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„Eigentümergeführte Unternehmen sind verlässliche Partner für Anleger“

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Der zweite Faktor sind die verfügbaren Mittel. Die meisten Familienunternehmen weisen über Jahre akkumulierte stille Reserven auf. Der hohe Eigenkapitalanteil erleichtert es ihnen darüber hinaus, zusätzliche Mittel freizusetzen und aufzunehmen. Mit diesen Mitteln können eigentümergeführte Unternehmen Krisen abfedern und im Idealfall in schwierigen Zeiten antizyklisch agieren, um die Krise als Chance zu nutzen. Der dritte Vorteil ist die langfristige Orientierung von Familienunternehmen. Das Überleben des Unternehmens steht meist an erster Stelle, zumindest vor der kurzfristigen Rentabilität.

Dies hat den Effekt, dass diese Unternehmen und deren Eigentümer in Krisenzeiten nicht nervös werden, etwas in ihren finanziellen Anforderungen an das Unternehmen zurückstecken, aber an ihrer Strategie festhalten. Interessanterweise zeigen unsere Studien, dass Familienunternehmen bei abnehmender Performance zwar relativ lange mit einer Restrukturierung zuwarten, aber dann zu sehr drastischen Eingriffen – auch auf der Kostenseite – bereit sind. Denn wenn es wirklich schlecht läuft, steht bei diesen Unternehmern das Familiensilber auf dem Spiel.

Wie entwickeln sich die Aktienkurse von eigentümergeführten Werten? Gibt es dazu langfristige Vergleiche?

Zellweger: Die Aktien von eigentümergeführten Unternehmen entwickeln sich im Durchschnitt besser als jene von nicht-eigentümergeführten Firmen. Dieser Trend ist in der Schweiz, in den USA, in Spanien und in Deutschland besonders deutlich zu beobachten und existiert unabhängig von einem Grösseneffekt. Allerdings ist auf wissenschaftlicher Seite zu wenig über die Ursachen bekannt. Erste Ergebnisse zeigen, dass die Performance vom Umfang des Familieneinflusses abhängt.

Ist dieser zu hoch, nehmen die Nachteile von Familieneinfluss die Überhand. Zudem zeigt sich, dass Gründerunternehmen oft besser abschneiden als Familienunternehmen, zumindest gemessen an den operativen Ergebnissen. Es zeigt sich jedoch bei den Familienunternehmen, dass diese von der Finanzgemeinde als verlässliche Marktteilnehmer wahrgenommen werden, die einmal gemachte Versprechung einhalten. Dieser Vertrauensbonus gegenüber Nicht-Familienunternehmen stützt die Performance auf den Wertpapiermärkten.

Wo liegen Ihre derzeitigen Forschungsschwerpunkte im Bereich der Familienunternehmen?


Zellweger: Zusammen mit unserem Praxispartner Bellevue Asset Management befassen wir uns am Center for Family Business der Universität St. Gallen über die nächsten 36 Monate mit dem Thema „Performance Drivers in publicly quoted Family Firms“. Wir erwarten daraus sowohl wissenschaftlich fundierte als auch praxisrelevante Einsichten zu diesem wichtigen Thema. Darüber hinaus arbeiten wir an globalen Projekten zum Thema Unternehmensnachfolge, zur langfristigen Wertgenerierung in Familienunternehmen und an der Frage, wie nicht-finanzielle Ziele der Unternehmenseigner die Strategie und die finanzielle Performance der kontrollierten Unternehmen beeinflussen.

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