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Edmond de Rothschild Asset Management Jetzt kommt es auf die Konjunktur an

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Wo jetzt Risiken lauern

Politische Risiken

Die politische Lage hat sich global deutlich verschlechtert und birgt die ernsthafte Gefahr der Unregierbarkeit. Für die Märkte ist dies negativ und könnte Volatilität verursachen. Natürlich sind bereits viele Risiken eingepreist, die Politik ist jedoch immer für Überraschungen gut. Deshalb sollten wir wachsam bleiben. In Europa nimmt der Populismus zu, soziale Unruhen haben die Regierungen in Deutschland, Spanien und Frankreich geschwächt und die Regierungskoalition in Belgien zu Fall gebracht. Die populistische Regierung in Italien zeigt sich dagegen genauso stark, wie ihre Politik schwammig ist.

Großbritannien kann sich derweil nicht auf die EU-Austrittsmodalitäten einigen, obwohl der Brexit-Termin rasant näher rückt. Für Anleger ist das Land mittlerweile völlig unberechenbar. Sicher ist hingegen, dass die erwartete Stärkung der europäischen Strukturen in den letzten sechs Monaten massiv beeinträchtigt wurde. Deutschland und Frankreich sind geschwächt, und auch die Nachteile des europäischen Hybridmodells wurden offengelegt. Die Europawahlen in diesem Jahr werden Aufschluss über das neue politische Umfeld geben und stehen daher unter genauer Beobachtung.

Die politische US-Krise wird dagegen durch nur einen Mann verkörpert. Immer wieder treten Kabinettsmitglieder oder Mitarbeiter des Weißen Hauses zurück, enge Vertraute Trumps werden verurteilt, ein chaotischer Eindruck drängt sich auf. In Anbetracht der derzeitigen Lage könnte man dies jedoch für Ablenkungsmanöver halten. In der Innenpolitik kam es dabei trotz allem zu einer bedeutenden Entwicklung in Form eines Government Shutdown, also einer Regierungsschließung. Wie Bloomberg berichtet, will Donald Trump außerdem Jerome Powell ablösen, nachdem der Chairman der Fed für seine Politik massive Kritik einstecken musste. Die Krise hatte auch gravierende Folgen für die unsichere Weltlage in Form eines Handelsstreits mit China, drohenden Strafzöllen auf europäische Autoimporte, neuer Sanktionen gegen den Iran und eines US-Truppenabzugs aus Syrien.

Öl als politisches Mittel

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Öl verwandelt sich zunehmend in eine politische Variable, insbesondere seit Trump versucht, den Ölpreis zu beeinflussen und so die Kaufkraft der US-Haushalte anzukurbeln. Dafür ist der US-Präsident in hohem Maße auf die Beziehungen zu Saudi-Arabien angewiesen, teilweise zudem auf Russland. Gleichzeitig machen neue Sanktionen gegen den Iran und der US-Truppenabzug aus Syrien die Lage im Nahen Osten noch komplizierter. Der Ölpreis dürfte sich auch weiterhin an diesem neuen Paradigma orientieren. Preisbewegungen werden voraussichtlich auch auf andere Märkte übergreifen.

Mögliche Rückkehr der Inflation

Wir halten eine Rückkehr der Inflation für relativ unwahrscheinlich. Ganz ausschließen kann man dieses Szenario jedoch nicht, zumal die Preise in der Spätphase des Zyklus in der Regel steigen. Preisspannungen wären sehr schädlich, denn dann würde Anleger ihre Leitzinsprognosen nach oben korrigieren – und das war bereits im vergangenen Jahr ein sensibles Thema.

Wird 2019 ein Wendejahr?

Zu Jahresbeginn sehen wir zahlreiche Graubereiche, jedoch auch Potenzial für eine Erholung. Im vierten Quartal 2018 brachen die Märkte ein, die Fed ist jetzt sehr viel vorsichtiger. Wir halten eine Rezession in den nächsten Monaten für ausgeschlossen, außerdem ist ein vernünftiges Ergebnis der Handelsgespräche zwischen den USA und China durchaus möglich, selbst wenn die Märkte ein solches eher nicht erwarten. Daher halten wir in unseren Portfolios ein normales Risiko-Exposure aufrecht. Aktien haben dabei Vorrang vor Unternehmensanleihen.

Irgendwann, vielleicht noch in diesem Jahr, werden wir unsere Portfolios auf das Ende des Zyklus vorbereiten müssen. Aber noch ist es nicht soweit. Bis dahin ziehen wir uns nicht vom Markt zurück. In dieser Phase des Zyklus ist nichts ausgeschlossen.

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