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Digitales Vorsorgekonto „Ein Meilenstein der Rentenpolitik“

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Damit ignoriert das Portal aber ein wichtiges Instrument der Altersvorsorge.

Auch Investmenthäuser haben zwar durchaus eine wichtige Funktion für die Altersvorsorge vieler Menschen. Aber das Informationsportal soll für einen durchschnittlich gut informierten Verbraucher verständlich bleiben. Eine Gesamtaggregation von vorsorgeformabhängigen Werten führt insoweit eher in die Irre. Wohl überrascht würde der Verbraucher auf eine digitale Rentenübersicht schauen, die mit 15 Fußnoten versehen ist.

Welchen praktischen Nutzen kann man sich von dem Rentenportal in seiner jetzigen Form erhoffen?

Das Portal ist ein guter Anfang, aus dem man etwas machen kann. Bereits seit dem Jahr 2002 gibt es zwar die schriftlichen Renteninformationen der Deutschen Rentenversicherung. Doch laut einer Umfrage im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales bewerten nur knapp 40 Prozent der Deutschen diese Standmitteilungen als nützlich, um ihren Ruhestand zu planen. Rund 30 Prozent halten sie hingegen für wenig oder gar nicht nützlich. Anderen Studien zufolge können nur 5 bis 10 Prozent der Empfänger die darin genannten Prognosen richtig einordnen. Fast jedes dritte Anschreiben landet hingegen ungelesen im Papierkorb.

Dürfte sich an dem weit verbreiteten Desinteresse am Thema Altersvorsorge künftig etwas ändern?

Nur bedingt. Viele Deutsche verdrängen bereits heute ihre Vorsorgelücke, um sich nicht mit diesem ungeliebten Thema auseinandersetzen zu müssen. Künftig werden die Angaben über die eigenen Rentenansprüche nicht mehr jedem ungefragt zugestellt. Stattdessen muss der Nutzer sie freiwillig abrufen. Darin sehe ich jedoch die Gefahr, dass sich nicht wenige Menschen der Realität verschließen und das Portal ignorieren dürften.

Interessierten macht die digitale Rentenübersicht hingegen klar, wie es um ihre Finanzen im Ruhestand bestellt ist. Löst das gesellschaftlich etwas aus?

Die Erfahrung in anderen Ländern zeigt, dass sich zunächst vor allem ältere Verbraucher für die neuen Informationsangebote interessiert haben. Später dürften auch immer mehr Jüngere hierfür Interesse zeigen. Das wird so manchem Verbraucher die Augen öffnen und hat dann sozialpolitische Sprengkraft. Wenn sich mehr Wahlberechtigte der Zukunftssorgen der gesetzlichen Rente bewusstwerden, dürfte das Druck auf die Politik aufbauen – beispielsweise bei Reformen in der privaten Altersvorsorge schneller voranzukommen.


Über den Interviewten

Sven-Frederik Balders ist Geschäftsführer der Gesellschaft für Versicherungswissenschaft und -gestaltung (GVG), zu deren Mitgliedern auch die privaten Kranken-, Pflege- und Lebensversicherer zählen.

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