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Assekuradeur von der Element-Krise besonders stark betroffen

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Es ging um die Kunden, die Vermittler und die Mitarbeiter – doch was bedeutet das Bafin-Neugeschäftsverbot und die drohende Insolvenz eigentlich für die Vertriebspartner der Element Insurance?
Eine Frage, die bisher in der branchenweiten Diskussion rund um das Berliner Insurtech nur am Rande gestreift wurde, denn die betroffenen Unternehmen hüllen sich fast ausnahmslos in Schweigen. Oft haben diese vermutlich sehr kleinen Häuser mit wenigen Mitarbeitern nicht einmal eine Kontaktmöglichkeit für Medienvertreter. Vermittler kritisieren derweil in Social Media immer wieder die Kommunikationspolitik dieser Unternehmen.
Die meisten Geschäftspartner des White-Label-Versicherers sind Assekuradeure. Unternehmen, die im eigenen Namen, aber für Rechnung eines Versicherungsunternehmens Policen zeichnen und mit deren Vollmacht Aufgaben wie die Schadenabwicklung übernehmen. Ein Geschäftsmodell, bei dem Element als Risikoträger mit Bafin-Lizenz oft im Hintergrund bleibt und vielen Kunden gar nicht bekannt sein dürfte, da man diesen oft nicht einmal in den Versicherungsbedingungen erkennen kann.
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Es ging um die Kunden, die Vermittler und die Mitarbeiter – doch was bedeutet das Bafin-Neugeschäftsverbot und die drohende Insolvenz eigentlich für die Vertriebspartner der Element Insurance?
Eine Frage, die bisher in der branchenweiten Diskussion rund um das Berliner Insurtech nur am Rande gestreift wurde, denn die betroffenen Unternehmen hüllen sich fast ausnahmslos in Schweigen. Oft haben diese vermutlich sehr kleinen Häuser mit wenigen Mitarbeitern nicht einmal eine Kontaktmöglichkeit für Medienvertreter. Vermittler kritisieren derweil in Social Media immer wieder die Kommunikationspolitik dieser Unternehmen.
Die meisten Geschäftspartner des White-Label-Versicherers sind Assekuradeure. Unternehmen, die im eigenen Namen, aber für Rechnung eines Versicherungsunternehmens Policen zeichnen und mit deren Vollmacht Aufgaben wie die Schadenabwicklung übernehmen. Ein Geschäftsmodell, bei dem Element als Risikoträger mit Bafin-Lizenz oft im Hintergrund bleibt und vielen Kunden gar nicht bekannt sein dürfte, da man diesen oft nicht einmal in den Versicherungsbedingungen erkennen kann.
Zahlreiche Partner und Produktbereiche betroffen
Die Verbraucherschützer vom Bund der Versicherten wiesen unlängst auf diesen Umstand und die damit verbundene Gefahr eines akut gefährdeten Versicherungsschutzes von Element-Kunden hin. Der Verein nannte in seiner Stellungnahme zahlreiche Kooperationspartner des Insurtechs. Hierzu zählen: Auto Protect, Asspario, DAA Deutsche Agrar Assekuradeur, Direkt-AS, Friday, Hepster, Manufaktur Augsburg, Panda oder Schutzgarant.
Im Bestand hat Element unter anderem private Unfall-, Tier- und Fahrradversicherungen. Das Unternehmen ist auch Risikoträger für gewerbliche Versicherungen, wie Elektronik- oder Autohauspolicen. Kritisch dürfte es in der aktuellen Lage vor allem in den Fällen sein, wo Element als Risikoträger für Wohngebäude- und Haftpflichtversicherungen agiert, denn hier können Schadenfälle, die im vorläufigen Insolvenzverfahren nicht mehr reguliert werden, ganz andere finanzielle Größenordnungen erreichen. Eine für alle Beteiligten sehr ernste Situation.
Assekuradeur Direkt-AS besonders im Fokus
Ein Unternehmen, das bisher Wohngebäudepolicen für Element vertrieben hat, ist die Direkt-AS aus Düsseldorf. Der Assekuradeur dürfte von der Krise des Insurtechs stark betroffen sein. Laut eines Brancheninsiders hatte Element schon vor der Bafin-Entscheidung die Prämien für das Wohngebäude-Versicherungskonzept von Direkt-AS um 70 Prozent erhöht. Nach seinen Angaben war das Unternehmen in der Vergangenheit bereits einmal von der Pleite eines Risikoträgers betroffen.
