Open Finance – so könnte Finanzberatung 2035 aussehen
Open Finance in der FinanzberatungEinTagimArbeitslebenvonEvaSchwarz, Finanzbegleiterin imJahr2035
Open Finance kann die Finanzberatung komplett umkrempeln. Finanzexperte Andreas Beys skizziert den Arbeitstag der fiktiven Beraterin Eva Schwarz im Jahr 2035.
So könnte das Arbeits-Setting aussehen: Finanzberaterin Eva Schwarz im Jahr 2035| Foto: Midjourney
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Stellen Sie sich vor, es ist das Jahr 2035. Die Welt hat sich verändert, nicht radikal, aber in vielen Nuancen. Technologie ist nicht mehr nur ein Werkzeug, sie ist ein stiller Begleiter geworden, unsichtbar, effizient und selbstverständlich.
Hilfe durch den KI-Agenten
Eva Schwarz ist Finanzbegleiterin. Keine klassische Finanzberaterin, diese Rolle hat sich längst gewandelt. Eva ist eine Mischung aus Lebenscoach, Finanznavigatorin und strategischer Partnerin für ihre Kundinnen und Kunden.
Es ist ein Dienstagmorgen. Eva trinkt gerade ihren ersten Kaffee, der noch nach echter Bohne duftet – manche Dinge ändern sich eben nie. Ihre elegante Brille blendet ihr diskret die Termine des Tages ein. Kein hektischer Blick aufs Smartphone, kein Kalender-Chaos. Ihr persönlicher KI-Agent, „Noa“, hat die Tagesagenda bereits perfekt aufeinander abgestimmt.
Plötzlich erscheint eine Nachricht von Noa: „Gehaltserhöhung bei Kunde Max L. um 15 Prozent. Abgleich mit Finanzplan erforderlich. Möchtest du ein Gespräch vorschlagen?“ Eva lächelt. Max hatte vor einem Jahr von einer möglichen Beförderung gesprochen, und offensichtlich hat es geklappt. Mit einem leichten Nicken – ja, ein Nicken reicht – gibt sie Noa das „Go“. Der Termin wird automatisch von Noa mit dem KI-Agenten von Max abgestimmt und Max erhält einen Termin noch für den Nachmittag vorgeschlagen. Kurze Zeit später wird der Termin von Max bestätigt.
Ein paar Minuten später erhält Eva eine weitere Benachrichtigung vom KI-Agenten Noa: „Bei den Kunden Lisa und Tom M.: vermehrte Ausgaben für Babyartikel. Vermutung: Familienzuwachs geplant. Vorschlag: Einladung zum Webinar ‚Finanzieller Wickelkurs für werdende Eltern‘? Oder soll ich einen Termin mit den beiden organisieren?“ Dieses Webinar bietet Eva regelmäßig und mit großem Erfolg an.
Eva denkt kurz nach. Lisa und Tom haben erst kürzlich ein Haus gekauft. Jetzt also Nachwuchs? Perfektes Timing für ein Gespräch. „Bitte organisiere einen Termin, ich möchte die beiden persönlich zu meinem Workshop einladen.“ Noa kümmert sich um alles Weitere.
Am Nachmittag findet das Meeting mit Max statt. Doch es ist kein flaches Videotelefonat: Dank der modernen VR-Brillen, die im Jahr 2035 die klassischen Smartphones ersetzt haben, landen beide in einem digitalen Raum. Er ist wie ein gemütliches Café gestaltet. Eva und ihr Kunde Max sitzen scheinbar einander gegenüber – trotz vieler Kilometer Entfernung.
Kundengespräch im virtuellen Café
Max strahlt: „Eva, du hast es vielleicht schon mitbekommen: Mein Gehalt ist ordentlich gestiegen!“ Eva lächelt. „Ja, Glückwunsch! Lass uns schauen, wie wir deine Finanzplanung darauf abstimmen.“ Mit einer Handbewegung ruft Eva Max’ Finanzübersicht auf. Zunächst zeigt die Finanzplanungsübersicht, wie positiv sich eine Erhöhung der Sparplanrate auf die gesteckten Finanzziele auswirken könnte. Max entscheidet sich letztendlich nach einem Finanzcoaching-Gespräch mit Eva dafür, mit einem Teil des gestiegenen Gehalts seine Sparplanquote zu erhöhen. Zudem wird das Ausgabebudget angepasst, da Max sich gerne eine Zeitlang hier und da etwas mehr leisten möchte.
Am Ende des Gesprächs steht die Frage, wie der höhere Verdienst bestmöglich angelegt werden kann. Eva begleitet Max lediglich als Coach und gibt Impulse, zum Beispiel zur Risikoeinstufung oder zur Marktübersicht. Sie stellt ihm vor: „Max, du hast zwei Möglichkeiten für deinen Zusatzbetrag: Zum einen kannst du deine selbst ausgewählten Einzelwerte und Fonds weiter besparen oder die Sparpläne auf die kürzlich ausgewählten vermögensverwaltenden Fonds aufstocken. Dort musst du dich nicht fortlaufend selbst mit den Kapitalmärkten beschäftigen.“
Max entscheidet sich für einen Mittelweg: Ein Teil der Gehaltserhöhung fließt in seine eigenen Ideen, ein Teil in die verwalteten Fonds. Eva nickt. „Klar. Du bestimmst die Richtung. Ich erkläre dir die Vor- und Nachteile, damit du nichts Wichtiges übersiehst.“
Kurz nach dem Termin mit Max erscheint eine neue Benachrichtigung von Noa: „Kunde Tim B.: Ausgabeverhalten hat sich in den letzten drei Monaten stark verändert. Abweichung vom vereinbarten Finanzplan beträgt 25 Prozent. Finanzielle Ziele sind in Gefahr. Termin vorschlagen?“
Eva runzelt die Stirn. Tim war bisher sehr diszipliniert. Offenbar hat sich nun aber etwas Grundlegendes in seinem Leben geändert. Das wird mit Blick auf verstärkte Kreditkartentransaktionen und ein anderes Ausgabeverhalten auf seinem Girokonto deutlich.
