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Cormac Weldon im Gespräch
„Ein Wahlsieg Trumps verheißt wohl wenig Gutes“
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Von in InterviewsLesedauer: 7 Minuten
Cormac Weldon, Artemis IM
Cormac Weldon, Leiter des Teams für US-Aktien bei Artemis IM | Foto: Artemis IM

DAS INVESTMENT: Im Herbst steht die Präsidentenwahl in den USA an. Was erwarten Sie?

Cormac Weldon: Wir glauben, dass die Wahl höchstwahrscheinlich mit einer erneuten Stichwahl zwischen Donald Trump und Joe Biden enden wird, obwohl sich die Lage in den nächsten Monaten noch ändern könnte. Wir sollten uns dabei immer vor Augen halten, dass die Präsidentschaftswahlen zwar die meiste Aufmerksamkeit auf sich ziehen, der Ausgang der Kongresswahlen aber ebenfalls sehr wichtig ist. Wenn der Präsident beide Häuser des Kongresses kontrolliert, fällt es ihm selbstverständlich leichter, politische Maßnahmen zu ergreifen. Zum jetzigen Zeitpunkt sieht es so aus, dass Trump im Falle eines Sieges eher in diese Situation kommen kann als Biden. 

 

 

Welche Folgen hätte die Wahl von Joe Biden und Donald Trump jeweils für Ihr Anlageuniversum?

Weldon: Sollte Biden die Präsidentschaft gewinnen, ist mit einer Fortsetzung und dem Ausbau seiner derzeitigen inländischen Infrastruktur- und Investitionspolitik zu rechnen. Möglicherweise wird er mit seiner Regierung weiter versuchen, große Technologieunternehmen zu regulieren, womit er schon mehrfach gescheitert ist. Ein Präsident Trump mit beiden Häusern des Kongresses hinter sich ist wegen seiner unklaren Politik schwieriger zu beurteilen. Er könnte China gegenüber feindlicher eingestellt sein und wird wahrscheinlich eine ähnliche Außenpolitik wie in seiner ersten Amtszeit verfolgen. Das verheißt wahrscheinlich nichts Gutes für die Ukraine.

Innenpolitisch ist die Sache komplizierter. Trump wird für die Ölindustrie und gegen Umweltvorschriften sein. Während Bidens drei wichtigste innenpolitische Gesetze allesamt mit dem Motto „Make America great again“ bezeichnet werden könnten, hat Trump geschworen, Bidens großes Konjunkturprogramm, den Inflation Reduction Act, zu zerreißen. Wir glauben, dass er diejenigen Maßnahmen, die Elektrofahrzeuge und Batterien voranbringen sollen, deutlich reduzieren wird. Allerdings stehen die republikanischen Bundesstaaten zugleich ganz vorne in der Schlange, um Bundesmittel für diese Projekte zu erhalten. Es wird in jedem Fall spannend.

 

Können Sie sich als Aktienfondsmanager auf die Folgen der Wahl vorbereiten?

Weldon: Zunächst einmal sollten wir uns darüber im Klaren sein, dass der Ausgang der Wahl ungewiss ist, sodass es nicht ratsam ist, sich auf ein bestimmtes Ergebnis festzulegen. Außerdem versprechen Politiker viel mehr, als sie jemals halten. Darüber hinaus ist die Bundesregierung in den USA nicht allmächtig, da die einzelnen Bundesstaaten einen erheblichen Einfluss auf die Politik haben. So gab es in Trumps erster Amtszeit trotz all seiner negativen Rhetorik gegenüber erneuerbaren Energien immer noch ein erhebliches Wachstum der Kapazitäten für erneuerbare Energien in den USA, weil Bundesstaaten diesen Vorrang einräumten.

 

Der US-Aktienmarkt wird von einigen wenigen Tech-Unternehmen dominiert. Wie beurteilen Sie die Bewertungen der dortigen Small und Mid Caps, auch im internationalen Vergleich?

Weldon: Es ist interessant, dass die relative Bewertung der mittleren und kleinen Unternehmen im Vergleich zum S&P 500 der Bewertung im Jahr 1999 sehr ähnelt, als ebenfalls Technologie-Titel dominierte. Die größten US-amerikanischen Technologieunternehmen weisen vielversprechende Merkmale auf: wenig bis keine Verschuldung, sehr hohe Gewinnmargen, starke Cashflows und – in einigen Fällen – angemessene Bewertungen.

Wir halten es für wahrscheinlich, dass sich der Markt auf kleine bis große Unternehmen mit günstigen Fundamentaldaten und Bewertungen ausweiten wird. US-amerikanische Mid- und Small-Cap-Unternehmen sind in der Regel etwas höher bewertet als andere Märkte, aber wir glauben, dass dies auf ihre Größe und Liquidität zurückzuführen ist und auch auf die Tatsache, dass diese an der größten Volkswirtschaft der Welt teilhaben und daher größere Chancen bieten.

 

Und welche Titel können derzeit am meisten zur Performance beitragen?

Weldon: Die besten Sektoren waren in den vergangenen Monaten diejenigen, die von Infrastrukturinvestitionen und dem Wohnungsmarkt profitierten. Der US-Wirtschaft kommen die von der Biden-Regierung erlassenen Gesetze zugute, die inländische Investitionen ankurbeln. In unseren Portfolios halten wir beispielsweise Eagle Materials, ein Zementunternehmen, das von diesem Trend profitiert.

Darüber hinaus herrscht in den USA ein Mangel an Wohnraum, und trotz hoher Zinsen ist die Nachfrage nach neuen Häusern nach wie vor groß. Ein weiteres Beispiel in unseren Portfolios ist Builders Firstsource, ein in Dallas ansässiges Unternehmen, das Bauherren mit Material beliefert. In unserem Fonds, der auch in größere Unternehmen investiert, dem Artemis Funds (Lux) US Select, war jüngst der Technologiesektor offensichtlich der größte Treiber der Performance.

 

Wird Technologie diese führende Rolle behalten?

Weldon: Wir erwarten durchaus, dass Technologie-Konzerne weiterhin gut abschneiden werden, obwohl wir eigentlich damit gerechnet haben, dass noch mehr Unternehmen dabei sein können, denen Investitionen in künstliche Intelligenz (KI) zufließen. Bisher hat sich der Markt jedoch stark auf Nvidia-Chips konzentriert. Wir glauben, dass es sich lohnt, auch Bereiche wie Speicher und Netzwerke zu betrachten, die für die Verwirklichung des KI-Traums nötig sind. Sowohl unser Fonds für große Börsentitel als auch unser Nebenwerte-Fonds hält neben einem Netzwerkunternehmen zum Beispiel Western Digital, einen Hersteller von Festplatten, für die wir eine erhöhte Nachfrage annehmen.

 

Apropos Technologie-Sparten: Sie haben schon vor Jahren erfolgreich die Gaming-Unterhaltungsindustrie ins Visier genommen. Welche Rolle spielt diese inzwischen in Ihren Portfolios?

Weldon: In der Tat haben unsere Fonds vor einigen Jahren mit Investitionen in Take-Two Interactive und Activision viel Geld verdient. In jüngerer Zeit konnten wir davon profitieren, dass Microsoft Activision Blizzard übernommen hat. Zurzeit besitzen wir aber keinen anderen spezialisierten Spiele-Anbieter.

 

Halten Sie KI für einen ökonomischen Gamechanger, und wie bilden Sie dies in Ihren Portfolios ab? 

Weldon: In unseren Fonds Artemis (Lux) US Select halten wir eine breite Palette von Aktien, die unserer Meinung nach von KI-Investitionen profitieren werden. Dazu gehören Halbleiter-, Speicher- und Netzwerkunternehmen, aber auch solche, die KI in ihrem Geschäft einsetzen, wie Microsoft, Meta Platforms und Intuit. Wir glauben, dass Unternehmen mit dem Einsatz von KI Produktivitätsgewinne erzielen können.

 

Und setzen Sie KI bereits für Ihr Fondsmanagement ein?

Weldon: Ja, wir verwenden quantitative Daten als eine der Informationsquellen, die uns bei der Aktienauswahl helfen. Und dazu gehören auch zunehmend Daten, die mit KI gewonnen werden.

 

Die Erwartungen an die Zinsentscheidungen der Fed und anderer Notenbanken haben erheblichen Einfluss auf die Aktienkurse. Was halten Sie davon, und welche weiteren Faktoren spielen eine wichtige Rolle?

Weldon: Meiner Meinung nach gibt es damit ein klares Top-Down-Thema, nämlich die Chance, dass Inflation und Zinssätze ihren Höhepunkt erreicht haben und dass die Zinssätze irgendwann in diesem Jahr zu sinken beginnen. Wir sind der Ansicht, dass dies für kleinere und stärker auf das Inland ausgerichtete Unternehmen besonders positiv ist. Darüber hinaus unterstützen niedrigere Zinssätze den Immobilienmarkt. Die Verfügbarkeit von billigerem Geld wirkt sich auf die Märkte im Allgemeinen positiv aus. Es gibt zudem eine ganze Reihe von Bottom-up-Themen, die wichtig sind. Stand heute würde ich sagen, die wichtigsten sind Inlandsinvestitionen, Technologie und KI sowie Wohnungsbau.

 

Gibt es Branchen, in die Sie aktuell nicht investieren wollen?

Weldon: In unserem Fonds für kleinere Unternehmen konzentrieren wir uns eher auf Aktiengesellschaften mit höherer Qualität und meiden solche mit schwachen Bilanzen und geringer Rentabilität. Es gibt eine Reihe dieser letztgenannten Unternehmen im Biotech-Bereich, der tendenziell hoch spekulativ ist. Wir ziehen es vor, in die Firmen zu investieren, die spekulative Unternehmen beliefern, anstatt direkt in diese Biotechnologie-Firmen selbst zu investieren.

 


Über den Interviewten:

Cormac Weldon leitet seit 2014 das Team für Aktien US-amerikanischer Unternehmen bei Artemis Investment Management. Zudem verantwortet er als Portfoliomanager die Aktienfonds Artemis US Select und Artemis US Smaller Companies. Zuvor hatte Weldon bereits bei Threadneedle Asset Management eine vergleichbare Position inne. Weitere Stationen seiner beruflichen Laufbahn waren KPMG, Provident Mutual Life Assurance sowie der British Gas Pension Fund.

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