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Investmentchef von Bluebay AM Ein Schuldenschnitt muss eine Option sein

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Hinzu kommt: Ein Land, das tatsächlich diesen Weg beschreitet, sollte dies in einer Art und Weise tun, die beinahe in der Verfassung verankert werden müsste. Es ist eine einmalige Sache, die nie wiederholt werden dürfte. Das betreffende Land dürfte nicht für jeden Zweck Geld drucken und müsste vertrauenswürdig sein. Ist dies der Fall, könnte das Ergebnis sehr begrüßenswert sein.

Sparpolitik ist aktuell einfach nicht die richtige Antwort – falls sie es überhaupt je war. Selbst Großbritanniens ehemaliger Schatzkanzler George Osborne, der Architekt der Sparmaßnahmen des Landes in der Zeit nach der globalen Finanzkrise, hat gesagt, dass die britische Regierung möglicherweise Kredite in Höhe von mehreren Milliarden Pfund an kleine Unternehmen abschreiben muss, um die Erholung zu beschleunigen.

Wie wir in den vergangenen zehn Jahren gesehen haben, laufen im Endeffekt alle Sparmaßnahmen darauf hinaus, dass die Schulden in der Zukunft über einen langen Zeitraum zurückgezahlt werden müssen. Letztlich bremst dies Nachfrage und Wachstum.

In einer Zeit mit einer alternden Bevölkerung in vielen Ländern und einer rückläufigen Zahl an Erwerbstätigen wird dies zunehmend unhaltbar. Außerdem entsteht dadurch großer Druck innerhalb der Gesellschaft, und die Spaltung zwischen Alten und Jungen wird größer, was den gesellschaftlichen Zusammenhalt ernsthaft gefährdet.

Regierungen könnten natürlich beschließen, einen Teil ihrer Schulden nicht zurückzuzahlen. Das würde jedoch großen Schaden anrichten und hohe Kosten für das Finanzsystem verursachen. Das Ergebnis wäre für uns alle sehr unerfreulich.

Angesichts dessen, dass die Schulden der Industriestaaten vom Institute for International Finance auf unglaublich hohe und untragbare 432 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) beziffert werden, ist es unvernünftig, noch nicht einmal über einen Schuldenschnitt nachzudenken.

Wenn ein Rentenfondsmanager sagt, dass es auf der Welt zu viele Schulden gibt, dann muss meiner Ansicht nach wirklich etwas nicht stimmen. Viele EU-Länder verstoßen bereits gegen die Schuldenregeln des Maastrichter Vertrags. Und auch wenn diese bis auf Weiteres ausgesetzt sind, bietet der Weg aus der Krise wenig Handlungsspielraum – solange ein Schuldenschnitt nicht Bestandteil des Instrumentenkastens ist.


Über den Autor:
Mark Dowding ist Fondsmanager und Investmentchef beim Londoner Fondsanbieter und Anleihenspezialist Bluebay Asset Management, Tochtergesellschaft der Royal Bank of Canada.

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