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Emerging Markets Nur noch Schwellenmarktgigant PetroChina in Top 20

Erstmals seit 2005 ist mit PetroChina lediglich ein einziges Unternehmen aus einem Schwellenmarkt in den Top 20 der Aktien mit der höchsten Marktkapitalisierung vertreten. Die Kapitalabflüsse aus den Emerging Markets machen sich bemerkbar.

Auch der staatlich kontrollierte chinesische Ölproduzent ist gegenüber dem Vorjahr um zehn Plätze auf Rang 14 zurückgefallen. Industrial & Commercial Bank of China rutschte am Montag auf Platz 22 ab, nachdem sie 38 Milliarden Dollar an Marktwert verloren hatte. Samsung Electronics, das größte südkoreanische Unternehmen, sackte elf Ränge ab auf Nummer 27.

Seit Jahresanfang haben Anleger mehr als 10 Milliarden Dollar aus börsennotierten Fonds (ETF) mit Schwerpunkt Schwellenländern abgezogen. Im gesamten vergangenen Jahr waren 8,8 Milliarden Dollar aus den Schwellenmarkt-ETFs abgeflossen.

Der Wachstumsvorsprung der Schwellenländer gegenüber den Industrieländern ist auf den niedrigsten Stand seit elf Jahren geschrumpft, in Ländern wie der Türkei und Indien haben die Zentralbanken die Leitzinssätze erhöht, um die Devisenkurse zu stützen.

Derweil fließen Gelder in die USA und die europäischen Volkswirtschaften, in denen die Unternehmen ihre Eigenkapitalrenditen höher geschraubt haben als ihre Konkurrenten in Schwellenländern.

Die Schwellenmärkte “haben noch weiteres Abwärtspotenzial”, sagt Joseph Quinlan, Chef-Marktstratege bei U.S. Trust, einer Tochter der Bank of America Corp. “Können sie es mit Weltklasse-Konkurrenz aus den USA, Japan und Europa aufnehmen? Ich bin nicht überzeugt, dass sie auf mikroökonomischer Ebene dazu in der Lage sind.”

Noch vor sechs Jahren stellten Schwellenmärkte acht der 20 weltweit größten Unternehmen nach Marktwert und wirkten unschlagbar. PetroChina kam im November 2007 auf einen Marktwert von über einer Billion Dollar, da die Kurs-Gewinn-Verhältnisse bei den Schwellenmarkt-Aktien die der Konkurrenten aus Industrieländern übertrafen.

Der Vorstandsvorsitzende von OAO Gazprom prognostizierte damals, der russische Energieproduzent werde bis 2015 das gleiche Niveau wie der chinesische Konkurrent erreichen. Inzwischen ist der Marktwert von Gazprom auf weniger als 100 Milliarden Dollar gesunken, während PetroChina knapp 80 Prozent seiner Marktkapitalisierung eingebüßt hat.

Langsamere Wachstumsraten und staatliche Einmischung haben die Anleger abgeschreckt. Das Wirtschaftswachstum der Schwellenmärkte lag laut Internationalem Währungsfonds im vergangenen Jahr bei 4,5 Prozent, verglichen mit 1,2 Prozent in den Industrieländern. Der Abstand ist so gering wie zuletzt 2002.

“Die Anleger haben sich zunächst nur die Quantität und nicht die Qualität angeschaut”, sagte Mark Matthews, Leiter Analyse Asien bei Bank Julius Bär & Co. in Singapur. “Ab etwa 2009 haben sich die Investoren dann stärker auf die Qualität von Wirtschaftswachstum und Gewinnanstiegen in Ländern wie China und Indien konzentriert, und bemerkt, dass es nicht so stark war, wie sie gedacht hatten.”

Stärkere Wachstums-Raten der Schwellenländer haben sich nicht in einer besseren Ertragskraft niedergeschlagen, da häufig Politiker bei den staatlich kontrollierten Unternehmen intervenieren, die die größten Emerging-Market-Titel darstellen.

So ist der Gewinn des staatlichen brasilianischen Ölproduzenten Petroleo Brasileiro bis Ende 2012 sieben Jahre hindurch gesunken, da die Regierung die Treibstoffpreise deckelte, um die Inflation im Zaum zu halten. Die Marktkapitalisierung von Petrobras ist von über 300 Milliarden Dollar im Jahr 2008 auf rund 78 Milliarden Dollar gesunken.

“In einigen Schwellenmärkten gibt es immer noch quasi-staatliche Unternehmen, und der Markt will lieber flexiblere Unternehmen, die den Wert für die Aktionäre wirklich nach oben treiben können”, sagt David Lafferty, Chef-Marktstratege bei Natixis Global Asset Management in Boston. “Der Markt bewertet Unternehmen höher, die stärker diversifiziert sind.”

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