Edelmetallexperte zur Goldpreis-Rally „Ich rechne mit mindestens 3.000 US-Dollar“
DAS INVESTMENT: Jüngst hat der Goldpreis wieder einen neuen Rekord erzielt. Warum schiebt die Nachfrage weiterhin so stark an?
Dominik Lochmann: Zum einen sorgen geopolitische Spannungen, insbesondere der Konflikt zwischen Israel und Iran, für Unsicherheit an den Märkten. Zum anderen rückt die bevorstehende US-Wahl in den Fokus der Anleger. Bei Investoren steigt das Bedürfnis nach Sicherheit, weshalb sie verstärkt Sachanlagen wie Gold in ihre Portfolios aufnehmen. Auch die Zinsentscheidungen der Notenbanken spielen stets eine Rolle, sinkende Zinsen machen Gold attraktiver.
Erscheint Ihnen der andauernde Höhenflug angemessen angesichts eines Zinsniveaus wie seit 20 Jahren nicht mehr?
Lochmann: Trotz der aktuellen Zinssituation erweist sich der Höhenflug des Goldpreises als durchaus angemessen und besitzt darüber hinaus noch Aufwärtspotenzial. Steigende Förderkosten sowie eine anhaltend hohe Nachfrage seitens Zentralbanken und Privatinvestoren sprechen dafür, dass das derzeitige Preisniveau nachhaltig bleibt.
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DAS INVESTMENT: Jüngst hat der Goldpreis wieder einen neuen Rekord erzielt. Warum schiebt die Nachfrage weiterhin so stark an?
Dominik Lochmann: Zum einen sorgen geopolitische Spannungen, insbesondere der Konflikt zwischen Israel und Iran, für Unsicherheit an den Märkten. Zum anderen rückt die bevorstehende US-Wahl in den Fokus der Anleger. Bei Investoren steigt das Bedürfnis nach Sicherheit, weshalb sie verstärkt Sachanlagen wie Gold in ihre Portfolios aufnehmen. Auch die Zinsentscheidungen der Notenbanken spielen stets eine Rolle, sinkende Zinsen machen Gold attraktiver.
Erscheint Ihnen der andauernde Höhenflug angemessen angesichts eines Zinsniveaus wie seit 20 Jahren nicht mehr?
Lochmann: Trotz der aktuellen Zinssituation erweist sich der Höhenflug des Goldpreises als durchaus angemessen und besitzt darüber hinaus noch Aufwärtspotenzial. Steigende Förderkosten sowie eine anhaltend hohe Nachfrage seitens Zentralbanken und Privatinvestoren sprechen dafür, dass das derzeitige Preisniveau nachhaltig bleibt.
Kryptos sind ein spekulativer Hype, der nicht an die Sicherheit und die Beständigkeit von Gold heranreicht.
Welche Rolle spielt eine hohe Inflation für die unterschiedlichen Käufergruppen?
Lochmann: Viele Faktoren besitzen Einfluss auf die Goldnachfrage. In der Vergangenheit hat die hohe Inflation die Nachfrage von Kleinanlegern nach Barren und Münzen gebremst, weil diesen weniger Kapital für Investitionen zur Verfügung stand. Großanleger setzten währenddessen weiterhin auf Gold, das in Zeiten hoher Inflation auch traditionell als sicherer Hafen gilt.
Eine weitere Rolle spielt die Ausdehnung der Geldmengen im Dollar- und Euroraum: Goldreserven, die nicht beliebig vermehrt werden können, gelten in unsicheren Zeiten als verlässliche Notfallreserve. Geopolitische Krisen führen dagegen meist nur kurzfristig nach Ausbruch zu einem sogenannten Run auf Gold, also einem sprunghaften Anstieg der Nachfrage.
Bitcoin und andere Kryptos bleiben medial enorm präsent. Werden Digitalwährungen ein sicherer Hafen und eine Konkurrenz für Gold?
Lochmann: Ich denke nicht, dass dort langfristig eine ernsthafte Konkurrenz besteht. Kryptowährungen, zumindest einige von ihnen, haben sich zwar etabliert, mangels staatlicher Kontrollen und Garantien werden sie Gold aber nicht ersetzen können. In gewisser Weise erinnern sie mich eher an die niederländische Tulpenmanie des 16. Jahrhunderts – ein spekulativer Hype, der nicht an die Sicherheit und Beständigkeit von Gold heranreicht.
Welchen Verlauf erwarten Sie für den Goldpreis bis zum Jahreswechsel und in den nächsten 5 Jahren?
Lochmann: Zum Jahreswechsel erwarte ich, dass sich der Goldpreis in der Bandbreite von 2.400 bis 2.600 US-Dollar pro Unze bewegen wird, vorausgesetzt, der Israel-Iran-Konflikt weitet sich nicht weiter aus und es treten keine anderen unerwarteten Krisen auf. In fünf Jahren rechne ich mit einem Goldpreis von mindestens 3.000 US-Dollar pro Unze.
