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Umfrage: Hochwasserschutz ist wichtiger als Pflichtversicherung

Es ist eine Perspektive, die bisher kaum berücksichtigt wurde: Wie wichtig findet eigentlich die Bevölkerung ein mögliche verpflichtende Pflichtversicherung gegen Elementarschäden – bei einer bundesweiten Absicherungsquote, die weiterhin nur knapp über 50 Prozent liegt?
In Berlin liegt zumindest das langjährig diskutiere Themen bei den laufenden Koalitionsverhandlungen auf dem Tisch. So planen CDU/CSU und SPD offenbar die verpflichtende Elementarschadenversicherung im Neugeschäft, vermutlich allerdings mit Widerspruchslösung und eine Stichtagsregelung für den Bestand. Außerdem soll es eine staatliche Rückversicherung für besonders hohe Schäden geben.
Klimafolgenanpassung in Koalitionsplänen zu wenig zu finden
Die Versicherungswirtschaft kann sich mit den bekannt gewordenen Plänen in Teilen anfreunden, betont aber unablässig, dass die Themen Klimafolgenanpassung und Prävention in Sachen wachsender Elementargefahren am wichtigsten sind. Davon sei im Sondierungspapier der angehenden Koalitionäre aber noch zu wenig zu finden, heißt es in einem gemeinsamen Statement zweier eigentlich ungleicher Partner, dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) und dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu).
Michael Zons, neuer Schaden-Vorstand der DEVK sagt dazu: „Wir begrüßen, dass die kommende Regierung den Schutz der Bevölkerung vor den Folgen von Elementarrisiken auf die Agenda genommen hat. Im Falle einer Pflichtversicherung halten wir eine risikoadäquate Bepreisung für wichtig.“ Sein Unternehmen hat eine repräsentative Online-Umfrage des Marktforschungsunternehmens Civey im Februar mit mehr als 5.000 Befragten in Auftrag gegeben.
Hochwasserschutz hat für Bevölkerung klare Priorität
Die Ergebnisse scheinen die Forderungen der Versicherungswirtschaft zu stützen. Den Ergebnissen nach sind den Befragten Investitionen in Hochwasserschutz wichtiger als eine Pflichtversicherung für Elementarschäden. Für Erstes sprechen sich 57 Prozent aller Befragten aus, bei den Hauseigentümern sind es fast 61 Prozent. Gefragt seien vor allem konkrete Maßnahmen wie Rückhaltebecken, Entsiegelung von Flächen und verbesserte Frühwarnsysteme.
Bei Hauseigentümern ist Zuspruch zur Pflichtversicherung größer
Für eine verpflichtende Elementarschadenversicherung votieren 35,7 Prozent. Immerhin: Unter den Hauseigentümern ist die Zustimmung mit 44 Prozent deutlich höher. Unter allen Studienteilnehmern ist dies dennoch nur der vierte Platz im Kanon möglicher Maßnahmen, bei denen Mehrfachantworten möglich waren. Wichtiger sind den Befragten Investitionen in den Katstrophenschutz und Änderungen bei Baurecht und Bauordnungen noch wichtiger. Themen, die die Versicherungswirtschaft seit langem von der Politik einfordert, die aber auch viel Geld kosten würden.
Studienauftraggeber greift bekannte GDV-Forderungen auf
In Sachen Hochwasserschutz könnten Länder und Kommunen zum Beispiel laut DEVK-Mitteilung mehr Flächen ausweisen, die Raum für Überflutungen bieten, oder große Rückhaltebecken bauen. Man verweist erneut auf den GDV der vorschlägt, Prävention und Klimafolgenanpassung in die Landesbauordnungen aufzunehmen. Dessen Ziel sind Bauverbote in hochwassergefährdeten Gebieten und verpflichtende Klima-Gefährdungsbeurteilungen bei Baugenehmigungen.
Abseits der Umfrage verweist der Kölner Versicherer auf das Arbeitspapier aus den Koalitionsverhandlungen. Demnach sollen Länder und Gemeinden künftig stärker haften, wenn sie neue Baugebiete dort erschließen, wo die Gefahr von Naturkatastrophen hoch ist.

Größte Sorge: Starkregen, Überschwemmung und Hochwasser
Zurück zu den Ergebnissen: Gefragt nach den Naturgefahren, die zu Hause Schäden verursachen können, antworten rund 56 Prozent: Starkregen, Überschwemmung und Hochwasser. Diese Risiken liegen damit mt weitem Abstand an der Spitze. Bei den Eigenheimbesitzern sind es 59 Prozent. Etwa 28 Prozent erwarten dagegen keine Elementarschäden. 22,7 Prozent befürchten Erdbeben, Erdsenkung und Erdrutsch. Weit abgeschlagen landen Gefahren wie Schneedruck, Vulkanausbruch und Lawinen.
Dabei gehören 60 Prozent der Befragten zur Gruppe derer, die bisher keine Erfahrungen mit Elementarschäden gemacht haben. Dagegen waren rund 7 Prozent der Gesamtbevölkerung in den vergangenen fünf Jahren selbst betroffen, weitere 10 Prozent vor vielen Jahren. Bei den Menschen mit Wohneigentum sagen sogar 21 Prozent, dass sie in ihrem Leben bereits Erfahrungen mit Hochwasser und anderen Elementargefahren machen mussten. Etliche kennen persönlich Betroffene oder haben bei Aufräumarbeiten mitgeholfen, so die Studienautoren.
Zwar vermuten der Umfrage zufolge 62,5 Prozent, dass sie in den nächsten zehn Jahren nicht von Elementarschäden betroffen sein werden. Aber 22,9 Prozent der Gesamtbevölkerung befürchten das konkret und weitere 14,6 Prozent sind unsicher. Das sind deutlich mehr als diejenigen, die tatsächlich schon einmal persönlich betroffen waren.
