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Zinsgünstige KfW-Kredite für Familien
Ein Jahr Baukindergeld-Nachfolger: „Förderung geht am Markt vorbei“
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Von in ImmobilienLesedauer: 7 Minuten
Neubaugebiet in Bayern
Neubaugebiet in Bayern: Die Baukosten sind stark gestiegen – viele Kaufinteressenten schauen sich daher bei Bestandsimmobilien um. | Foto: Imago Images / Sven Simon

Jungen Familien mit geringeren Einkommen zum Eigenheim verhelfen und den Bau energieeffizienter Neubauten fördern: Mit diesen Zielen hatte die Bundesregierung im vergangenen Jahr das KfW-Förderprogramm „Wohneigentum für Familien“ ins Leben gerufen, den Nachfolger des sogenannten Baukindergelds. Statt Zuschüssen sieht das Programm zinsgünstige KfW-Darlehen für Familien unter einer bestimmten Einkommensgrenze vor. Gefördert wird dabei nur der Bau oder Kauf eines Gebäudes mit hohen energetischen Standards.

Der Start verlief holprig. Im Juli 2023 – ein Monat nach Programmstart – hatte die KfW erst 31 Anträge bewilligt, wie aus einer Antwort des Bundesbauministeriums auf eine Parlamentarische Anfrage des CDU-Abgeordneten Jan-Marco Luczak hervorging. Entsprechend harsch fiel die Reaktion der Opposition aus: „Das Förderprogramm der Ampel zur Eigentumsbildung für Familien droht zum Rohrkrepierer zu werden“, zitierte das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) den CDU-Politiker, der die neue KfW-Förderung bereits vor dem Start scharf kritisiert hatte.

Nur 350 bewilligte Anträge im Monat – deutschlandweit

Die Bundesregierung reagierte und schraubte im Herbst vergangenen Jahres die viel kritisierte Einkommensgrenze nach oben. Um von der Förderung zu profitieren, durften Familien mit einem Kind zuvor maximal auf ein zu versteuerndes Jahreseinkommen von 60.000 Euro kommen – nun sind es 90.000 Euro. Seither hat die Zahl der bewilligten Anträge deutlich zugelegt. Bis Ende 2023 weist die KfW in ihrem Förderreport 1.675 Wohneinheiten mit einem Volumen von 305 Millionen Euro aus. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres waren es bereits 2.138 Einheiten mit insgesamt mehr als 403 Millionen Euro. Das sind monatlich dennoch nur etwa 350 bewilligte Förderanträge – und das deutschlandweit.

 

„Sicherlich hat die Anhebung der Einkommensgrenze dazu geführt, dass deutlich mehr Menschen in den Genuss dieser Mittel kommen“, sagt Michael Neumann, Vorstand des Baufinanzierungsvermittlers Dr. Klein. „Die absoluten Zahlen sind aber immer noch homöopathisch gering.“ Das gelte auch für den Fördertopf von jährlich 350 Millionen Euro. Zum Vergleich: Für das Baukindergeld, das ab Januar 2018 in Form von Zuschüssen gezahlt wurde, hatte der Bund insgesamt 9,9 Milliarden Euro bereitgestellt. „Vor dem Hintergrund knapper Staatskassen ist das nachvollziehbar, angesichts der Tragweite des Problems wäre eine höhere Förderung wohl dennoch angebracht“, kommentiert Axel Guthmann, Verbandsdirektor der Landesbausparkassen.

Wenig Geld: „Fördermittel sind viel zu gering“

Bei dem neuen Programm „Wohneigentum für Familien“ gibt die KfW die von der Regierung bereitgestellten Mittel nicht eins zu eins weiter, sondern nutzt das Geld zur Zinsverbilligung der Förderkredite. Dennoch dürfte der Topf für dieses Jahr schon relativ leer sein, meint Experte Neumann. Ein Indiz dafür sei, dass die KfW die Zinsen für die Förderkredite jüngst – gegen den Markttrend – angehoben habe. Das Programm werde damit unattraktiver, der Fördertopf leere sich vermutlich langsamer. „Das zeigt nochmal, dass die Fördermittel viel zu gering sind“, so der Dr.-Klein-Vorstand. Damit sei der Einfluss auf den Markt gering, den Neubau könne ein solches Programm nicht ankurbeln.

Der Anteil von KfW-Darlehen am gesamten Baufinanzierungsvolumen erreichte bei Dr. Klein im Juni 2024 etwa neun Prozent. Welche Programme im Einzelnen nachgefragt werden, wertet das Unternehmen nicht separat aus. Die Wohneigentumsförderung für Familien dürfte jedoch nur einen geringen Prozentsatz ausmachen, meint Neumann.

 

Auch Wettbewerber Interhyp registriert nur geringes Interesse an der Förderung: Neubauten würden nur im einstelligen Prozent-Bereich mit den Programmen der KfW finanziert, heißt es. „Das Programm wurde bis zur Anpassung der Einkommensgrenzen verhalten nachgefragt – nach Anpassung sehen wir einen deutlichen Anstieg, jedoch auf niedrigem Niveau“, so das Unternehmen. Die Einkommensgrenzen seien immer noch zu niedrig. Ebenso müssten die Anforderungen an den Energieeffizienz-Standard der Immobilien runtergeschraubt werden.