Silber entwickelte sich auf ein Jahr gesehen fast genauso stark wie Gold, über 5 Jahre sogar etwas besser. Sind die Gründe dafür ähnlich wie bei Gold?
Lochmann: Der Silberpreis wird maßgeblich durch die industrielle Nachfrage beeinflusst – und die steigt kontinuierlich. Besonders in Solarzellen und Windrädern wird eine beträchtliche Menge Silber verarbeitet. Zudem kommt in Elektroautos eine große Menge des Edelmetalls, beispielsweise in der Steuertechnik, in Sensoren und in elektrischen Kontakten, zum Einsatz.
Welche Preisentwicklung halten Sie bis zum Jahresende für wahrscheinlich und wie fällt Ihre längere Prognose aus?
Lochmann: Bei Silber sind neben der Nachfrage auch die Förderbedingungen von entscheidender Bedeutung. Ein erheblicher Teil des Silbers wird als Beifang beim Abbau von Kupfer, Blei und Gold gewonnen. Daher beeinflussen die gesamtwirtschaftliche Entwicklung und die Rohstoffnachfrage ebenfalls den Silberpreis. Zum Jahresende erwarte ich, dass der Kurs bei etwa 26 bis 28 Euro pro Unze liegen wird. Auf lange Sicht dürfte sich Silber sogar besser entwickeln als Gold.
Was spricht dafür, dass Anleger direkt in die Edelmetalle investieren, und was müssen sie dabei beachten?
Lochmann: Für Anleger, die in Edelmetalle investieren wollen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Wer kurzfristig spekulieren möchte, kann auf Goldzertifikate zurückgreifen und sich damit den physischen Transport und die Lagerkosten sparen. Langfristig orientierte Investoren, die Edelmetalle wirklich als Sicherheitsreserve betrachten, bevorzugen jedoch häufig, das Gold oder das Silber auch tatsächlich in den Händen zu halten und unmittelbar darüber verfügen zu können. Um die wertvolle Anlage optimal zu schützen, empfiehlt es sich jedoch, bereits vor dem Kauf an eine sichere Lagerung zu denken.
Auch Gold-ETCs fließen enorme Anlagesummen zu. Wo liegen die Vor- und Nachteile gegenüber Tresorgold?
Lochmann: Gold-ETCs erfreuen sich großer Beliebtheit, da sie einige Vorteile bieten. Einer der größten Vorzüge liegt darin, dass sich Anleger keine Gedanken um die sichere Lagerung des Goldes machen müssen. Zudem entfällt der physische Transport bei Kauf und Verkauf, was den Handel mit Gold deutlich vereinfacht. Gleichzeitig besitzen Anleger das Gold jedoch nicht direkt, sondern haben nur einen Anspruch auf dessen Gegenwert. Dies kann in Krisenzeiten problematisch werden.
Warum stiegen die Aktienkurse von Goldminen nicht in vergleichbarem Maß?
Lochmann: Trotz des Anstiegs der Goldpreise konnten die Aktienkurse von Goldminen nicht im gleichen Maße profitieren. Ein wesentlicher Grund dafür liegt in den steigenden Betriebskosten der Minen, die die Gewinne schmälern. Anders als der Goldpreis steigt also die Rendite der Minenunternehmen nicht an. Zudem sinken in vielen etablierten Minen allmählich die Goldgehalte im abgebauten Erz, was die Förderung weiter verteuert und die Erträge schmälert. Diese Faktoren bremsen das Wachstum der Aktienkurse, selbst in einem Umfeld steigender Goldpreise.
Hier finden Sie alle Goldaktienfonds im Überblick.
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Steht dort in absehbarer Zukunft ein Aufschwung bevor?
Lochmann: Meiner Einschätzung nach haben wir den Höhepunkt der Primärgoldförderung erreicht. Sollten keine relevanten neuen Abbaugebiete gefunden und erschlossen werden, wird die globale Fördermenge langfristig sinken.
Sie bieten auch recyceltes Gold an. Stellen Sie dafür ebenfalls eine steigende Nachfrage fest und wird diese von zunehmenden nachhaltigen Ansprüchen gefördert?
Lochmann: In der Edelmetallbranche machen sich zunehmende Ansprüche an Nachhaltigkeit und gute Abbaubedingungen bemerkbar. Alle namhaften Produzenten und Händler achten daher sensibel auf die Herkunft des Goldes, das sie verarbeiten oder verkaufen. Ganz gleich, ob Primär- oder Sekundärgold – entscheidend ist, dass die Quellen transparent und nachvollziehbar sind. Gerade recyceltes Gold hat jedoch zusätzlich auch einen Vorteil in puncto Energieeffizienz, da keine riesigen Mengen an Gestein mehr bewegt werden müssen. Stattdessen wird altes Gold aus Schmuck, Zahngold, Münzen oder Elektronikschrott eingeschmolzen und wiederverwendet, was die Umwelt deutlich weniger belastet.
Über den Interviewten:
Dominik Lochmann ist Geschäftsführer des Edelmetall-Handelsunternehmens ESG Edelmetall-Service mit Sitz in Rheinstetten.