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in Gold & EdelmetalleLesedauer: 4 Minuten

Edelmetalle Gold schaltet nach Börsenturbulenzen in den „Hausse-Modus“ um

Nico Baumbach, Fondsmanager der Edelmetallfonds Hansagold und Hansawerte, sieht Gold wieder in der Aufwärtsbewegung
Nico Baumbach, Fondsmanager der Edelmetallfonds Hansagold und Hansawerte, sieht Gold wieder in der Aufwärtsbewegung
Als die Aktienmärkte in Sorge um China und die globalen Konjunkturaussichten Anfang 2016 einknickten, schaltete das Edelmetall in den „Hausse-Modus“ um. Unmittelbar nach der Brexit-Entscheidung in Großbritannien folgte dann ein weiterer Preissprung. In beiden Fällen konnten Goldinvestments die Schwankungen gemischter Portfolios dämpfen.

Nach einer längeren Durststrecke sehen wir Gold nun wieder in der Aufwärtsbewegung. Das Sentiment hat eindeutig in den positiven Bereich gedreht. Die jüngsten Kurseinbrüche an den Aktienbörsen haben Anlegern und Investoren vor Augen geführt, dass sie für den Fall möglicher Krisen viel zu wenig Gold besitzen. Der Blick auf die Preisentwicklung seit Jahresbeginn unterstreicht diese Beobachtung. Zwar scheinen die Turbulenzen um einen Abschwung der Weltwirtschaft und den Entscheid über den EU-Austritt Großbritanniens abgeklungen zu sein. Der Goldpreis konnte seine bisherigen Jahreshöchststände jedoch weitgehend verteidigen.

Preistreiber: ETF-Käufe und Niedrigzinsen

Nach unserer Einschätzung treiben zurzeit vor allem zwei Faktoren den Goldmarkt. Zum einen erfahren die großen Gold-ETFs milliardenschwere Zuflüsse. Nachdem diese kapitalstarken Indexfonds im Vorjahr noch auf der Verkäuferseite standen, haben sie seit Jahresbeginn deshalb wieder hunderte Tonnen des Edelmetalls erworben. Zum anderen erleichtert die Nullzinspolitik der Notenbanken den Einstieg. Zwar wirft Gold keine Zinsen ab. Doch bei deutschen Bundesanleihen sank die Rendite von Papieren mit zehnjähriger Restlaufzeit mittlerweile sogar in den negativen Bereich. Solche Verhältnisse erleichtern den Einstieg in das als Ersatzwährung angesehene Edelmetall ungemein, zumal auch die US-Notenbank länger an ihrer Tiefzinspolitik festhält als noch Ende 2015 erwartet.

Wir warnen jedoch davor, die Kursgewinne der zurückliegenden Monate undifferenziert in die Zukunft fortzuschreiben. Neben den mittelfristig orientierten ETF-Investoren bewegen auch kurzfristig und eher spekulativ orientierte Anleger die Preise. Zugleich ist in den Schwellenländern die Nachfrage nach Schmuck und Münzen gesunken. In China und Indien ist derzeit eher eine Kaufzurückhaltung gegenüber Gold zu beobachten. Diese Käufergruppe wartet nach den starken Preisanstiegen der vergangenen Monate auf ein günstigeres Preisniveau. Sollten die Notierungen vorübergehend unter Druck geraten, könnte die physische Nachfrage aus diesen Ländern den Markt dann wieder stabilisieren.

Goldinvestments: Timing-Überlegungen ausblenden

Private Anleger, die sich mit dem Gedanken an ein Goldinvestment tragen, sollten sich nicht zu sehr in Timing-Überlegungen verzetteln und auf mögliche tiefere Kurse warten. Die Entwicklung der letzten Monate bestätigt unsere Empfehlung, immer einen Goldanteil von fünf bis zehn Prozent als Absicherung in einem ausgewogenen Anlegerportfolio zu halten. Niemand kann heute seriös vorhersagen, wann die nächsten Börsenturbulenzen eintreten. Wenn diese aber bereits eingetreten seien, ist es für Goldkäufe als Absicherungsinstrument häufig zu spät. Risikofaktoren, die den Goldpreis steigen lassen könnten, sehen wir derzeit in der Angst vor nationalistischen Tendenzen in Europa, die den Zusammenhalt der Europäischen Union und den Euro gefährden. Einen weiteren Risikofaktor sehen wir in der anhaltenden Nullzinspolitik in Europa, Nordamerika und in Japan, die das Vertrauen in das Papiergeldsystem weiter untergraben könnte.

Charttechnisch bewegt sich der Goldpreis momentan im Bereich einer interessanten Marke. Etabliert sich die Notiz nachhaltig oberhalb von etwa 1.350 US-Dollar, wäre das ein positives Zeichen. Ein Durchbruch in höhere Regionen erscheint aber momentan ebenso denkbar wie ein Abprallen an diesem Widerstand mit anschließender Korrektur. Anleger sollten den kurzfristigen Preisausschlägen jedoch bestenfalls am Rande Beachtung schenken. Besser ist es, Gold als eine langfristige Versicherung gegen mögliche Verwerfungen im Finanzsystem zu begreifen.

Silber: „Kleinen Bruder des Goldes“ legt Rally hin

Im März hatten wir bereits auf die historisch hohe Gold-Silber-Ratio hingewiesen. Der Hinweis erfolgte zum richtigen Zeitpunkt. Silber, das zuvor im Verhältnis zu Gold so preiswert erworben werden konnte wie seit Jahren nicht mehr, startete in der ersten Jahreshälfte durch und gewann in der Spitze rund 50 Prozent. Damit sank auch die Gold-Silber-Ratio. Wir sehen hier aber noch Luft nach oben, weil das Verhältnis zwischen Gold- und Silberpreis dem historischen Mittelwert noch immer hinterherhinkt. Der Silberpreis schwankt allerdings überdurchschnittlich. Häufig bewegen spekulativ eingestellte Investoren diesen Markt. Aufgrund der robusten industriellen Nachfrage können wir uns einen weiteren nachhaltigen Preisauftrieb beim „kleinen Bruder des Goldes“ durchaus vorstellen.

Im Portfolio des Edelmetallfonds Hansawerte setzen wir diese Erwartung konsequent um. Silber und Palladium waren dort mit einem Portfolioanteil von jeweils 27,5 Prozent zuletzt übergewichtet. Eine weitere Aufstockung liegt im Bereich des Möglichen. So könnte Palladium von der Diesel-Affäre profitieren. Wie auch Platin, kommt das Edelmetall in Abgaskatalysatoren benzingetriebener Fahrzeuge zum Einsatz, kann aber deutlich preiswerter erworben werden. Ein höherer Absatz von Benzinern könnte somit die Nachfrage nach Palladium beflügeln.

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