Mit einem Klick öffnet Eva Tims Profil in ihrer VR-Umgebung. Die Daten deuten auf wiederkehrende, deutlich höhere Ausgaben für Unterhaltungselektronik und Luxusgüter hin. Auch Tims Notgroschen ist fast aufgebraucht. Die KI meldet: „Risiko, dass langfristige Sparpläne und Tilgungsraten nicht mehr bedient werden können.“ Eva entscheidet: „Noa, bitte vereinbare möglichst rasch einen Termin mit Tim. Priorität hoch.“
Berater als Begleiter
Einige Stunden später sitzt sie virtuell mit Tim in einem ähnlichen Café-Setting zusammen. Freundlich, aber bestimmt bespricht sie mit ihm, was los ist. Hat er neue Hobbys, ist jemand in der Familie erkrankt, oder hat sich seine Lebenssituation verändert?
Tim seufzt: „Ich habe mein neues Start-up aufgeben müssen, das war ein Schlag für mich. Ich brauchte eine positive Ablenkung. Dann dachte ich, ich kaufe mir mal was Schönes. Irgendwie ist das entglitten.“
Eva hört zu, stellt Fragen, gibt Ratschläge. Gemeinsam justieren sie Tims Budget neu. Eva empfiehlt, vorübergehend weniger in bestimmte Fonds einzuzahlen, um seine Liquidität zu stabilisieren. Sie hinterlegt auch einen automatischen Alarm: Sollte Tims Ausgabeverhalten weitere 10 Prozent von der neu vereinbarten Grenze abweichen, meldet sich Noa umgehend wieder.
Ob Depotänderungen bei Max oder Budgetanpassungen bei Tim – die eigentliche Abwicklung erfolgt digital über die Plattform, die Eva nutzt. Finanzbegleiterinnen und -begleiter im Jahr 2035 müssen keine Formulare mehr ausfüllen. Vielmehr helfen sie Menschen, fundierte Entscheidungen zu treffen, ohne in den Abwicklungsprozess eingreifen zu müssen.
„Okay, Tim, hier kannst du deine Spar- und Ausgabenziele justieren. Die Plattform gleicht automatisch deine Kontodaten ab und meldet sich, wenn du aus dem Plan läufst.“ Tim klickt auf „Bestätigen“. Fertig. Keine Papierschlacht – KI und Finanz-Apps regeln das im Hintergrund.
Evas Vergütung: per Abo
Evas eigenes Einkommen ist klar strukturiert, sie arbeitet mit einem Abomodell: Jeder ihrer Kunden zahlt 100 Euro „Finanzlebens-Abo“ pro Monat, Provisionen oder volumenabhänge Vergütungen erhält sie nicht. Eva betreut rund 340 Kunden und hat somit rund 34.000 Euro monatliche Abo-Einnahmen. Davon führt sie 10 Prozent an das Unternehmen ab, das die technische Infrastruktur („Financial Home“) zur Verfügung stellt.
Zusätzlich kann Eva Einmalhonorare berechnen, wenn sie spezielle Dienstleistungen anbietet, etwa eine Generationenberatung oder themenbezogene Webinare für werdende Eltern wie Lisa und Tom.
Technologiedienstleister im Hintergrund
Ein Technologie-Unternehmen, mit dem Eva zusammenarbeitet, nimmt ihr eine Menge Arbeit ab. Die Datenintegration, KI-Analysen und automatisierten Prozesse kommen von dort. Eva ist quasi das persönliche Interface zum Kunden. Durch das Unternehmen im Hintergrund hat sie die Zeit, im Zweifel schnell reagieren zu können und ihre Kunden umfassend zu begleiten. Auf dieser Basis kann sie deutlich mehr Menschen gesamtheitlich betreuen und beraten, als sie das früher konnte.
Als Eva abends ihre Brille zur Seite legt, blickt sie zufrieden auf ihren Tag zurück. Sie ist keine reine Produktverkäuferin mehr, sondern eine kompetente Wegbegleiterin. Sie kann immer dort sein, wo das Leben ihrer Kundinnen und Kunden sie braucht – ob bei Gehaltssprüngen, Familienzuwachs oder finanziellen Engpässen. Und das Beste daran: Technik und Menschlichkeit gehen in ihrem Job Hand in Hand, statt sich zu widersprechen.
Vielleicht ist das Jahr 2035 gar nicht so weit weg, wie wir denken.
@ Sauren Fonds-Service
Über den Autor:
Andreas Beys ist Finanzvorstand des Kölner Dachfondshauses Sauren und zudem Mitglied im Steuerausschuss und im Altersvorsorgeausschuss des deutschen Fondsverbands BVI. In seiner Podcast-Reihe „Die Finanztrainer³“ beschäftigt sich Beys mit Themen rund um die Finanzberatung, darunter Open Finance und die europäische Fida-Verordnung.
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