Union-Investment-Experte Max Holzer Was Anleger von Edelmetallen erwarten können
Silber
Der Mythos: Der Silbermarkt steht im Ruf, leicht manipulierbar zu sein. Erst Ende Januar legte der Silberpreis innerhalb von drei Tagen einen Kurssprung von 20 Prozent hin. Fundamental gab es dafür scheinbar keinen besonderen Grund. In sozialen Medien aktive Privatanleger wurden dafür verantwortlich gemacht. Sie sollen professionelle Investoren gezwungen haben, ihre auf fallende Preise laufenden Positionen einzudecken und so den Silberpreis in die Höhe zu treiben.
Die Fakten: Der Vergleich mit den Kurskapriolen bei US-Nebenwerten wie etwa Gamestop, die von Social Media-Anlegerforen ausgingen, greift zu kurz. Die Leerverkaufsquote im Silbermarkt war deutlich niedriger als etwa bei Gamestop. Laut der Silberbörse Comex hatten Finanzinvestoren in Summe sogar mehr Terminkontrakte gekauft als verkauft. Mit einem Marktvolumen von schätzungsweise rund einer Billion US-Dollar ist der Silbermarkt zu groß, um leicht manipuliert zu werden.
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Am Silbermarkt herrscht aber seit langem eine Knappheit an Münzen und Barren. Anleger sind deshalb bereit, für physisches Silber eine Prämie zu zahlen. Sie erwerben dazu börsengehandelte Silber-Fonds, Exchange Traded Funds (ETFs), die ihrerseits das Edelmetall kaufen müssen. Kurzfristig kann dies den Silberpreis nach oben treiben.
Zudem verarbeitet die Industrie das Edelmetall. Weil Silber äußerst leitfähig ist, dient es der Solarbranche als wichtiger Rohstoff. Sie macht rund ein Zehntel der Nachfrage aus. Starker Rückenwind dürfte hier durch Initiativen der Regierungen in China, den USA und Europa kommen, welche die Energieversorgung umweltfreundlicher machen sollen. Einen kräftigen Nachfrageschub erwartet das US-amerikanische Silver Institute zudem durch den Einsatz von Silber im Automobilbau. Dort wird das Edelmetall etwa zur Steuerung beim Autonomen Fahren, aber auch für die Elektrik und für Ladestationen eingesetzt – Tendenz steigend.
Unsere Prognose: Aktuell ist Silber fair bewertet, auch im Verhältnis zum Goldpreis. Eine weitere Nachfragebelebung könnte dem konjunktursensitiven Metall weiteren Auftrieb geben. Abgesehen vom Tempo der Konjunkturerholung wird der Silberpreis – ebenso wie der Goldpreis – stark von der Entwicklung der Realrenditen geprägt. Steigen die Realrenditen, also die Nominalzinsen nach Abzug der Inflation, würde dies den Silberpreis belasten.