Ein Jahr nach dem Referendum Schroders: Diese Folgen hat der Brexit für Großbritannien
Als klar wurde, dass die Briten mehrheitlich für den Austritt aus der Europäischen Union gestimmt hatten, gaben die Märkte zunächst nach. Doch seither hat der britische Aktienindex FTSE 100 um 17 Prozent zugelegt, während das britische Pfund um 14,5 Prozent abwertete. Doch was hat sich wirklich verändert und wie sehen die Aussichten für Anleger in Großbritannien aus? Dazu äußert sich eine Gruppe von Schroders-Experten.
Azad Zangana, Senior-Volkswirt Europa:
„Seit dem Brexit-Referendum vor zwölf Monaten hat sich eine Menge geändert. Dagegen wurden im Hinblick auf den Brexit selbst kaum Fortschritte erzielt."
Auswirkungen auf die britische Wirtschaft
„Die meisten unabhängigen Ökonomen hatten unmittelbar nach dem Votum einen Wirtschaftsabschwung prognostiziert. Die Bank of England (BoE) senkte den Zinssatz auf ein neues Rekordtief, nahm die quantitative Lockerung wieder auf und beschloss eine Reihe weiterer Notmaßnahmen zur Liquiditätssteigerung. Kurze Zeit nach dem Referendum nahm die Wirtschaft dann jedoch wieder an Fahrt auf. Die Haushalte ignorierten die Abwertung des Pfund und das Konsumwachstum zog an. So kletterte das Vereinigte Königreich Ende 2016 an die Spitze der G7-Wachstumstabelle.
Doch dieser Wachstumsspurt war nicht von Dauer. Wie die Ökonomen es vorhergesagt hatten, führte die Abwertung des Pfund zu einem starken Inflationsanstieg, der wiederum Druck auf die real verfügbaren Einkommen ausübte. Da sich die Sparquote auf einem Rekordtief befand, blieb den Haushalten keine andere Wahl, als ihre Ausgaben einzuschränken. Folge: Die britische Wirtschaft rutschte im ersten Quartal 2017 ans untere Ende der G7-Wachstumstabelle.
Inzwischen überlegt die BoE, einige der unmittelbar nach dem Referendum eingeführten Notfallmaßnahmen zurückzunehmen. Zwar ist eine Mehrheit dafür, die derzeitige Politik fortzuführen, in letzter Zeit gewinnen aber die Falken zunehmend an Gewicht.“