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„Vielleicht noch einmal 200 Jahre?“ (Edda Schröder im Interview)

Das Jahr 2004: George W. Bush wird wiedergewählt, Facebook geht online, die Hartz-IV-Reformen werden beschlossen. Und mitten in dieser Zeit des Umbruchs feiert ein britisches Finanzhaus sein 200-jähriges Bestehen. Schroders, gegründet 1804, hat zwei Napoleonische Kriege, zwei Weltkriege und unzählige Finanzkrisen überstanden.
In unserem Archiv stoßen wir anlässlich des 25-jährigen Jubiläums von DAS INVESTMENT auf ein Interview mit Edda Schröder, der damaligen Geschäftsführerin von Schroders Deutschland. Auf den Fotos im Magazin lächelt, spricht und gestikuliert die blonde Managerin – ein seltener Anblick in der männerdominierten Finanzwelt von 2004.
„Vielleicht noch einmal 200 Jahre?“ antwortet sie lachend auf die Frage, wie lange Schroders noch unabhängig bleiben könne. Diese Mischung aus Humor und Selbstbewusstsein zieht sich durch das gesamte Gespräch, in dem sie ihre Strategie darlegt: 15 Prozent stärker wachsen als der Markt, Fokus auf Banken und institutionelle Kunden.
Was heute fasziniert: Schröders Betonung von Transparenz und Risikomanagement – zu einer Zeit, als die Branche gerade erst begann, sich von der geplatzten Dotcom-Blase zu erholen. „Als wir in Deutschland vor drei Jahren ein entsprechendes Instrument vorgestellt haben, zählte für die meisten anderen nur eins: Performance“, erklärt sie. „Performance zählt nicht mehr allein, sondern in Verbindung mit dem Risikoaspekt.“
Schröder brachte inflationsgesicherte Rentenfonds nach Deutschland
Schröder war ihrer Zeit voraus, als sie sich für die Vereinheitlichung von Fondsratings einsetzte: „Es ist ein altes Thema, dass bei Rankings oft Äpfel mit Birnen verglichen werden.“ Die Initiative European Fund Categorisation Forum sollte diesem Problem begegnen – ein Anliegen, das auch heute noch aktuell ist.
Schroders schloss Fonds bei zu hohen Mittelzuflüssen temporär. „Wir wollen nicht, dass der ursprüngliche Investmentansatz verwässert wird“, begründet sie diesen Schritt, der Anlegerinteressen über kurzfristige Gebühreneinnahmen stellte.
Als Pionierin brachte sie außerdem inflationsgesicherte Rentenfonds nach Deutschland – heute Standard, damals Innovation. „Sie sind ein langfristiges Produkt und eignen sich gut für die Altersvorsorge“, erklärte sie vorausschauend.
Der kurze Lebenslauf am Rand des Artikels verrät interessante Details: geboren in Minden, Banklehre bei der Volksbank, Wirtschaftsstudium in Göttingen, Karrierestationen bei Dresdner Bank und Flemings. Hobbys: Bergsteigen, Motorradfahren, Fernreisen, Lesen – eben das Profil einer Frau, die gerne Grenzen überschreitet.
Beim Durchblättern unseres Archivs werden wir immer wieder von solchen Zeitdokumenten überrascht. Sie zeigen, wie sich die Finanzbranche verändert hat – und welche Persönlichkeiten diesen Wandel prägten. Lesen Sie weitere historische Interviews in den kommenden Wochen.
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Das Jahr 2004: George W. Bush wird wiedergewählt, Facebook geht online, die Hartz-IV-Reformen werden beschlossen. Und mitten in dieser Zeit des Umbruchs feiert ein britisches Finanzhaus sein 200-jähriges Bestehen. Schroders, gegründet 1804, hat zwei Napoleonische Kriege, zwei Weltkriege und unzählige Finanzkrisen überstanden.
In unserem Archiv stoßen wir anlässlich des 25-jährigen Jubiläums von DAS INVESTMENT auf ein Interview mit Edda Schröder, der damaligen Geschäftsführerin von Schroders Deutschland. Auf den Fotos im Magazin lächelt, spricht und gestikuliert die blonde Managerin – ein seltener Anblick in der männerdominierten Finanzwelt von 2004.
„Vielleicht noch einmal 200 Jahre?“ antwortet sie lachend auf die Frage, wie lange Schroders noch unabhängig bleiben könne. Diese Mischung aus Humor und Selbstbewusstsein zieht sich durch das gesamte Gespräch, in dem sie ihre Strategie darlegt: 15 Prozent stärker wachsen als der Markt, Fokus auf Banken und institutionelle Kunden.
Was heute fasziniert: Schröders Betonung von Transparenz und Risikomanagement – zu einer Zeit, als die Branche gerade erst begann, sich von der geplatzten Dotcom-Blase zu erholen. „Als wir in Deutschland vor drei Jahren ein entsprechendes Instrument vorgestellt haben, zählte für die meisten anderen nur eins: Performance“, erklärt sie. „Performance zählt nicht mehr allein, sondern in Verbindung mit dem Risikoaspekt.“
Schröder brachte inflationsgesicherte Rentenfonds nach Deutschland
Schröder war ihrer Zeit voraus, als sie sich für die Vereinheitlichung von Fondsratings einsetzte: „Es ist ein altes Thema, dass bei Rankings oft Äpfel mit Birnen verglichen werden.“ Die Initiative European Fund Categorisation Forum sollte diesem Problem begegnen – ein Anliegen, das auch heute noch aktuell ist.
Schroders schloss Fonds bei zu hohen Mittelzuflüssen temporär. „Wir wollen nicht, dass der ursprüngliche Investmentansatz verwässert wird“, begründet sie diesen Schritt, der Anlegerinteressen über kurzfristige Gebühreneinnahmen stellte.
Als Pionierin brachte sie außerdem inflationsgesicherte Rentenfonds nach Deutschland – heute Standard, damals Innovation. „Sie sind ein langfristiges Produkt und eignen sich gut für die Altersvorsorge“, erklärte sie vorausschauend.
Der kurze Lebenslauf am Rand des Artikels verrät interessante Details: geboren in Minden, Banklehre bei der Volksbank, Wirtschaftsstudium in Göttingen, Karrierestationen bei Dresdner Bank und Flemings. Hobbys: Bergsteigen, Motorradfahren, Fernreisen, Lesen – eben das Profil einer Frau, die gerne Grenzen überschreitet.
Beim Durchblättern unseres Archivs werden wir immer wieder von solchen Zeitdokumenten überrascht. Sie zeigen, wie sich die Finanzbranche verändert hat – und welche Persönlichkeiten diesen Wandel prägten. Lesen Sie weitere historische Interviews in den kommenden Wochen.
Hier gibt es das Interview mit Edda Schröder zum Download.
Lesen Sie das Interview in voller Länge.
„Die Anleger sind professioneller geworden“
Edda Schröder, Geschäftsführerin von Schroders Deutschland, über Markennamen, Transparenz und den freiwilligen Verzicht auf Managementgebühren
DER FONDS: Schroders feiert 2004 das 200-jährige Firmenjubiläum. Wie lange schaffen Sie es noch, als Vermögensverwalter unabhängig zu bleiben?
Edda Schröder (lacht): Vielleicht noch einmal 200 Jahre? Das ist schwer zu sagen. Die gesamte Branche spricht über Konsolidierung. Aber wir sind sehr gut aufgestellt, und die Schroders-Familie, die 48 Prozent der Anteile hält, will die Unabhängigkeit.
DER FONDS: Sie könnten Ihren Teil dazu beitragen, wenn Sie in Deutschland fleißig Fonds verkaufen. Doch wo sollen in einer Zeit, in der die gesamte Branche über schleppenden Absatz klagt, neue Mittelzuflüsse herkommen?
Schröder: In Deutschland wollen wir 15 Prozent stärker wachsen als der Markt. Um dieses Ziel zu erreichen, setzen wir vor allem auf Banken und institutionelle Kunden, dort liegt das große Geld der Anleger. Und dieser Markt öffnet sich immer mehr.
DER FONDS: Bei einem der Vorreiter dieser Entwicklung, der Commerzbank, stehen Sie allerdings noch vor verschlossenen Türen. Haben Ihre Fonds dort nicht überzeugt?
Schröder: Als die Commerzbank beschloss, Fonds von Dritten ins Angebot zu nehmen, war ihr die Marke Schroders noch zu unbekannt. Mittlerweile ist der Name Schroders jedoch ein Begriff geworden, unter anderem durch unsere Kooperationen mit der Deutschen Bank und der Citibank. Ich bin optimistisch, dass wir bald auch bei der Commerzbank zum Zuge kommen. Strategische Partnerschaften mit Banken und auch mit ausgewählten Maklerpools sind die Zukunft im Fondsgeschäft.
DER FONDS: Immer mehr Anbieter drängen in diesen Markt. Was unterscheidet Schroders von den Mitbewerbern?
Schröder: Wir sind ein aktiver Vermögensmanager mit 200 Jahren Erfahrung. Unsere Wurzeln liegen im institutionellen Bereich. Mit den besonderen Anforderungen an das Risikomanagement und an die Transparenz sind wir deshalb schon lange vertraut. Als wir in Deutschland vor drei Jahren ein entsprechendes Instrument vorgestellt haben, zählte für die meisten anderen nur eins: Performance. Das hat sich wesentlich geändert.
DER FONDS: Meinen Sie damit, dass Performance jetzt zweitrangig geworden ist?
Schröder: Keineswegs. Aber sie zählt nicht mehr allein, sondern in Verbindung mit dem Risikoaspekt. Die Anleger sind professioneller geworden, sie wollen mehr Informationen haben. Unser stringenter Investmentprozess kommt uns dabei zugute. Anleger, Berater, Dachfondsmanager und Analysten schauen viel genauer auf das Produkt.
DER FONDS: Ist das auch der Grund, warum Sie sich an einer Initiative zur Vereinheitlichung von Fondsratings und -rankings beteiligt haben?
