LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Aktualisiert am 27.01.2020 - 16:20 Uhrin MärkteLesedauer: 2 Minuten

„Eine Blase platzt nur einmal“

Eugen Weinberg, Öl-Analyst bei der Commerzbank
Eugen Weinberg, Öl-Analyst bei der Commerzbank

DAS INVESTMENT.com: Im Juli 2008 lag der Ölpreis bei fast 150 Dollar pro Barrel, im Februar kostete ein Fass knapp 40 Dollar, und seitdem ist der Preis um 30 Prozent gestiegen. Wie kann man diese Kapriolen einordnen? Eugen Weinberg: Wir haben zwei Übertreibungen gesehen: eine nach oben und eine nach unten. Beide Bewegungen haben mit fundamentalen Rahmenbedingungen wenig gemein, vielmehr waren die Exzesse auf den Einfluss der Anleger zurückzuführen, das waren reine Spekulationen. Der Einfluss von Investoren war einfach zu groß. Jetzt kehrt der Ölmarkt langsam wieder zur Normalität zurück, und er wird sich weiter erholen. DAS INVESTMENT.com: Aber nicht weil mehr verbraucht wird? Weinberg: Nein, die weitere Entwicklung wird nicht von Abnehmern bestimmt, sondern von Produzenten. Es gibt die freiwillige und ganz bewusste Steuerung: Die Opec wird die Fördermengen kürzen. Ich rechne mit einer weiteren Reduzierung um 4 bis 4,5 Millionen Barrel. Und es gibt eine unfreiwillige Steuerung. Die Anlagen etwa in Mexiko, Russland und Norwegen sind zu alt, es wurde viel zu wenig investiert, und daher kann nur wenig gefördert werden. DAS INVESTMENT.com: Wo liegt der faire Preis? Weinberg: Bei 70 bis 75 Dollar. Dann liegt der Preis im idealen Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. DAS INVESTMENT.com: Ölzertifikate und Indexfonds auf den Ölpreis werden wieder stark nachgefragt. Der Marsch auf die 100 Dollar beginnt doch erneut. Weinberg: Das ist richtig. Aber die Marke wird nicht so schnell erreicht werden. Das hoffe ich zumindest. DAS INVESTMENT.com: Kein erneuter Exzess? Weinberg: Nein, eine Blase platzt nur einmal. Sie ist bereits geplatzt, und es ist viel schwieriger, diese erneut aufzublasen, als beim ersten Mal. DAS INVESTMENT.com: 100 Jahre nachdem Ford das T-Modell vorstellte, brachte im März der indische Autokonzern Tata Motors den Nano auf den Markt. Ford ist fast pleite, und Indien baut nun Kleinwagen. Weinberg: Und Tata Motors wird von der Industrie unterschätzt und belächelt, das ist ein großer Fehler. Was derzeit stattfindet, ist ein klarer Paradigmenwechsel, ein ganz massiver Umbruch. Das ist tragisch für die USA, aber eine gigantische Möglichkeit für Indien, aber auch China. Dort herrscht ein enormer Nachholbedarf. DAS INVESTMENT.com: Demnach wird auch künftig eine starke Nachfrage aus den Schwellenländern kommen? Weinberg: Mehr als das: China und Indien werden der Motor der weltweiten Ölnachfrage. Dieses Jahr werden in China erstmals mehr Autos zugelassen als in den USA. 10 Millionen Autos in einem Jahr. Trotzdem besitzt nur einer von 50 Chinesen ein Auto. Versuchen wir uns doch nur vorzustellen, dass schon bald zwei von 50 Chinesen ein Auto fahren, und dann wissen Sie woher die Ölnachfrage kommt.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion