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Energie-Megaprojekte: Treiber des US-Wirtschaftswachstums

Nach dem Willen von US-Präsident Donald Trump sollen die Vereinigten Staaten wirtschaftlich weiter erstarken. Nach Jahrzehnten der Produktionsverlagerung ins Ausland kehrt die Industrie zurück auf amerikanischen Boden – allerdings in einer völlig neuen, technologisch fortschrittlichen Form. Seit Januar 2021 wurden Investitionen von insgesamt 1,7 Billionen US-Dollar in US-Megaprojekte angekündigt.
Politische Anreize als Katalysator

TBF Global Asset Management
Die Reindustrialisierungswelle ist das Ergebnis gezielter politischer Maßnahmen – auch der Vorgängerregierung. Rund 55 Prozent der angekündigten Projekte stehen in direktem Zusammenhang mit Anreizen aus dem Inflation Reduction Act (IRA) oder dem CHIPS and Science Act. Diese Gesetzespakete haben erhebliche finanzielle Anreize geschaffen, um strategisch wichtige Industrien wieder in den USA anzusiedeln.
Die Umsetzung kommt gut voran: Schon 15 Prozent der geplanten Projekte sind im Bau, davon rund 40 Prozent in den Bereichen Energieerzeugung und Rechenzentren. Diese Zahlen zeigen, wie ernsthaft und zügig die Maßnahmen vorangetrieben werden.
SunZia-Projekt: Energieinfrastruktur als Grundlage
Eine zentrale Voraussetzung für den geplanten neuen industriellen Aufschwung in den USA ist der massive Ausbau der Energieinfrastruktur. Neue Produktionsstandorte, und vor allem auch Rechenzentren und Fertigungsanlagen für Halbleiter, haben einen enormen Energiebedarf, der durch die bestehenden Netze nicht gedeckt werden kann.
Das SunZia-Projekt in New Mexico und Arizona ist ein gutes Beispiel für die Art von Infrastrukturprojekten, die diese Transformation ermöglichen. Es verbindet 900 Windturbinen in New Mexico mit dem Stromnetz von Arizona und versorgt dadurch etwa drei Millionen Haushalte mit sauberer Energie. Mit einer Kapazität von 3,5 Gigawatt, das der Leistung eines mittleren Atomkraftwerks entspricht, und einer 885 Kilometer langen Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung (HVDC) gibt SunZia einen Eindruck von der Dimension der laufenden Investitionen.
An diesem Projekt sind führende Unternehmen der Energiebranche beteiligt: Quanta Services übernimmt die Infrastrukturarbeiten, Hitachi liefert Komponenten für die Übertragungstechnik, und GE Vernova stellt Turbinen und weitere energietechnische Lösungen bereit. Dieses Zusammenspiel von Spezialisten aus verschiedenen Bereichen prägt die meisten großen Projekte der Reindustrialisierung.
Das Elf-Meilen-Projekt: Synergie zwischen Tech und Erneuerbaren
Ein weiteres bemerkenswertes Beispiel für die Verschmelzung von Tech-Industrie und Energieerzeugung ist das „Eleven Mile Project“ von Ørsted. Dieses Projekt, das Anfang 2023 begonnen und noch 2024 fertiggestellt wurde, umfasst eine Solaranlage mit 300 Megawatt Leistung auf einer Fläche von 2.800 Fußballfeldern. Die Installation beinhaltet 857.000 Solarpanele von First Solar mit Ausrichtungssystemen von Nextracker sowie 300-Megawatt-Speichersysteme von Fluence.
Besonders interessant an diesem Projekt ist die direkte Verbindung zur Tech-Branche: Zwei Drittel des erzeugten Stroms werden für ein Rechenzentrum des Internetkonzerns Meta genutzt, während der überschüssige Strom rund 65.000 Haushalte versorgt. Diese Synergie zwischen erneuerbarer Energieerzeugung und dem wachsenden Energiebedarf der Tech-Giganten ist ein zentrales Merkmal der aktuellen Entwicklung.
Die Gewinner der Reindustrialisierung
Von der Reindustrialisierung profitieren verschiedene Branchen und Unternehmen:
- Energieerzeugung: Unternehmen wie GE Vernova und Siemens Energy sind führend bei der Bereitstellung von Turbinen und anderen Komponenten für neue Kraftwerke, während First Solar im Bereich der Solarenergie eine Schlüsselrolle spielt.
- Netzausbau: Die Modernisierung und Erweiterung der Stromnetze schafft erhebliche Chancen für Unternehmen wie ABB, Hubbell und Schneider Electric, die Komponenten und Expertise für die Netzinfrastruktur liefern.
- Stromübertragung und -verteilung: Versorgungsunternehmen wie Hydro One und Sempra profitieren von der steigenden Nachfrage nach zuverlässiger Stromversorgung, während Kabelhersteller wie Nexans und Prysmian durch den massiven Bedarf an neuen Übertragungsleitungen gefragt sind.
- Speicherlösungen: Mit dem Ausbau erneuerbarer Energien wächst auch der Bedarf an Energiespeicherlösungen, was Unternehmen wie Fluence zugutekommt.
Prognosen und Ausblick
Die Wachstumsprognosen für den US-Energiesektor sind beeindruckend. Die derzeit geplanten Kapazitätserweiterungen in den USA sollen in den kommenden Jahren um die hundert Gigawatt (GW) umfassen. Dieser Ausbau erstreckt sich über verschiedene Sektoren, darunter erneuerbare Energien, Energiespeicherung, Kernenergie und Gaskraftwerke. Die Planungen übertreffen damit den Stromverbrauch vieler Industrienationen, beispielsweise von Brasilien oder Deutschland.
Diese Entwicklung bewirkt jedoch nicht nur eine Transformation der US-Wirtschaft, sondern schafft auch global neue Handelsdynamiken und Investitionsmöglichkeiten. Während Europa mit der Deindustrialisierung kämpft, positionieren sich die USA als Vorreiter einer hochmodernen, technologiegetriebenen Industrie der Zukunft.
Fazit
Die Reindustrialisierung der USA umfasst mehr als nur einen wirtschaftlichen Trend – sie ist ein grundlegender Strukturwandel mit weitreichenden Implikationen. Die Kombination aus politischen Anreizen, massiven Investitionen in Energieinfrastruktur und dem Fokus auf zukunftsfähige Technologien schafft ein Umfeld, in dem traditionelle Industrieunternehmen ebenso gedeihen können wie Tech-Giganten und Spezialisten für erneuerbare Energien.
Für Investoren bietet diese Entwicklung vielfältige Chancen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Energieerzeugung über die Netzinfrastruktur bis hin zu den neuen Produktionsstätten und Rechenzentren, die einen zentralen Baustein der digitalen Transformation bilden.
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