Sein Urteil fällt entsprechend drastisch aus: „Seitens der Makler liegt aus meiner Sicht hier schon ein Auswahlverschulden bei dem Assekuradeur vor und das noch zu Dumping-Preisen, die Element nie hätte akzeptieren dürfen. Ein professionelles Underwriting hat hier offensichtlich gefehlt.“
Bezeichnenderweise suchte Element noch Ende November nach Underwritern, wie DAS INVESTMENT exklusiv weiß. Einer, der von den Berlinern neu eingestellt wurde, erhielt unmittelbar nach dem Bafin-Entscheid noch vor Arbeitsantritt die Kündigung.
Nach Möglichkeiten umzudecken, wird offenbar gesucht
Auf der Seite „Wohngebaeudeversicherung.eu“ – einem Vergleichsportal des Versicherungsmaklers Fairfekt steht in einem Beitrag zum Einfluss des Element-Verfahrens auf Direkt-AS: „Dies betrifft vor allem die Gebäudeversicherungen, die über die Ein- und Mehrfamilienkonzepte der Direkt Assekuranz GmbH versichert sind. Zwar sucht die Direkt AS wohl nach Möglichkeiten, schnellstmöglich umzudecken, leider erhalten wir als Vermittler keine wirkliche Rückmeldung dazu. Aus diesem Grund handeln wir für unsere Kunden selbst und decken um.“
Dazu hätte DAS INVESTMENT gerne auch mehr von Direkt-AS selbst gewusst. Doch eine Antwort auf die Fragen, wie sehr das Bafin-Neugeschäftsverbot von Element das eigene Geschäft beeinträchtigt hat, ob man einen neuen Risikoträger sucht, Schadenersatzansprüche gegen Element prüft oder welche Folgen eine endgültige Insolvenz des Partners für Direkt-AS hätte, erhielt unsere Redaktion nicht.
Kritik an fehlenden Informationen und ausbleibenden Schadenzahlungen
Dass es mit der Kontaktmöglichkeit der Düsseldorfer gerade schwierig bestellt ist, zeigen auch Online-Bewertungen. Ein Google-Eintrag aus der vergangenen Woche lautet: „Direkt-AS hat die Erreichbarkeit eingestellt, nachdem der Risikoträger in die Insolvenz gerutscht ist. Das war bei der letzten Insolvenz des damaligen Versicherers in 2016 ebenso. Die Kunden können einem Leid tun.“ Ein weiterer User schrieb vor wenigen Tagen: „Hallo, kann mir mal jemand sagen, wann man da jemand Erreichen kann?“
Der bekannte Makler Martin Markowsky hatte auch nichts Erfreuliches zu berichten: „Unmöglicher Umgang mit Vertriebspartnern in einer Situation, die mehr als unschön ist. Keinerlei Infos von Seiten des Hauses. Danke für nichts!“ Direkt-AS reagierte, indem man ihm anbot, eine Nachricht an eine Beschwerde-Mailadresse des Unternehmens zu richten.
Nachdem das Unternehmen in der Vergangenheit viele gute Bewertungen bekommen hatte, häufen sich bei Google in den letzten Monaten zudem die Beschwerden auch wegen ausbleibender Schadenzahlungen. So heißt es unter anderem: „Bis heute konnten wir keinen Zahlungseingang verbuchen und am Telefon werden wir auch nur hingehalten beziehungsweise vertröstet. Mehrfach wurde die Rechnung per Mail verschickt, auch da keine Rückmeldung. Vorsicht bei dieser Versicherung!“
Großes Schweigen bei fast allen Element-Assekuradeuren
Auch die zahlreichen anderen Assekuradeure im Element-Portfolio antworteten auf die Anfragen von DAS INVESTMENT bis auf eine Ausnahme nicht. Nur der Digitalversicherer Friday reagierte, nahm zu den Fragen allerdings keinerlei Stellung. Eine Sprecherin schrieb lediglich, dass Element für eine Unfallversicherung, die Friday von September 2022 bis Ende 2024 als White-Label-Produkt unter eigenem Markennamen vermittelt hat, als entsprechender Risikoträger fungierte. Die selbst vermittelten Kunden habe man umgehend über die Situation informiert.
Das Fachmagazin „Versicherungsmagazin“ zitiert zudem Armin Christofori von der Manufaktur Augsburg: „Selbstverständlich arbeiten wir an guten Lösungen für Kunden und Vermittler und werden diese zeitnah kommunizieren.“
Hepster meldet sich verzögert
Aktualisierung, 21. Januar: Nachdem das Insurtech Hepster auf die Anfrage unserer Redaktion zunächst nicht reagierte, meldete sich einige Tage später eine PR-Agenur im Namen des Unternehmens. Auf die eigentlichen Fragen unserer Redaktion antwortete man indes nicht. Man könne aber versichern, dass die Insolvenz von Element keinerlei Auswirkungen auf den Versicherungsschutz von Kunden oder die Zusammenarbeit mit Partnern von Hepster habe. Element sei nur einer von elf Risikoträgern gewesen.
