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Edelmetall-Investments „Gold profitiert von Rückkehr der Risiken bei Aktien“

Goldbarren: Historisch niedrige Positionierungen von Spekulanten am Goldmarkt deuten laut Stefan Wolpert auf eine große Sorglosigkeit der Anleger.
Goldbarren: Historisch niedrige Positionierungen von Spekulanten am Goldmarkt deuten laut Stefan Wolpert auf eine große Sorglosigkeit der Anleger. | Foto: Günther Richter / pixelio.de

Steigende US-Zinsen und ein starker US-Dollar bremsten 2018 die Preisentwicklung beim Gold. Dennoch sind Kursverluste, wie wir sie im dritten Quartal gesehen haben, aus unserer Sicht nicht gerechtfertigt. Der Rückgang von 1.350 Dollar im Mai auf weniger als 1.200 Dollar im September hat nicht wenige Goldinvestoren – und auch uns – überrascht. Die Korrektur der vergangenen Wochen war überfällig und den zeitweise sprunghaften Verlauf werten wir als Ausdruck einer spekulativen Neuordnung am Futures-Markt. Doch wie geht es nun weiter, können Anleger in Zukunft wieder mit höheren Goldkursen rechnen?

Gegensätzliche Einflussfaktoren

Die Federal Reserve (Fed) hält an ihrem Kurs fest, die Aktivseite ihrer Bilanz zu verkürzen, und wird weiterhin Schatzanweisungen und Mortgage Backed Securities (MBS) im Wert von 50 Milliarden US-Dollar monatlich verkaufen. Dieser Liquiditätsentzug sorgte im laufenden Jahr für einen Anstieg bei den zehnjährigen US-Anleiherenditen von 2,7 auf derzeit 3,2 Prozent. Daneben gelten am Markt drei weitere Zinserhöhungen bis Ende 2019 als wahrscheinlich, die die Fed benötigen wird, um die Inflation in Schach zu halten. Der Ausblick auf Zinssteigerungen und ein nachlassender Inflationsdruck sollten den Goldpreis weiterhin negativ beeinflussen.

Stefan Wolpert, Plutos Vermögensverwaltung

Rückenwind hingegen kann von der Dollarseite kommen. Andere Zentralbanken könnten ihre Geldpolitik ebenfalls verschärfen, was den Dollar gegenüber anderen Währungen abschwächen würde. Der Spielraum in der EU ist in Anbetracht der jüngsten Entwicklungen Italiens derzeit eher gering und auch die Zentralbank von Japan dürfte am Niedrigzins weiter festhalten. Die Bank of England hatte dagegen erst im August die Leitzinsen erhöht.

Das Risiko einer Dollarabwertung dürfte aber eher aus einer anderen Richtung kommen: Es ist wahrscheinlicher, dass aus der steigenden Verschuldung der USA, die durch die jüngsten Steuersenkungen noch verschärft wird, eine Abwertung des Dollars resultiert. Erst im September wurde ein neuer US-Haushalt verabschiedet, um den Shut-Down, also den Stillstand der Regierung, wieder einmal abzuwenden.

Investorenstimmung auf Tiefpunkt

Nachdem der Goldpreis unter 1.200 Dollar sank und nicht einmal der massive Abverkauf an den Emerging Markets die Risikoscheu zurückbrachte und Investoren in den sicheren Hafen Gold trieb, war die Stimmung am Tiefpunkt. Im August war Gold massiv überverkauft, die spekulative Long-Positionierung so niedrig wie seit 2001 nicht mehr. Kein Wunder, dass die Erholungsbewegung in einem kleinen Short-Squeeze mündete und den Preis auf das derzeitige Niveau bei 1.230 Dollar rettete.

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Der jüngste Auftrieb beim Goldpreis ließ die Goldbullen unter den Investoren wieder Hoffnung schöpfen. Der Weg zu einer nachhaltigen Gold-Hausse ist jedoch noch lang, erst die Überwindung der Marke von 1.350 Dollar, wo ein massiver fünfjähriger Widerstand verläuft, könnte eine Rally größeren Ausmaßes lostreten. Denn hier müssten sich viele Großinvestoren neu positionieren, was einen starken Aufwärtsschub auslösen würde.

Mögliche Auslöser für Gold-Rally

Um die negative Stimmung beim Gold aufzulösen und eine solche Rally loszutreten, braucht es allein einen Auslöser. Stimulierend könnte eine Zurückhaltung der Fed bei notwendigen Zinserhöhungen, die zu Lasten der US-Inflation ginge, wirken. Doch für eine echte Rally dürfte es mehr brauchen, als nur Veränderungen konjunktureller Treiber. Am Markt gibt es einige Risiken, die das Augenmerk wieder aufs Gold als sicheren Hafen lenken könnten. So würden zum Beispiel das Scheitern der Brexit-Verhandlungen oder die Eskalation der weltweiten Handelskonflikte massiven wirtschaftlichen Schaden anrichten und zu einer Rückkehr des Risikos am Markt führen. Doch Treiber Nummer eins für den Goldpreis waren seit jeher finanzielle Spannungen.

Noch ist die Liquiditätsversorgung der amerikanischen Banken gut, die Verknappung der Geldmenge wurde durch Sondereffekte wie die Rückholung von Geldern aus den Steueroasen aufgefangen. Diese Effekte dürften nun langsam nachlassen. Dass auch im Euroraum das Finanzsystem noch immer angegriffen ist, zeigt der jüngste Bankenstresstest, in der besorgniserregende Ergebnisse auch wieder bei deutschen Instituten zu beobachten waren.

Rückkehr der Risiken am Aktienmarkt

Die Flucht in Substanzwerte wie ertragsstarke Aktien hat sich in den letzten Jahren des Zentralbankprotektionismus als richtige Strategie zum Kapitalerhalt erwiesen. Doch die letzten Volatilitätsschübe hinterlassen die Aktienmärkte angeschlagen. Gold dürfte von der Rückkehr der Risiken am Aktienmarkt profitieren.

Ob es daraus die Kraft entwickeln kann, neue Höchstkurse zu erreichen, bleibt aus heutiger Sicht abzuwarten. Die schlechte Stimmung und historisch niedrige Positionierungen von Spekulanten am Goldmarkt deuten jedenfalls auf eine Sorglosigkeit der Marktteilnehmer, die bei veränderten Rahmenbedingungen in einem explosionsartigen Stimmungsumschwung münden kann.

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