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Emerging Markets - neu definiert

Kathryn Koch
Kathryn Koch
Brasilien, Russland, Indien, China, Mexiko, Südkorea, die Türkei und Indonesien: Was können so unterschiedliche Länder gemeinsam haben, mal abgesehen davon, dass sie alle spannende Reiseziele sind? Aus diesen sogenannten Emerging Markets stammen fast 20 Prozent der Fortune-500-Unternehmen – und hier wohnen 30 Prozent aller Milliardäre. Zu den acht Ländern zählen die zweit- und die siebtgrößte Volkswirtschaft der Welt. Ist Emerging Markets da wirklich noch die richtige Bezeichnung?

Seit der Begriff Emerging Markets in den achtziger Jahren geprägt wurde, ist ihr Anteil an der weltweiten Aktienmarktkapitalisierung von einem auf 13 Prozent gestiegen. Aber nicht alle Emerging Markets sind wirtschaftlich gleich erfolgreich, und auch das Wachstum ist nicht überall gleich hoch. Deshalb meinen wir bei Goldman Sachs Asset Management (GSAM), dass es an der Zeit ist, die Emerging Markets neu zu definieren.

Wir schlagen deshalb vor, jene acht Emerging Markets, die jeweils mindestens ein Prozent zum Welt-BIP beitragen (Brasilien, Russland, Indien, China, Mexiko, Südkorea, die Türkei und Indonesien) Wachstumsmärkte zu nennen. Unserer Ansicht nach können diese Länder wegen ihrer Größe und Wirtschaftskraft in den nächsten Jahrzehnten erhebliche strukturelle Fortschritte machen. Sie werden zu den zehn Ländern gehören, die in diesem Jahrzehnt am meisten zum Weltwirtschaftswachstum beitragen.

Um nach unserer Definition ein Wachstumsmarkt zu sein, muss ein Land nicht nur mindes-tens ein Prozent zum Welt-BIP beitragen, sondern auch Wachstumspotenzial und eine günstige Demografie vorweisen. Außerdem muss sein Markt groß und liquide genug für Investoren sein. Die vier Länder mit dem größten Anteil am Welt-BIP – Brasilien, Russland, Indien und China, also die BRICs – dürften auch die größte Bedeutung für die Weltwirtschaft haben. Die übrigen Wachstumsmärkte – Mexiko, Südkorea, die Türkei und Indonesien – sind die vier größten der N-11 (Next 11). Zu dieser Gruppe zählen die elf nach den BRICs bevölkerungsreichsten Länder. Dieser demografische Vorteil ist ein wichtiger Wachstumsfaktor.

In den acht Wachstumsmärkten lebt schon heute fast die Hälfte der Weltbevölkerung, und in den nächsten zwanzig Jahren dürfte ihre Erwerbspersonenzahl noch einmal um 300 Mio. steigen. Hinzu kommt, dass die Menschen hier jung sind. Und mehr Erwerbstätige bedeuten mehr Menschen, die Geld verdienen, so dass Produktivität und Konsum steigen. Auch das sorgt für Wachstum.

Zurzeit stellen die Wachstumsmärkte 23 Prozent des Welt-BIPs, und wir erwarten, dass die-ser Anteil deutlich steigt. Bis zu 60 Prozent des Weltwirtschaftswachstums könnten dann auf sie entfallen. Diese Bedeutung für die Weltwirtschaft unterscheidet die Wachstumsmärkte von den langsamer wachsenden Industrieländern und den kleineren Emerging Markets.

GSAM-Chairman Jim O’Neill hat das BRICs- und das N-11-Konzept entwickelt, weil er die-sen Ländern zutraut, dass sie die Welt maßgeblich prägen können. Heute haben die BRICs und die N-11 zusammen einen Anteil von 23 Prozent an der weltweiten Aktienmarktkapitali-sierung. 2020 könnten es schon 36 Prozent und 2030 sogar 46 Prozent sein. Deshalb und weil es in den Wachstumsmärkten dann mehr Aktiengesellschaften geben wird als in den übrigen Emerging Markets, werden die Aktienmarktentwicklung und die Kapitalzuflüsse dort für mehr Wachstum sorgen. Und weil diese Märkte immer reifer werden und man immer leichter in sie investieren kann, bieten sie Anlegern unserer Meinung nach enorme Chancen, an der Entwicklung der Wachstumsmärkte zu partizipieren.

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