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Gespräch mit Jobst Jenckel „Eine Klimastrategie ist heute ein Must-have für Unternehmen“

Jobst Jenckel, Geschäftsführer von Klimainvest
Jobst Jenckel, Geschäftsführer von Klimainvest: "Wir müssen nur die vorhandene, unendliche Energie technisch smart und nachhaltig ernten." | Foto: Klimainvest Green Concepts

DAS INVESTMENT: Der Klimawandel prägt schon seit Jahren die Schlagzeilen. Was sorgt nun zuvorderst für den großen Schub, den grüne Anlagen und nachhaltige Unternehmensführung ausgerechnet seit der Corona-Pandemie erfahren?

Jobst Jenckel: Die Corona-Pandemie hat uns die Verletzlichkeit der Wirtschaft noch einmal sehr deutlich gemacht. Das Thema Nachhaltigkeit ist manchmal ein etwas abstraktes Thema, da es sich auch mit Zielen in der etwas weiteren Zukunft beschäftigt, und wir oft die Auswirkungen unseres Handelns nicht direkt wahrnehmen können. Die aktuelle Pandemie zeigt jedoch, wie anfällig Unternehmen und die Wirtschaft gegenüber äußeren Einflüssen sind.

Welche aktuellen Trends erscheinen am bedeutendsten?

Jenckel: Der Bezug von Ökostrom und die Auseinandersetzung mit CO2-Emissionen, also die Quellen der CO2-Emissionen im Unternehmen zu identifizieren und Emissionen zu reduzieren, ist heutzutage kein Nice-to-have mehr. Eine Klimastrategie ist zum Must-have für Unternehmen und die Finanzbranche geworden. Die weltweiten Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen definieren politische Zielsetzungen einer nachhaltigen Entwicklung und haben auch ihren Weg in die Wirtschaft gefunden. In der Finanzbranche spielen die ESG-Anlagekriterien eine stetig wachsende Rolle. So investiert zum Beispiel die Rockefeller Stiftung nur noch in erneuerbare Energien und hat Öl verbannt. Große, namhafte Unternehmen wie Apple, Microsoft, Google, Allianz, Daimler und Deutsche Bank veröffentlichen ihre Klimaneutralitätsstrategien und fordern ihre Zulieferer weltweit auf, ebenfalls klimaneutral zu arbeiten und zu investieren.

Wie schätzen Sie die derzeitigen Bemühungen von Politik, etwa der EU und der EZB, und Unternehmen um mehr Nachhaltigkeit ein? Was muss noch kommen?

Jenckel: Die Politik setzt zwar Ziele, so will die EU bis 2030 ihren CO2-Ausstoß um 55 Prozent senken und bis 2050 klimaneutral sein, aber viele Unternehmen sind dem schon voraus. Unternehmen haben bereits gemerkt, dass CO2 zu einem Risikofaktor geworden ist, den man schon jetzt weitestgehend minimieren sollte. Natürlich spielt da auch die finanzielle Seite eine Rolle, wie der steigende CO2-Preis.

Gehen die großen Volkswirtschaften Ihrer Einschätzung nach gemeinsam vor? Wo bestehen noch Friktionen?

Jenckel: Nachdem die Trump-Regierung Amerika in der Klimapolitik weit zurückgeworfen hatte, sind die USA mit Joe Biden nun erfreulicherweise wieder Mitglied des Pariser Klimaabkommens. China ist stärker denn je in den Klimaschutz eingestiegen und hat dieses Jahr ein nationales Emissionshandelssystem für Unternehmen eingeführt. Auch der Europäische Rat hat vor kurzem das Europäische Klimaschutzgesetz mit verbindlichen Klimazielen beschlossen. Die großen Volkswirtschaften sind sich einig: Ein Weitermachen wie bisher steht nicht zur Debatte.

Fühlen Sie Ihr Geschäftsmodell von dem aktuellen Run auf Nachhaltigkeit bestätigt?

Jenckel: Die Klimainvest existiert seit 2009, also seit mehr als zwölf Jahren arbeiten wir im Bereich erneuerbarer Energien und Energiewende, Nachhaltigkeit, bis hin zur Klimaneutralität. Wir freuen uns sehr, dass das Bewusstsein für Klima- und Umweltschutz wächst und wir immer wieder mit neuen Unternehmen zusammenarbeiten dürfen. Seit unserer Gründung nehmen Anfragen und Aufträgen stetig zu. Die Art der Anfragen hat sich jedoch verändert. Früher mussten wir noch Überzeugungsarbeit leisten, damit sich ein Unternehmen überhaupt für Ökostrom entscheidet. Heutzutage ist eigentlich klar, dass es Ökostrom sein soll. Aber die Unternehmen möchten wissen, wo der Strom eigentlich genau herkommt oder welche Möglichkeiten sie haben, den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben.

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Welche Rolle spielen die Geschäftsbereiche Öko-Energie und Klimaneutralität in Ihrem Geschäftsmodell? Wie hängen diese zusammen?

Jenckel: Diese beiden Kernbereiche unseres Geschäfts sind sehr eng miteinander verknüpft, denn wer klimaneutral wirtschaften möchte, muss als allererstes die CO2-Emissionen reduzieren. Der erste und einfachste Schritt ist da die Umstellung auf Ökostrom.

Welche Aufgaben umfasst Ihr Ökostrom-Management? 

Jenckel: Wir bringen Ökostrom-Erzeuger und Ökostrom-Abnehmer in ganz Europa, Klimaschutzprojekte und Unternehmen, die ihre CO2-Emissionen senken möchten oder müssen, zusammen. Wir sind ein Ökoenergie-Dienstleister und Großhändler sowie eine Nachhaltigkeitsagentur, die Marketingkonzepte für Unternehmen, insbesondere Energieversorger liefert. Wir sind sozusagen der „Green Wing Man“ unserer Kunden. Sobald es um die Themen Ökostrom, Ökogas und klimaneutrales Unternehmen geht, stehen wir ihnen mit Rat und vor allem Tat zur Seite.

Haben Sie weitere Geschäftsideen in der Pipeline?

Jenckel: Mit dem Auslaufen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes fallen derzeit immer mehr deutsche Kraftanlagen aus der Förderung, deren Wirtschaftlichkeit jetzt sichergestellt werden muss. Mit der Einbindung dieser Post-EEG-Anlagen in Ökostromprodukte wollen wir dabei maßgeblich mitwirken. Auch das Thema Power Purchase Agreements, kurz PPA, ist ein spannendes und zukunftsträchtiges Geschäftsfeld, das aktuell den Markt bewegt und wir bereits umgesetzt haben. Wir gehen von weiter steigender Nachfrage aus.

Wie sieht Ihre persönliche Vision einer nachhaltigen Gesellschaft und Wirtschaftswelt aus?

Jenckel: Es ist eine positive Welt. Klimaschutz bedeutet Weiterentwicklung und nicht Festhalten an alten Mustern. Warum sollen wir Kohle ausgraben, diese um die Welt schiffen und bei uns verbrennen, wenn Wasser, Wind und Sonne kostenlos vorhanden sind und uns Unmengen an Energie frei Haus liefern. Wir müssen nur die vorhandene, unendliche Energie technisch smart und nachhaltig ernten.

Über den Interviewten: Jobst Jenckel ist Geschäftsführer der Klimainvest Green Concepts GmbH.

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