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Bafin verbietet Neugeschäft: Viele offene Fragen bei Element
Die Finanzaufsicht Bafin hat dem Insurtech Element Insurance das Neugeschäft verboten. Hintergrund soll die Kündigung eines Rückversicherungsvertrags sein. Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ handelt sich dabei um die Hannover Rück. Die Bafin wollte zum Sachverhalt keine Stellung nehmen.
Auf die an Element gerichtete Nachfrage von DAS INVESTMENT, antwortete die Kölner Kanzlei Höcker Rechtsanwälte und bestätigte den Sachverhalt. In dem Schreiben lässt sich die Element-Vorstandvorsitzende Astrid Stange wie folgt zitieren: „In der Tat haben wir eine Weisung von der Bafin erhalten, das Neugeschäft einzustellen. Dies ist eine unerwartete Situation für Element. Wir sind aktuell dabei, die üblichen Maßnahmen einer Versicherung in einer solchen Situation zu aktivieren. Hier haben wir vor allem das Wohle der Kunden im Blick, aber natürlich auch aller Mitarbeiter, Partner und Aktionäre.“
Die Partner des Unternehmens seien über diesen Umstand am Freitag, 21. Dezember informiert worden.
Geschäftsmodell basiert auf Kooperation mit Assekuradeuren
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Die Finanzaufsicht Bafin hat dem Insurtech Element Insurance das Neugeschäft verboten. Hintergrund soll die Kündigung eines Rückversicherungsvertrags sein. Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ handelt sich dabei um die Hannover Rück. Die Bafin wollte zum Sachverhalt keine Stellung nehmen.
Auf die an Element gerichtete Nachfrage von DAS INVESTMENT, antwortete die Kölner Kanzlei Höcker Rechtsanwälte und bestätigte den Sachverhalt. In dem Schreiben lässt sich die Element-Vorstandvorsitzende Astrid Stange wie folgt zitieren: „In der Tat haben wir eine Weisung von der Bafin erhalten, das Neugeschäft einzustellen. Dies ist eine unerwartete Situation für Element. Wir sind aktuell dabei, die üblichen Maßnahmen einer Versicherung in einer solchen Situation zu aktivieren. Hier haben wir vor allem das Wohle der Kunden im Blick, aber natürlich auch aller Mitarbeiter, Partner und Aktionäre.“
Die Partner des Unternehmens seien über diesen Umstand am Freitag, 21. Dezember informiert worden.
Geschäftsmodell basiert auf Kooperation mit Assekuradeuren
Element agiert am europäischen Markt vor allem als sogenannter White-Label-Versicherer und verfügt Schätzungen zufolge über mehr als 200.000 Verträge. Große Anteilseigner sind der Berliner Startup-Gründer Finleap und das Versorgungswerk der Zahnärztekammer Berlin. Das im Jahr 2017 gegründete und in Berlin ansässige Unternehmen entwickelt Policen, die Kunden, sogenannte Assekuradeure, in ihre Produkte integrieren und unter ihrem Namen vertreiben können, während Element als Versicherer die Risiken trägt. Das Unternehmen hat dafür eine Lizenz der Bafin.
Element-Partner dürfte das Neugeschäftsverbot hart treffen
Zu den Partnern zählen Unternehmen wie Hepster, Schutzgarant oder Warranty Expert. Auffällig ist, dass viele der Anbieter Garantieversicherungen im Angebot haben. Ein Geschäftsmodell, das vor allem beim Neukauf von Elektronikgeräten funktioniert.
Das Rostocker Unternehmen Hepster, das erst vor einem Jahr seine Zusammenarbeit mit Element verkündet hatte, wollte sich laut einer Sprecherin zu dem Sachverhalt und der weiteren Zusammenarbeit mit Element nicht äußern. Die DAA Deutsche Agrar Assekuradeur schrieb, dass man aktuell keine Gelegenheit habe, die Anfrage von DAS INVESTMENT zu beantworten. Weitere angefragte Element-Partner reagierten nicht.
Bei Tierversicherer Panda funktionieren Angebotsrechner nicht mehr
So oder so dürften die Auswirkungen auf die Partnerunternehmen weitreichend sein. Der bekannte Makler und Experte für Tierversicherungen Martin Markowsky teilte über Facebook mit, dass die Element-Entscheidung direkte Konsequenzen für den Tierversicherer Panda habe. Das Unternehmen reicht sein Geschäft bisher über Element ein. Das sei aber ab sofort nicht mehr möglich, da die Angebotsrechner nicht mehr funktionierten.
„Ich habe immer wieder davor gewarnt, sich nicht nur die Leistungen, sondern auch den Versicherer beziehungsweise Anbieter selbst anzusehen. In den letzten Jahren ist die Zahl der Tierversicherungs-Anbieter auf über 40 gestiegen. Es war zu erwarten, dass der eine oder andere Probleme bekommen wird. Das Ganze ist für die Branche gar nicht gut. Die Dummen sind wieder mal die Kunden und Vermittler“, sagt Markowsky.
Erste Folgen in Sachen Personal
Erste Folgen sind auch bei Element selbst bereits sichtbar: Das Unternehmen hat sämtlich offene Stellenanzeigen von seiner Webseite entfernt. DAS INVESTMENT weiß zudem von einem Betroffenen, der erst vor wenigen Wochen offensiv aus seinem bestehenden Arbeitsverhältnis mit einem rund 20 Prozent höheren Gehalt als bisher zu Element abgeworben wurde. Der neue Arbeitsvertrag wurde Ende November geschlossen.
