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Einsame Oligarchen Russen kaufen keine Häuser in London mehr

Die Zahl der Russen, die bei Christie’s International Real Estate als Interessenten für Immobilien in London registriert sind, ist innerhalb eines Jahres um 70 Prozent eingebrochen, wie Giles Hannah, Senior Vice President bei dem Makler, berichtet. Das hat dazu geführt, dass die Offerten für Häuser im Preissegment bis zehn Millionen Pfund deutlich zurückgegangen sind, da die Russen mit Ausnahme der extrem Reichen zunehmend Probleme haben, Geld aus ihrem Heimatland zu transferieren.

“Die Banken setzen Grenzen, was die Kunden abziehen können, und wir rechnen mit weiteren Beeinträchtigungen, wenn die Sanktionen in Kraft sind”, erläuterte Hannah, der in den vergangenen zwei Jahren russische Familien bei Hauskäufen im Volumen von insgesamt 180 Mio. Pfund beraten hat. “Die Oligarchen geben weiter Geld aus. Sie haben bereits ihre Banken oder Anwälte hier und können daher Käufe tätigen.”

Russland bemüht sich derzeit, dem Einbruch des Rubels mit Notmaßnahmen zu begegnen, darunter Anhebungen des Leitzinses um 7,5 Prozentpunkte und Rubelkäufe der Zentralbank vonmehr als zehn Milliarden Dollar. Dem Land droht die heftigste Finanzkrise seit 1998, als der Staat den Schuldendienst auf Rubel-Anleihen einstellte. Neben dem Rückzug der Russen leidet der Londoner Markt für Luxusimmobilien auch unter der wirtschaftlichen Unsicherheit in Großbritannien und der von der Regierung im Dezember eingeführten höheren Grunderwerbssteuer für hochpreisige Immobilien.

Die russischen Käufer sind praktisch “über Nacht verschwunden”, sagte Andrew Langton, Chairman des Luxusimmobilien-Maklers Aylesford International Estate Agents. “Diejenigen, die noch hier sind, haben Geld außerhalb Russlands und werden es nicht schnell zurücktransferieren.”

Von Januar bis Juli 2013 waren Russen die größten Käufer Londoner Luxus-Eigenheime, wie aus Daten von Knight Frank LLP hervorgeht. In der ersten Hälfte dieses Jahres fielen sie laut dem Makler auf Platz Drei zurück, nach Franzosen und Italienern.

Die von den USA und Europa verhängten Sanktionen gegen Unternehmen und Einzelpersonen, die eng mit Präsident Wladimir Putin verbunden sind, bremsen die Konjunktur in Russland. Allein im Dezember ist der Rubel um 16 Prozent gegenüber dem Dollar gefallen, obwohl er sich am Mittwoch um elf Prozent erholte. Putin kritisierte auf einer Pressekonferenz am Donnerstag die Zentralbank, dass sie nicht schneller gehandelt habe, um den Rubel zu stützen. Seit Jahresanfang hat die russische Währung 44 Prozent an Wert verloren.

In den teuersten Gegenden Londons sind die Hauspreise im November erstmals auf Monatsbasis gesunken, berichtet Knight Frank. Der jährliche Preisanstieg hat sich auf 6,1 Prozent verlangsamt. Ein Faktor dabei ist auch die Grunderwerbssteuer, die bei einem Eigenheim für 5 Mio. Pfund um 164.000 Pfund auf 513.750 Pfund gestiegen ist.

“Die Sanktionen belasten teure Immobilien in London wirklich, zusätzlich zu der von der Regierung neu eingeführten Steuer”, erklärte Langton.

Besser sieht es nur bei den extrem reichen Russen aus. Bei Eigenheimen im Wert von über 6 Mio. Pfund entfielen in den sechs Monaten bis Oktober 21 Prozent der Käufe auf Russen, verglichen mit 13 Prozent in den vorhergehenden sechs Monaten, wie aus einem Bericht von Knight Frank vom 25. November hervorgeht. Die Russen, die weiterhin nach Häusern suchen, sind laut Hannah von Christie’s vor allem in London, Paris und an der französischen Riviera aktiv.

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