Carmignac über Trump: „Zerfall des amerikanischen Imperiums“
Brief des FondsmanagersEdouardCarmignacüberTrump:„ZerfalldesamerikanischenImperiums“
Der französische Investor Edouard Carmignac vollzieht eine Wende: In einem Brief rechnet er mit Trump ab, reduziert US-Anlagen und setzt nun auf Europa und Schwellenländer.
Edouard Carmignac kritisiert die Zollpolitik von Donald Trump scharf.| Foto: Carmignac
Von leidenschaftlicher Unterstützung zu scharfer Kritik – so schnell kann sich das Blatt wenden, wenn es um die Bewertung von Donald Trumps wirtschaftspolitischem Kurs geht. Edouard Carmignac, Gründer und Chef des gleichnamigen französischen Vermögensverwalters, hat in einem ungewöhnlich scharf formulierten Brief an seine Investoren eine radikale Abkehr von US-Anlagen angekündigt – und rechnet ...
Warum nur an der Oberfläche kratzen? Tauchen Sie tiefer ein mit exklusiven Interviews und umfangreichen Analysen. Die Registrierung für den Premium-Bereich ist selbstverständlich kostenfrei.
Von leidenschaftlicher Unterstützung zu scharfer Kritik – so schnell kann sich das Blatt wenden, wenn es um die Bewertung von Donald Trumps wirtschaftspolitischem Kurs geht. Edouard Carmignac, Gründer und Chef des gleichnamigen französischen Vermögensverwalters, hat in einem ungewöhnlich scharf formulierten Brief an seine Investoren eine radikale Abkehr von US-Anlagen angekündigt – und rechnet dabei mit der Wirtschaftspolitik Donald Trumps ab.
„Donald Trump, der mit dem Versprechen eines stärkeren Wachstums, einer niedrigeren Inflation durch Investitionsanreize, einem Abbau von Regulierungen und einer Kürzung der öffentlichen Ausgaben wiedergewählt wurde, ruft nun einen totalen Handelskrieg aus“, beginnt Carmignac sein Schreiben. Die prognostizierten Konsequenzen fallen düster aus: „Sollten die vorgeschlagenen Zollerhöhungen umgesetzt werden, könnte die US-Wirtschaft in eine Rezession abgleiten.“
Der Franzose rechnet vor, wie teuer die neue Zollpolitik für amerikanische Konsumenten werden könnte: „Die Zölle würden eine Abgabe von fast 2 Prozent auf das verfügbare Einkommen der amerikanischen Verbraucher bedeuten, während die Inflation 5 Prozent erreichen könnte.“ Sein Fazit: „Eine solch absurde Politik ist untragbar.“
Neue Favoriten: Europa und Schwellenländer
Für Carmignacs Investitionsstrategie hat das Folgen: „Wir bevorzugen weiterhin Technologiewerte mit Fokus auf künstliche Intelligenz, haben jedoch unser Gesamtengagement in den USA reduziert“, erklärt der Investor und prognostiziert einen „unvermeidlichen Kapitalabfluss aus den USA, deren Marktkapitalisierung zu Beginn des Jahres fast 70 Prozent des Wertes der weltweiten Aktienmärkte ausmachte“.
Doch wohin mit dem Geld? Carmignac setzt verstärkt auf Europa – insbesondere Deutschland. „Deutschland wird seine Rolle als Motor des europäischen Wachstums wieder aufnehmen, da es sich darauf vorbereitet, sein öffentliches Defizit auf 4 bis 5 Prozent zu erhöhen, verglichen mit einem Durchschnitt von 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in den letzten 75 Jahren“, schreibt der Fondsmanager. Er prognostiziert, dass die deutsche Wachstumsrate „vom Stagnationsniveau der letzten zwei Jahre auf nahezu 2 Prozent ansteigen wird“.
Auch Lateinamerika und Indien stehen auf Carmignacs Kaufliste weit oben. Die Region Lateinamerika sei „weitgehend von der Bedrohung durch US-Zölle verschont geblieben, und deren eklatante Unterbewertung von Vermögenswerten sollte durch den 'Javier-Milei-Schub' korrigiert werden“, meint Carmignac mit Blick auf den argentinischen Präsidenten.
Indien wiederum könne mit einer „stabilen Regierung, die private Investitionen begünstigt“, weiterhin mit einer Rate von nahezu sechs Prozent wachsen.
Als größten Profiteur der aktuellen Entwicklung nennt Carmignac jedoch China, den „großen Gewinner des Rückzugs der USA“, der vor allem den Technologieunternehmen einen noch nie dagewesenen Aufschwung beschere.
Zwischen den Zeilen: Kritik an geopolitischer Neuausrichtung
Der Zerfall des amerikanischen Imperiums sei „zweifellos Anlass zur Sorge“, resümiert der erfahrene Fondsmanager. „Aber das Entstehen einer neuen Weltordnung bietet viele attraktive Chancen, die wir ergreifen sollten.“
Damit schließt sich Carmignac einer wachsenden Zahl von internationalen Vermögensverwaltern an, die ihre Anlagestrategien angesichts der unberechenbaren US-Politik neu justieren. Die jüngsten Daten zeigen bereits Rekordzuflüsse in europäische Aktien-ETFs in zwei aufeinanderfolgenden Monaten (Februar und März), während US-amerikanische Small-Cap-Aktien nennenswerte Abflüsse verzeichneten.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob Carmignacs dramatische Neupositionierung der richtige Schritt war – oder ob der von Donald Trump im Wahlkampf viel beschworene „gesunde Menschenverstand“ in Washington doch früher als erwartet die Oberhand gewinnt.
Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?
Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Ja, ich möchte den/die oben ausgewählten Newsletter mit Informationen
über die Kapitalmärkte und die Finanzbranche, insbesondere die Fonds-,
Versicherungs-und Immobilienindustrie abonnieren. Hinweise zu der
von der Einwilligung mitumfassten Erfolgsmessung, dem Einsatz der
Versanddienstleister June Online Marketing und Mailingwork, der
Protokollierung der Anmeldung, der neben der E-Mail-Adresse weiter
erhobenen Daten, der Weitergabe der Daten innerhalb der Verlagsgruppe
und zu Ihren Widerrufsrechten finden Sie in der
Datenschutzerklärung.
Diese Einwilligung können Sie jederzeit für die Zukunft widerrufen.
Bitte wählen Sie mindestens einen Newsletter aus, den Sie abonnieren möchten
Bitte bestätigen Sie die Einwilligung, um fortzufahren
Bitte E-Mail ausfüllen
Bitte wählen Sie Ihre Anrede aus, um fortzufahren
Bitte geben Sie Ihren Vornamen ein, um fortzufahren
Bitte geben Sie Ihren Nachnamen ein, um fortzufahren
Bitte wählen Sie eine Position aus, um fortzufahren
Bitte geben Sie Ihren Passwort ein (mind. 8 Zeichen), um fortzufahren
+
Anmelden
Fast geschafft
Bitte überprüfen Sie Ihr E-Mail Postfach - wir haben eine Bestätigungs-E-Mail verschickt. Das Abonnement wird nach der Bestätigung aktiv.