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"Eine Immobilienblase ist aktuell nicht zu erkennen"

Robert Annabrunner
Robert Annabrunner
DAS INVESTMENT: Wie reagieren Ihre Kunden auf die niedrigen Zinsen?
Robert Annabrunner:
Die sehr günstigen Konditionen erleichtern vielen Kunden die Entscheidung zum Kauf oder Neubaueiner Immobilie. Die Nachfrage bei den Baufinanzierungen ist ebenso gestiegen wie die Finanzierungsvolumina.

Käufer und Bauherren sichern sich das derzeitige Zinsniveau jetzt lieber langfristig, statt auf weiter sinkende Zinsen zu spekulieren. Und Kunden, deren Darlehen zur Verlängerung anstehen, beschäftigen sich verstärkt mit dem Thema Forwarddarlehen. Die Bedeutung einer frühzeitigen Anschlussfinanzierung ist offenbar mehr ins Bewusstsein der Immobilienbesitzer gerückt.

Ziehen sie auch Geld aus anderen Finanzanlagen ab?
Annabrunner:
Ja, wir stellen derzeit fest, dass bei einigen Kunden die zur Baufinanzierung eingesetzten Eigenkapitalanteile steigen. Ursache ist offenbar, dass viele Anleger wegen der niedrigen Kapitalerträge aus anderen Finanzanlagen umschichten und deshalb mehr Geld direkt einsetzen können. Bemerkenswert ist auch, dass der Beleihungsauslauf, das ist eine Kennzahl für das Kreditrisiko, trotz steigender Darlehenshöhen sinkt.

Lohnt es sich für Kapitalanleger überhaupt noch, Immobilien zu kaufen? Annabrunner: Auf jeden Fall, gerade jetzt verspricht die Investition in Immobiliengute Chancen auf langfristig sichere Erträge. Natürlich sollten vor dem Kauf die Risiken und Chancen des Objekts genau geprüft werden: Wie ist die Lage, der bauliche Zustand und die Ausstattung des Objekts? Bestehen Mietverträge oder anhängende Eigentums- oder Nutzungsrechte?

Wie bei jeder Kapitalanlage gibt es auch bei Immobilienanlagen Risiken, wie etwa Mietausfall oder ein Wertverlust etwa durch Änderungen der lokalen Infrastruktur. Trotzdem sind Immobilien als Kapitalanlage grundsätzlich sehr wettbewerbsfähig und können die langfristige Vermögensabsicherung unterstützen.

Aber die Immobilienpreise sind schonenorm gestiegen.
Annabrunner:
Ja, gerade in Ballungsräumen steigen die Preise rasant, zum Teil sogar zweistellig. Am deutlichsten ist dieser Trend bei Eigentumswohnungen. Aber auch gebrauchte Einfamilienhäuser in Großstädten und deren Speckgürteln werden immer teurer.

Dabei gilt: je besser die Lage, desto größer der Preisanstieg. In München beispielsweise steigen die Immobilienpreise viel schneller als das durchschnittliche Einkommen der Bürger. Um sich in der bayerischen Landeshauptstadt Wohneigentum leisten zu können, müssen Immobilienkäufer trotzgünstiger Bauzinsen etwa doppelt so viel wie das Durchschnittseinkommen verdienen.

Dort kostet das typische Einfamilienhaus aus dem Bestand inzwischen etwa 750.000 Euro. Das sind rund drei Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr.

Haben wir eine Immobilienblase?
Annabrunner:
Im Gegensatz zu Spaniern und Amerikanern bringen die Deutschen meist rund 20 Prozent des Kaufpreises als Eigenkapital in ihre Finanzierung ein. Eine 100-prozentige Finanzierung ist die Ausnahme.

Und die Entkoppelung von Miet- und Kaufpreisen ist derzeit nur in Toplagen von Großstädten zu beobachten. Meiner Meinung nach treffen die für eine Immobilienblase typischen Kriterien auf den deutschen Wohnimmobilienmarkt daher nicht zu. Eine Immobilienblase ist aktuell nicht zu erkennen.

Bleiben die Zinsen niedrig und die Immobilienpreise hoch?
Annabrunner:
Auf längere Sicht dürfte der Tiefstand bei den Zinsen erreicht sein. Die Zinsentwicklung war 2012 sehr stark durch die Schuldenkrise beeinflusst. Je mehr sich die Lage entspannt, desto stärker steigen die Renditen tendenziell und mit ihnen auch die Zinssätze für Hypothekendarlehen.

Potenzielle Bauherren, Immobilienkäufer und Investoren sollten daher nicht zu lange zögern, sich das günstige Zinsniveau für einen längeren Zeitraum zu sichern. Ich rechne mit einer weiter steigenden Nachfrage für Immobilien, vor allem in Ballungsräumen wie München, Hamburg oder Berlin, und mit steigenden Preisen für Immobilien in guten Lagen.


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Zur Person:  Robert Annabrunner (41) arbeitet seit 1999 für die Postbank. Seit 2011 ist er als Fachbereichsleiter für den Drittvertrieb im Partnergerschäft der Postbank-Marke DSL Bank zuständig.

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