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Globale Ernährung Eine einmalige Chance für ein neues System

Reisernte in Nigeria
Reisernte in Nigeria: Infolge der Covid-19-Pandemie könnte der Hunger auf der Welt zunehmen. | Foto: imago images / photothek

In der akuten Phase der Covid-19-Krise gab es Dinge, die wichtiger waren als die langfristigen Konsequenzen der Pandemie. Allerdings wurde in ihrem Verlauf erneut deutlich, dass es beim Anbau, der Produktion und der Verteilung von Nahrungsmitteln akuten Handlungsbedarf gibt. Im Mittelpunkt der internationalen Reaktion auf Covid-19 sollten daher Maßnahmen für ein gerechteres, gesünderes, nahrhafteres und nachhaltigeres globales Ernährungssystem stehen – nicht zuletzt, weil gesündere Bevölkerungen besser mit den Auswirkungen des Corona-Virus zurechtkommen und besser gegen künftige Pandemien gewappnet sind.

Die globale Gesundheitskrise hat einige dramatische Schwächen des weltweiten Ernährungssystems zutage gebracht und sogar verstärkt. Aus dem State of Food Security and Nutrition in the World Report 2020 der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) geht hervor, dass rund 690 Millionen Menschen jede Nacht hungrig zu Bett gehen. Diese Zahl könnte bis Ende 2020 um 130 Millionen ansteigen, wenn nicht schnell etwas getan wird.

Überall auf der Welt leiden Menschen Hunger, ob in den USA oder in Bangladesch. Weitere drei Milliarden können sich aufgrund von Armut, Ungleichheit und Versagen der nationalen und globalen Märkte keine ordentliche Nahrung leisten. Gleichzeitig sind die Landwirtschaft und eine veränderte Landnutzung für rund ein Viertel der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich, ebenso wie für das Verschwinden vielfältiger natürlicher Lebensräume – ein Verlust, der das Risiko von Pandemien erhöht. Einige der weltweit 500 Millionen Kleinbauern gehören zu den ärmsten und am schlechtesten ernährten Menschen der Welt. Global geht rund ein Drittel aller Nahrungsmittel zwischen Feld und Teller verloren – das ist moralisches Versagen und wirtschaftliche Verschwendung.

Darauf kommt es im Kampf gegen den Hunger an

Wir haben die einmalige Chance – und die ethische Pflicht –, diese Missstände zu beheben und den Samen für ein gerechteres, widerstandsfähigeres, nahrhafteres und prosperierendes Ernährungssystem für das 21. Jahrhundert und darüber hinaus zu säen. Auf jeder Ebene ist konstruktives, weitsichtiges Handeln nötig, um einen neuen Kurs einzuschlagen – von nationalen Regierungen, Regionen, Städten, Investoren, dem privaten Sektor, der Zivilgesellschaft, Glaubensgruppen und Gemeinschaften bis hin zu Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens.

Drei Dinge sind besonders wichtig:

1. Die globale Gemeinschaft muss sofort Maßnahmen ergreifen, um die von der Pandemie verschärfte humanitäre Krise zu bewältigen. Es gilt, für alle Bedürftigen nahrhaftes Essen und Sicherheitsnetze bereitzustellen (wie passend, dass das Welternährungsprogramm in diesem Jahr den Friedensnobelpreis erhalten hat). Das setzt voraus, dass die Grenzen geöffnet bleiben, den Dringlichkeitsappellen der UN zu angemessener Finanzierung Folge geleistet und überall sichergestellt wird, dass Kinder und schutzbedürftige Gruppen Zugang zu den benötigten Lebensmitteln und Vitaminen haben. Den am stärksten betroffenen Ländern müssen Schuldenerlass und angemessene finanzielle Mittel von internationalen Institutionen gewährt werden, gekoppelt an Covid-19 Rettungs- und Wiederaufbaupakete.

2. Landwirte in aller Welt sollen unterstützt und motiviert werden, zu nachhaltigeren landwirtschaftlichen Methoden überzugehen. Die 700 Milliarden US-Dollar, die jedes Jahr in Form von Subventionen in das bestehende Ernährungs- und Landnutzungssystem fließen, sollten umverteilt werden, um in Hinblick auf Ernährung, Umwelt, Existenzsicherung und Klima Positives zu bewirken. Märkte und Anreizstrukturen müssen überdacht werden, um Landwirte zu unterstützen und dafür zu belohnen, gesunde und nahrhafte Lebensmittel zu produzieren.

3. Wir können und müssen diesen einmaligen Moment in der Geschichte der Menschheit nutzen, um einen Gang zurückzuschalten und ein besseres Ernährungs- und Landnutzungssystem für die Zukunft zu entwickeln. Auf diese Vision müssen wir uns verständigen und sie schließlich gemeinsam umsetzen. Im September 2021 veranstaltet die UN einen Welternährungsgipfel, damit sämtliche wichtigen Akteure gemeinsam den künftigen Kurs bestimmen. Die Vereinten Nationen haben alle Nationalstaaten sowie Vertreter des privaten Sektors und der lokalen Gemeinden eingeladen, ihre besten Ideen vorzustellen und inspirierende Beispiele für gelungene Veränderungen zu präsentieren. Die positive Dynamik, die der Gipfel in Gang setzen wird, kann dem Thema Ernährung und Landnutzung die nötigen Impulse für das Klimatreffen im November 2021 in Glasgow geben.

Während der Kampf gegen die Pandemie-Folgen läuft, muss gleichzeitig ein völlig neues, besseres Ernährungs- und Landnutzungssystem geschaffen werden. Eines, das sowohl den Menschen als auch dem Planeten zugutekommt. 

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