Schröder: Die Motivation für das European Fund Categorisation Forum, kurz EFCF, war die fehlende Transparenz. Es ist ein altes Thema, dass bei Rankings oft Äpfel mit Birnen verglichen werden. Man kann nicht Growth- und Value-Fonds oder Europa- und Eurolandfonds in einen Topf schmeißen. Das ist für den Kunden nicht objektiv.
DER FONDS: Zuletzt ist es um das EFCF ziemlich ruhig geworden.
Schröder: Das mag nach außen hin so wirken, aber ich kann versichern, dass alle Teilnehmer intensiv an einer Lösung arbeiten. Für die Rentenfonds gibt es ja schon Ergebnisse. Sie werden jetzt nach den Kriterien Währungsrisiko, Kreditqualität und Zinsrisiko in Vergleichsgruppen eingeteilt. Wann Resultate zu den Aktienfonds veröffentlicht werden, kann ich aber nicht sagen.
DER FONDS: Somit wäre auch Ihr inflationsgesicherter Rentenfonds, mit dem Sie in Deutschland zu den Vorreitern gehören, besser vergleichbar. Hat sich mit dem Produkt eine neue Mode aufgetan?
Schröder: Ich sehe hier eine neue Produktgruppe und keine Mode. Neben Fonds mit Unternehmens- und Staatsanleihen werden sich inflationsgesicherte Rentenfonds langfristig etablieren.
DER FONDS: Was macht Sie da so sicher?
Schröder: Auch ein Rentenportfolio sollte der Anleger diversifizieren. Wenn man sich das Risiko-Ertrags-Potenzial anschaut, das ein solcher Fonds in ein Portfolio hineinbringt, macht ein Investment eindeutig Sinn. In unserem Heimatmarkt England sind inflationsgesicherte Rentenfonds seit langem etabliert. Sie sind ein langfristiges Produkt und eignen sich gut für die Altersvorsorge. Der Trend geht in diese Richtung, aber noch sind diese Fonds zu wenig bekannt.
DER FONDS: Die Konkurrenz bedankt sich für Ihre Innovationskraft, indem sie Schroders eifrig kopiert.
Schröder: Der wesentliche Unterschied ist, dass wir ein globales Produkt anbieten. Fast alle anderen haben ihre inflationsgebundenen Fonds auf Europa ausgerichtet. Damit sind wir wesentlich flexibler. Dieser Vorteil wird immer noch unterschätzt.
DER FONDS: Eine Vorreiterrolle nimmt Schroders auch ein, wenn es darum geht, einen Fonds wegen zu hoher Mittelzuflüsse zum Schutz der Anleger zeitweise zu schließen. Bleibt der mittlerweile wieder zugängliche Schroders US Small Cap ein Einzelfall?
Schröder: Wahrscheinlich nicht. Wenn uns ein Fondsmanager mitteilt, dass er sein eigentliches Anlageuniversum ausweiten müsste, um weiteres Anlegervermögen zu investieren, stoppen wir den Mittelzufluss. Wir wollen nicht, dass der ursprüngliche Investmentansatz verwässert wird. Das Problem ergibt sich vorrangig bei Fonds, die in engen Segmenten investieren, etwa beim Japan Alpha oder beim Swiss Small Cap.
DER FONDS: Viele Mitbewerber wollen in einem solchen Fall auf die zusätzlichen Einnahmen nicht verzichten und handeln anders. Werden Sie für Ihr Verhalten belohnt?
Schröder: Für uns ist dieser Weg ein fester Bestandteil der Unternehmensphilosophie und wird durchgängig weitergeführt. Auch wenn der Vertrieb sich darüber nicht immer freut, bekommen wir von Anlegern durchaus positive Resonanz.
DER FONDS: Wenn Transparenz und Fairness gegenüber dem Anleger für Sie eine so große Rolle spielen, warum wagen Sie dann nicht auch hier einen Schritt nach vorn und legen die kompletten Portfolios Ihrer Fonds offen?
Schröder: Das tun wir. Vertriebspartner haben die Chance, jederzeit alle Positionen eines Fonds abzufragen, um sich zu informieren, wie das Produkt zusammengestellt ist. Auch Endkunden haben die Möglichkeit, diese Informationen über uns in Frankfurt zu erhalten.
Das Interview führte Jens-Krister Oehm
Edda Schröder
- Alter: 39
- Geburtsort: Minden
- Familienstand: ledig
- Karriere: Nach einer Banklehre bei der Volksbank Hardegsen und dem Studium der Wirtschaftswissenschaften in Göttingen steigt Edda Schröder 1991 als Marketingassistentin bei der Dresdner Bank ein, bevor sie 1994 in den Vertrieb der britischen Investmentgesellschaft Flemings wechselt. Dort baut sie unter anderem von Luxemburg aus das Service-Team für Europa auf, bevor sie im März 2000 als Geschäftsführerin zu Schroder Investment Management in Frankfurt wechselt.
- Hobbys: Bergsteigen, Motorradfahren, Fernreisen, Lesen
- Reiseziele: Asien



