bis 5 Milliarden wachsen, aber auch nicht darüber hinaus. Das haben wir in der Phase diskutiert, als der Fonds Sauren Defensiv extrem populär war und wir ihn bei 1,2 Milliarden für neue Anlagegelder schließen mussten. Zu große Verwässerungseffekte mögen wir nicht."
„In unseren Leitbildern steht die Qualität unserer Arbeit und der zufriedene Anleger an allererster Stelle. Von daher machen wir unseren Job, freuen uns über das schöne Feedback zum Ruhestandsfonds und sind zufrieden, wenn da jetzt auch Geld reinkommt. Aber es ist nicht die zentrale Idee des Unternehmens, dass es zwingend wachsen muss.“
Neben dem Fondsgeschäft engagiert sich Sauren als Vizepräsident beim 1. FC Köln und als Präsident des Kölner Rennvereins. Was ihn nach drei Jahrzehnten noch antreibt? „Es ist nach wie vor ein ganz toller Job, wo man mit herausragenden Persönlichkeiten super interessante Themen besprechen kann. Man ist täglich dem Wettbewerb ausgesetzt - im negativen wie im positiven Sinne. Das treibt und motiviert einen schon, weiterzumachen.“