Teures Bauen: „Anforderungen an Energieeffizienz zu hoch“

Dafür spricht sich auch Axel Guthmann von der LBS aus: Die vergleichsweise geringe Nachfrage zeige, dass das Programm zu den aktuellen Bedingungen mit den sehr anspruchsvollen energetischen Anforderungen an den Neubau nur am oberen Rand der Einkommensgrenzen überhaupt nutzbar sei. Eine Absenkung von der Effizienzhaus-Stufe 40 auf die Stufe EH 55 hält Guthmann für sinnvoll. „EH 55 ist der aktuell geltende Standard für alle Neubauten. Dieser bewirkt bereits hohe Energie- sowie CO2-Einsparungen, und er geht ebenfalls mit hohen Baukosten einher“, so der Finanzierungsexperte. Diese lägen aber eben doch deutlich unter jenen für den Standard EH 40.

„Bei einer Förderung, deren eigentlicher Sinn und Zweck ist, Familien beim Erwerb von Wohneigentum zu unterstützen, bräuchte man logischerweise nicht noch über den gesetzlichen Standard hinaus zu gehen“, meint Guthmann. Dass dies verlangt werde, dürfte vor allem damit zu tun haben, dass die Mittel aus dem Klima- und Transformationsfonds kommen.

Die hohen Baukosten führen den Baufinanzierungsvermittlern Dr. Klein und Interhyp zufolge dazu, dass sich Kaufwillige derzeit ohnehin mehr auf dem Bestandsmarkt umsehen. „Der Neubau spielt aktuell generell eine untergeordnete Rolle bei den Finanzierungsvorhaben“, heißt es dazu von Interhyp. Dr.-Klein-Vorstand Neumann: „Wir beobachten, dass immer mehr Menschen auf ältere – und auch modernisierungsbedürftige – Häuser ausweichen.“ Die Förderung gehe damit am Markt vorbei.

Neubau-Fokus: „Keine realistische Option für Familien“

Der Verband Wohneigentum, der die Interessen von Eigentümern vertritt, die ihre Immobilie selbst nutzen, fordert seit Jahren, den Erwerb von Bestandsimmobilien stärker zu fördern. Untersuchungen hätten gezeigt, dass Familien vor allem Bestandsgebäude kaufen, so Verbandspräsident Peter Wegner. „Wenn einkommensschwächeren Familien die Bildung von Wohneigentum ermöglicht werden soll, ist nur das eine realistische Option“, meint Wegner.

 

Dabei müsse die Erwerbsförderung mit der Förderung energetischer Sanierung kombinierbar sein. So könnte auch die Sanierung im Gebäudebestand Fahrt aufnehmen. „Denn das ist ein weiteres Problem: In Deutschland wird pro Jahr weniger als ein Prozent des Bestands saniert. Viel zu wenig, um das Ziel einer Klimaneutralität im Gebäudesektor bis 2045 zu erreichen“, so der Verbandschef.

„Jung kauft alt“: Förderung für Bestandshäuser soll im September starten

Unter dem Titel „Jung kauft Alt“ hatte die Bundesregierung jüngst ein entsprechendes KfW-Programm angekündigt. Losgehen sollte es eigentlich im Sommer. Nun ist der Start neuesten Ankündigungen zufolge im September geplant. „Dieses Programm ist extrem wichtig, weil es einfach viel mehr Menschen erreicht“, so LBS-Experte Guthmann. Bestandförderung verhindere Leerstand und vermeide Flächenversiegelung. „Neu gebaut werden muss natürlich wegen des generellen Mangels an Wohnraum in Deutschland trotzdem, aber die Eigentumsbildung im Bestand sollte auch förderpolitisch mindestens als gleichwertige Alternative behandelt werden“, meint Guthmann.

Es gelte aber zu vermeiden, was beim Neubau-Programm falsch gemacht wurde: eine niedrige Einkommensgrenze mit teuren Anforderungen zu kombinieren. Die Erwerbsförderung „Jung kauft Alt“ werde mit Sanierungsauflagen verknüpft sein. „Doch je größer der Sprung vom Ausgangszustand zur angestrebten Effizienzhaus-Stufe ausfällt und in je kürzerer Zeit diese erreicht sein muss, umso wahrscheinlicher wird es, dass das Programm denen gar nicht helfen kann, die die Unterstützung benötigen“, urteilt der LBS-Verbandsdirektor.

Wichtig wäre auch ein größerer Fördertopf, ergänzt Dr.-Klein-Vorstand Neumann: „Wenn nicht ausreichend Geld in die Hand genommen wird, dann wird ein solches Programm auch nicht dazu beitragen, dass wir in naher Zukunft tatsächlich einen relevanten Anteil der Immobilien energieeffizient sanieren und gleichzeitig mehr Menschen in Wohneigentum bringen.“

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