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Edelmetall-Experte Christian Brenner „Beim Goldpreis sehen wir Parallelen zur Krise 2008“

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Gleichzeitig bleibt die Versorgungssituation angespannt. Die letzten Wochen waren gekennzeichnet von einem beinahe beispiellosen Engpass am physischen Goldmarkt – aus mehreren Gründen. Infolge der behördlich angeordneten Schutzmaßnahmen kam es zu einem Shutdown in vielen Ländern, der auch die Goldproduktion empfindlich traf. Das wiederum führte zu Versorgungsengpässen. Weltweit hatten die wichtigsten Münz- und Prägeanstalten entweder komplett geschlossen oder produzierten nur mit einem Bruchteil der normalen Kapazitäten. Weiterhin ergaben sich aufgrund der Lockdown-Maßnahmen Störungen in den globalen Lieferketten. Normalerweise weichen Händler in derartigen Phasen auf den Sekundärmarkt aus, um an Waren zu kommen. Doch von Normalzuständen sind wir im pandemiegetriebenen Umfeld weit entfernt. Aktuell findet der Zweitmarkt so gut wie gar nicht statt, da kaum jemand sein Gold veräußert. Zusätzlich ließen die Sicherheitsaufschläge in Logistik und Produktion die Aufgelder steigen. Beispielsweise haben sich die Produktionsaufschläge auf Barren um mehr als 20 Prozent erhöht. Vermutlich wird es noch Monate dauern, ehe hier Entspannung eintritt. Bei Platin und Palladium gehen wir sogar von Quartalen aus, die zur Normalisierung vergehen werden.

Entspannung nicht in Sicht

Derzeit beobachten wir eine vorsichtige Entspannung bei der Verfügbarkeit von Gold, dennoch bleibt das Angebot weiterhin deutlich begrenzt. Und daran wird sich kurzfristig nur wenig ändern. Zwar dürfen die wichtigsten Goldproduzenten im schweizerischen Tessin derzeit unter strengen Auflagen und mit stark reduzierter Manpower die Produktion langsam wieder hochfahren. Trotzdem bleibt die Verknappung noch lange darüber hinaus bestehen, bis sich die regelmäßige Versorgung aller Verkäufer wieder eingependelt hat. Zusätzliches Unheil droht bei der Förderung: Rund 25 Prozent der Edelmetall-Minen in Süd- und Nordamerika liegen derzeit aufgrund der Corona-Pandemie still. Die Frage der knappen Verfügbarkeit wird uns noch länger begleiten.

Beim Goldpreis sehen wir starke Parallelen zur Krise 2008. Auch damals fiel der Preis zu Beginn der Krise, um anschließend innerhalb kürzester Zeit auf ein Allzeithoch zu steigen. Am Markt herrschen aktuell ähnliche Bedingungen: Niedrigzins, niedriges Realzinsniveau sowie Zentralbanken und Regierungen, die Unsummen an Geld in den Markt pumpen, ohne genau zu wissen, welche Wirkung diese Maßnahmen entfalten werden. Angesichts dieser unsicheren Ausgangslage besteht ein durchaus gutes Umfeld für Goldpreisfantasien – nicht ausgeschlossen, dass der Kurs sich ähnlich wie 2008 entwickelt. Die Bank of America erhöhte das Kursziel für Gold in den nächsten 18 Monaten von 2.000 auf 3.000 Dollar pro Feinunze.


Über den Autor:
Christian Brenner ist Geschäftsführer beim Edelmetall-Anbieter Philoro. Von Leipzig aus lenkt er dessen deutsches Geschäft. Philoro ist mit Filialen auch in Österreich und Liechtenstein tätig.

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