In der Stellungnahme heißt es: „Bereits seit dem ersten Tag nach Bekanntwerden der Situation rund um die Element Insurance AG haben wir aktiv alle notwendigen Schritte eingeleitet und erste Umstellungen noch vor Jahresende abgeschlossen. Unsere Strategie hat sich in dieser Situation als äußerst effektiv erwiesen. Der Betrieb läuft wie gewohnt, und sowohl bestehende Policen als auch neue Geschäftsaktivitäten sind vollständig gesichert.“
Asspario hat neuen Risikoträger
Immerhin zeichnen sich teilweise erste Lösungen ab – so beim Mehrfachvermittler Asspario Versicherungsdienst, an dem der Assekuradeur Domcura und der Versicherer Die Bayerische beteiligt sind.
Bei Facebook schrieb Geschäftsführer Arne Buchhop: „Für den Asspario-Bestand haben wir bereits eine Nachfolgelösung mit unserem langjährigen Risikoträger GVO in Oldenburg gefunden. Diese übernehmen die Fahrrad-Kasko-Verträge inhaltlich eins zu eins mit einer Beitragsanpassung von 20 Prozent. Für die Unfallversicherung gibt es leider keine Folgeregelung, sodass diese Verträge gekündigt werden müssen. In allen Fällen übernehmen wir seitens Asspario nach Kündigungseingang aber die Rückerstattung eventuell zu viel gezahlter Beiträge aus unseren eigenen Mitteln.“
Bayerische schafft eigene Lösung für Element-Kunden bei Fahrradpolicen
Die Bayerische hat mittlerweile das Heft des Handels selbst in die Hand genommen und will für das Produkt „BikeProtect“ eine eigene Lösung anbieten. Einen entsprechenden Medienbericht bestätigte Unternehmenssprecherin Felicitas Eckert auf Nachfrage unserer Redaktion. Die Bayerische hatte zusammen mit Element das Produkt für Fahrräder, E-Bikes und Pedelecs Ende 2021 auf den Markt gebracht. Insgesamt geht es um etwa 5.000 Verträge.
Die Münchener bieten betroffenen Kunden die Möglichkeit an, die Verträge bei der Bayerischen fortzuführen. Dazu habe man in sehr kurzer Zeit ein eigenes Versicherungsprodukt entwickelt und Kunden bereits diese Woche angeschrieben. Der Versicherungsschutz entspreche den bisherigen Leistungen aus dem Hause Element.
„Wir sind zwar in unserer Rolle nur der Vermittler des Produkts von Element, dennoch stellt die Situation sowohl uns als auch die betroffenen Kundinnen und Kunden vor Herausforderungen“, erklärte Bayerische-Vorstand Martin Gräfer.
Neues Produkt kommt nur mit drastischer Prämienerhöhung aus
Der Haken: „Aufgrund unserer Kalkulation kommen wir zu einer Prämie, die im Vergleich um 50 Prozent höher ist. Wichtig ist, dass hier keine Courtage/Provision eingerechnet wurde und somit auch keine Provision gezahlt wird“, sagt Eckert gegenüber DAS INVESTMENT. Die kalkulierten Prämien spiegelten die tatsächlichen Risiken wider, berücksichtigten die steigenden Inflationsraten, die zunehmenden Schadensaufwendungen und andere wirtschaftliche Entwicklungen, und sicherten eine nachhaltige Leistungsfähigkeit.
Zu der Frage, ob die nun erforderliche Prämienerhöhung nicht ein klarer Beleg für eine zuvor fehlerhafte Risikobewertung in den Policen von Seiten des ehemaligen Partners war, sagt Eckert: „Wir möchten dies nicht bewerten, die Kalkulation und das Underwriting wurde von Element durchgeführt.“
Und weiter: „Wir bedauern selbstverständlich die Insolvenz der Element Insurance AG außerordentlich. Sie unterstreicht auch die derzeit schwierige Marktsituation.“
Aktualisierung, 20. Januar: Nach eigenen Informationen überprüft die Bafin aktuell in Zusammenarbeit mit dem Vorstand von Element und dem vorläufigen Insolvenzverwalter, ob das Versicherungsportfolio auf einen anderen Versicherer übertragen werden kann. Sollte dies nicht möglich sein, sei damit zu rechnen, dass das (endgültige) Insolvenzverfahren über Element eröffnet wird. „Eine Entscheidung darüber ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gefallen“, schreibt die Bafin.



