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Elementarschadenversicherung: Kommt jetzt Angebotspflicht?

Nach dem jüngsten Hochwasser in Bayern und Baden-Württemberg wurde wieder deutlich, wie schwerwiegend die immer häufiger befürchteten Unwetter hierzulande für Privathaushalte sein können. Doch bei der Suche nach einer Lösung für die geringe Versicherungsdichte gegen solche und weitere Elementarschäden ist weiterhin kein Land in Sicht. Abgedeckt sind die finanziellen Folgen von Überschwemmung, Rückstau oder Schneedruck nur bei 54 Prozent der Gebäude in Deutschland.
Auf einen obligatorischen Einschluss dieser Risiken in Gebäude-Policen haben sich die Regierungschefs der Bundesländer zwar bei der Ministerpräsidentenkonferenz am Donnerstag geeinigt. Aber der zuständige Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) lehnt die Idee weiterhin ab. „Die aus dem Länderkreis geforderte Pflichtversicherung würde das Wohnen in Deutschland teurer machen, eine große Bürokratie nach sich ziehen und den Staat nicht aus der finanziellen Haftung nehmen“, begründet er seine Position.
Finanzielle Folgen von Naturkatastrophen
„Die ergebnislosen Verhandlungen von Kanzler und Bundesländern sind eine verpasste Chance, endlich für flächendeckende Versicherungslösungen zu sorgen – vor der nächsten Starkregen-Flut“, kommentiert Hermann-Josef Tenhagen. Der Chefredakteur des Geldratgebers Finanztip ruft die Politik dazu auf, „alle Hausbesitzer gleichermaßen in die Pflicht zu nehmen, für ihren Schutz zu sorgen. Noch immer sind zu viele Menschen nicht gegen die finanziellen Folgen von Starkwetterereignissen abgesichert.“

„Es kann nicht sein, dass die Allgemeinheit, sprich der Steuerzahler, für hohe Schäden aufkommen muss, die versicherbar gewesen wären“, so Tenhagen weiter. An Angeboten für Versicherungsschutz habe es in den vergangenen Jahren nicht gemangelt. Für die meisten Gebäude in Deutschland gebe es heute problemlos eine Elementarschaden-Police zu günstigen Preisen. Trotzdem ist in vielen Bundesländern nicht einmal die Hälfte aller Immobilien entsprechend versichert (siehe Grafik).
Erinnerung an verheerende Flut im Ahrtal
Das ist auch deshalb verwunderlich, weil sich 56 Prozent der rund 1.000 Teilnehmer einer repräsentativen Umfrage des Vergleichsportals Verivox sorgen, dass Naturkatastrophen wie vor knapp drei Jahren im Ahrtal zukünftig auch in ihrer Region vorkommen können. Von den Befragten, deren Haus schon einmal durch Naturereignisse wie Starkregen, Hochwasser oder Sturm beschädigt wurde, haben 62 Prozent eine Elementarschadenversicherung abgeschlossen.
Laut der vor dem Hochwasser in Süddeutschland durchgeführten Umfrage spricht sich eine Mehrheit von 71 Prozent der Hausbesitzer dafür aus, dass eine solche Police gegen Elementarschäden zukünftig verpflichtend sein sollte. Dann müsste Deutschlands Assekuranz allen Hausbesitzern einen entsprechenden Versicherungsschutz anbieten. Aktuell kann es insbesondere für Bewohner von Risikogebieten schwierig sein, eine entsprechende Police für ihr Haus abzuschließen.
Pflichtversicherung gegen Elementarschäden?
Gegen die seit Jahren immer wieder aufkommende Forderung nach einer Pflichtversicherung macht sich hingegen der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) im politischen Berlin stark. Stattdessen unterstützt der Lobbyverband eine Pflicht zum einmaligen Angebot entsprechenden Versicherungsschutzes gegenüber den Kunden, wie sie Bundesjustizminister Buschmann als Alternative vorgeschlagen hat.
„Die einmalige Angebotspflicht bleibt in einer richtigen Versicherungslogik, insbesondere der risikobasierten Berechnung der Versicherungsprämien“, kommentiert Jörg Asmussen. „Richtig ist es auch, dass die Kunden selbst wählen können, ob sie das Angebot annehmen möchten oder nicht“, so der GDV-Hauptgeschäftsführer weiter. Wichtig sei neben freiwilligem Versicherungsschutz aber auch mehr Prävention und Klimafolgenanpassung sowie eine Risikoteilung zwischen privaten Versicherern und dem Staat für den Fall extremer Naturkatastrophen.
Wohngebäudeversicherung an Klimawandel anpassen
„Der Vorschlag der Bundesregierung wird dem Schutz vor Schäden von Klimakatastrophen nicht gerecht“, kritisiert auch Ramona Pop. Die Vorständin des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV) schlägt daher vor, dass alle Wohngebäudeversicherungen automatisch einen Schutz gegen „alle relevanten Klimarisiken“ enthalten. So könnte sich zum Beispiel weiterhin niemand gegen Sturmflut oder steigendes Grundwasser absichern.
In seinem „Positionspapier: Die Wohngebäudeversicherung an die Klimakrise anpassen“ fordert der VZBV unter anderem, dass alle neu abgeschlossenen Gebäudeversicherungen automatisch Naturgefahren wie Hochwasser und Starkregen umfassen sollen. Der Schutz soll dann um Sturmflut, Trockenheit und Austrocknung, steigendes Grundwasser und Durchfeuchtung erweitert werden. Und Bestandsverträge sollen zu einem Stichtag auf den neuen Versicherungsschutz umgestellt werden.