Einmalanlage versus Einstieg in Raten Wie Anleger einen größeren Geldbetrag am besten investieren
Hausverkauf, Erbschaft, Schenkung – wer einen größeren Geldbetrag erhält und zumindest einen Teil in Aktien investieren möchte, steht vor der Frage: Alles auf einmal investieren oder auf mehrere Raten aufteilen? Pascal Kielkopf, Kapitalmarktanalyst von HQ Trust, hat sich dieses Szenario in einer Langzeit-Analyse genauer angesehen.
Kielkopf hat dafür die Anlageergebnisse von zwei Investoren gegenübergestellt. Während der Einmal-Investor die komplette Summe auf einmal anlegt, teilt der Raten-Investor das Kapital in 24 gleiche Beträge auf und investiert es binnen zwei Jahren nach und nach. Die Rendite der Aktien misst der Kapitalmarktanalyst in seiner Berechnung mit dem globalen Aktienindex MSCI All Country World (ACWI). Das geparkte Kapital des Raten-Investors wird mit dem jeweils aktuellen Satz für Geldmarktfonds verzinst. Für die Auswertung schaute sich Kielkopf den Zeitraum von 1971 und bis August 2024 an. Insgesamt flossen 609 monatlich startende, rollierende Zweijahreszeiträume in die Untersuchung ein.
Das Ergebnis fällt eindeutig aus: Seit 1971 hatte der Einmal-Investor in rund zwei Drittel der Fälle die Nase vorn – bei einer deutlich breiteren Streuung. In den ersten 24 Monaten, in denen sich die Strategie der beiden Anleger unterscheidet, wäre der Einmal-Investor im Schnitt auf eine Rendite von 8,6 Prozent pro Jahr gekommen, der Raten-Investor auf jährlich 6,6 Prozent. Allerdings schränkt Kielkopf ein: „Dafür hätte der Raten-Investor mit einer Volatilität von 7,7 Prozent deutlich ruhiger geschlafen.“ Beim Einmal-Investor gab es mit 13 Prozent höhere Schwankungen.
Wie stark sich die Streuung der Renditen unterscheidet, zeigt ein Blick auf die annualisierten Zweijahresrenditen: „In 22 Prozent der Fälle kam der vorsichtigere Anleger auf ein Plus von 0 bis 5 Prozent pro Jahr, in 19 Prozent der Zeiträume auf einen Zuwachs von 10 bis 15 Prozent“, erklärt Kielkopf. Größere Extreme gab es bei den Einmal-Investoren: In 17 Prozent der Zeiträume wäre der Depotwert des Einmal-Investors um mehr als 20 Prozent pro Jahr gestiegen, dagegen aber auch in vier von 100 Fällen um mehr als 20 Prozent jährlich abgestürzt.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Einmal-Investment oder Rateneinstieg: Wie sollten Anleger vorgehen?
Wie sollten Investoren nun vorgehen, wenn sie einen größeren Betrag investieren wollen? „Am Ende muss jeder Anleger selbst entscheiden, welche Strategie besser zu ihm passt“, meint der Kapitalmarktexperte. Vorsichtige Investoren könnten sich mit dem Einstieg in Raten wohler fühlen. „In der Mehrzahl der Fälle hat man in der Vergangenheit jedoch Rendite liegen lassen, wenn man nicht direkt voll investiert war“, so Kielkopf. Allerdings hätten sich Anleger dieses Renditeplus mit höheren Schwankungen und einer deutlich breiteren Streuung der Ergebnisse erkauft.
Die Berechnung zeige aber auch: Teilt man die Raten auf einen kürzeren Zeitraum, etwa drei oder sechs Monate, auf, näherten sich die Ergebnisse an. „Damit lässt sich gegebenenfalls vermeiden, gerade zu einem ungünstigen Zeitpunkt zu investieren“, so das Fazit von HQ Trust.