Direkt nach der Bafin-Entscheidung wurde ihm nach seiner Darstellung auf Nachfrage mitgeteilt, dass der für das kommende Jahr geschlossene Vertrag direkt wieder gekündigt werden soll. Begründet worden sei dies mit einer nach dem Bafin-Aus nötig gewordenen Kostenreduzierung. Im Zuge des Recruiting-Prozesses will der neue Mitarbeiter auch erfahren haben, dass Element noch weitere Spezialisten zu dieser Zeit im November gesucht hat.
Angeblich war Entwicklung nicht vorhersehbar
Die Frage, ob die Angaben in der Personalangelegenheit zutreffen, beantwortete die Element vertretende Anwaltskanzlei wie folgt: „Es trifft nicht zu, dass unsere Mandantin mit den neu angestellten Mitarbeitern überdurchschnittlich hohe Gehälter vereinbart hätte.“ Weiterhin teilte die Kanzlei Höcker mit, dass Element zum Zeitpunkt der Neueinstellungen von der zeitlich darauffolgenden Kündigung des Rückversicherungsvertrages nicht wusste und diese auch nicht habe vorhersehen können. „Auch die Kündigung des Rückversicherungsvertrages war ein völlig unvorhersehbares Ereignis für unsere Mandantin.“
Die Fragen, nach der Größe des betroffenen Personenkreises neuer Mitarbeiter und ob diesen bereits vor Arbeitsantritt wieder gekündigt werden soll, blieben indes unbeantwortet.
Unklare Zukunft
Wie es konkret mit Element weitergeht, ist unklar. Fragen von DAS INVESTMENT nach einem neuen Rückversicherer, etwaigen Schadenersatzansprüchen von Partnerunternehmen oder einer möglicherweise drohenden Insolvenz im Zuge des Neugeschäftsverbots wurden nicht beantwortet. Für die „Süddeutsche Zeitung“ scheint der Fall derweil klar: „Gelingt es dem Unternehmen nicht rasch, seine Probleme zu lösen, ist es am Ende.“ Klar sein dürfte, dass das Unternehmen zwingend neue Rückversicherungskapazitäten benötigt.
Im Gespräch mit DAS INVESTMENT sieht ein Insider bereits jetzt einen Reputationsschaden für das Unternehmen. Er glaubt, dass Vertriebspartner und Kunden das Vertrauen in die finanzielle Stabilität verlieren könnten, was die Geschäftsbeziehungen mit Element nachhaltig beeinträchtigen würde.
Kritische Medienberichte schon im Frühjahr 2024
Das Insurtech war bereits in der jüngeren Vergangenheit in die Schlagzeilen geraten. Im Frühjahr 2024 hatte das „Handelsblatt“ von einem strategischen Umbau des Unternehmens berichtet. Trotz einer neuen Finanzierungsrunde über 50 Millionen Euro stand Element dem Artikel zufolge bereits damals unter Druck. Die Berliner benötigten offenbar das Geld, um das Eigenkapital zu stärken und das Geschäftsmodell statt auf Wachstum mehr auf Profitabilität auszurichten.
Grund laut „Handelsblatt“-Bericht: „Die Kosten, die die regulatorischen Anforderungen durch die Finanzaufsicht Bafin mit sich bringen, sind nur schwer zu verdienen. Das trifft auch andere Insurtechs, die von der Bafin als Versicherer lizenziert und etwa nicht nur als Makler im Vertrieb tätig sind. Denn oftmals wachsen die jungen Versicherer nicht so schnell, wie sich dies die Firmengründer anfangs erhofft hatten.“
Element wollte sich schlanker aufstellen
Element reagierte dem Bericht nach auf die Entwicklungen mit einer stärkeren Fokussierung auf das Produkt- und Risikomanagement. Das Unternehmen habe „die strategische Entscheidung getroffen, sich auf seine Kernkompetenzen zu konzentrieren und so Effizienz zu steigern und Profitabilität zu erreichen“, hieß es in einer damaligen Stellungnahme.
Zudem gebe es Pläne, Unternehmensbereiche wie Teile der Verwaltung und die Schadenregulierung an externe Dienstleister auszulagern, um Kosten zu reduzieren. Element gab an, künftig weniger Aufgaben im klassischen Versicherungsbetrieb selbst wahrnehmen, dafür aber verstärkt in den Bereichen Risikoübernahme, Datenanalytik und Dienstleistersteuerung.
Ob das Vorhaben sein Ziel erreichte, ist unklar. Bisher war das finanzielle Defizit enorm. Verzeichnete das Start-up 2022 noch ein Minus von 17,3 Millionen Euro, wuchs der Verlust laut Bericht über die Solvabilität und Finanzlage (SCFR) für das Jahr 2023 sogar noch weiter auf 23,5 Millionen Euro.
Unruhe in Belegschaft nach Entlassungen
Schon im Frühjahr 2024 war im Zuge der Neuausrichtung von Entlassungen die Rede. Das „Handelsblatt“ berief sich auf „Insider“, nach denen etwa 20 bis 30 Beschäftigte um den Jahreswechsel herum gehen mussten. In der Belegschaft habe der Stellenabbau Unruhe ausgelöst. Element gab an, die Entscheidung, sich auf die Kernkompetenzen zu fokussieren, führe zu Veränderungen bei den von Element selbst ausgeübten Tätigkeiten. Damit verbunden sei auch eine Neuausrichtung der Belegschaft.