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„Ein bisschen Turbulenzen“ Diese Märkte profitieren von der Dollar-Rally

„Der Dollar-Anstieg teilt die Welt in Gewinner und Verlierer auf“. sagte Peter Hooper, Chefökonom bei Deutsche Bank Securities in New York und ehemaliger Mitarbeiter der Federal Reserve. Der starke Greenback - auf handelsgewichteter Basis ist er auf dem höchsten Stand seit einem Dutzend Jahren - beeinträchtigt die Wettbewerbsfähigkeit der USA und von Ländern wie China, deren Wechselkurse an den Dollar gekoppelt sind. Zudem werden die Rohstoffpreise gedrückt, was Produzenten wie Brasilien schadet. Auch Schwellenländer, wo Unternehmen Kredite in Dollar aufgenommen haben, als der Kurs noch niedriger war, könnten unter der Dollar-Stärke leiden.

Auf der anderen Seite schlagen der Euroraum und Japan aus der Entwicklung Kapital, weil ihre Unternehmen an den globalen Märkten einen Wettbewerbsvorteil erlangen und ihre Volkswirtschaften mehr Schub bekommen. Auch Länder wie Indien ziehen Nutzen daraus, da sie weniger für Energieimporte zahlen.

Der U.S. Dollar Index, der die Entwicklung gegenüber sechs Währungen darstellt, ist seit seinem Tief vom 6. Mai 2014 um rund 25 Prozent gestiegen. Hintergrund ist die Erwartung der Investoren, dass die Erholung in den USA kräftiger als bei den Handelspartnern ausfallen wird.

Außerdem wird eine baldige Zinserhöhung der Federal Reserve erwartet, während die Geldpolitik in anderen Ländern locker bleiben dürfte. Entsprechend wird auch für die Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Mittwoch mit keiner Änderung bei den rekordniedrigen Leitzinsen gerechnet.

Wenn sich die Notenbanker und Finanzminister in dieser Woche zur Tagung von IWF und Weltbank in Washington treffen, dürfte die Dollar-Stärke auf der Tagesordnung stehen. IWF-Chefin Christine Lagarde hatte die Dollar-Kursschwankungen in der vergangenen Woche als einen möglichen Reibungspunkt für die Weltwirtschaft ausgemacht, weil einige darunter litten, während andere profitierten.

Investoren passen ihre Portfolien bereits an. Der Euro Stoxx 50 Index ist dieses Jahr um 21 Prozent gestiegen, da Händler auf einen Aufschwung der Wirtschaft in der Region setzten. Der Flugzeugbauer Airbus Group NV und der Kosmetikhersteller L’Oreal gehören zu den Firmen, die sich von der billigeren Währung einen Vorteil versprechen.

Der Standard & Poor’s 500 Index dagegen hat sich mit einem Plus von 2,1 Prozent nur schwach entwickelt. Mehr als 40 Prozent ihrer Umsätze erzielen die Unternehmen im Index im Ausland. Der Saatguthersteller Monsanto und der Schmuckhändler Tiffany & Co. warnen bereits, dass die stärkere Währung ihre Gewinne dämpfen wird.

Auch in der Geldpolitik gibt es Anpassungen. Fed-Chefin Janet Yellen und ihrer Kollegen verwiesen auf den Bremseffekt des Dollars auf die US-Wirtschaft und nahmen ihre Erwartung für das Tempo der ersten Zinsanhebungen seit 2006 zurück. Die Europäische Zentralbank und die Bank of Japan dagegen ignorieren die Wechselkursveränderungen und hoffen, dass sie den nötigen Schub für eine Wiederbelebung der Inflation liefern werden.

Im Euroraum könnte die schwache Gemeinschaftswährung das Wachstum dieses Jahr um 0,3 Prozentpunkte und 2016 um 0,5 Prozentpunkte steigern, so die Deutsche Bank. Ökonomen von Citigroup haben Finnland, Irland und Deutschland als die Länder identifiziert, die die besten Voraussetzungen haben, zu profitieren. Ihr Handelsvolumen ist hoch, und ihre Exporte reagieren empfindlich auf Wechselkursveränderungen.

In den USA allerdings dürfte der Dollaranstieg die Wirtschaftsleistung über die nächsten Jahre um 0,75 Prozentpunkte verringern, indem er die Exporte drückt, schätzen Hooper und sein Team von Deutsche Bank Securities. David Stockton vom Peterson Institute for International Economics in Washington erwartet für 2015 einen BIP-Anstieg in den USA von 2,7 Prozent und für 2016 von 2,4 Prozent. Das ist etwa ein viertel Prozentpunkt weniger als noch bei den Prognosen vom Oktober.

Insgesamt dürfte der Dollaranstieg positiv für das Weltwirtschaftswachstum sein. „In einer idealen Welt hätten Volkswirtschaften mit disinflationären Trends, vor allem große entwickelte Volkswirtschaften, gerade genug Deflation in die USA exportiert, um die Inflationserwartungen und vielleicht auch das Wachstum zu stabilisieren“, sagte Manoj Pradhan, Ökonom bei Morgan Stanley in London. „Das würde es den USA erlauben, den Prozess“ der Zinsanhebung zu starten.

Die Dollar-Aufwertung spiele beim globalen Wachstum eine „Umverteilungsrolle“, sagt Charles Collyns, Chefökonom am Institute of International Finance in Washington und ehemals Mitarbeiter im US-Finanzministerium. „Das sorgt für ein bisschen Turbulenzen, ein bisschen Unsicherheit, aber generell ist es eine gute Sache.“

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