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Schwellenlandexperte Steffan Böttcher Pakistan - der ‘gescheiterte Staat’ wird zum Boersentipp 2016

Stefan Böttcher, Fondsmanager und Schwellenlandexperte bei Charlemagne Capital: „Pakistan steht am Scheideweg und hat die einmalige Chance, seine strukturellen Probleme weitestgehend zu bewältigen
Stefan Böttcher, Fondsmanager und Schwellenlandexperte bei Charlemagne Capital: „Pakistan steht am Scheideweg und hat die einmalige Chance, seine strukturellen Probleme weitestgehend zu bewältigen
Der Name Pakistan bedeutet übersetzt das ‚Land der Reinheit’. Tatsächlich hat sich das 200 Millionen Einwohnerland seit seiner Gründung eher mit Negativschlagzeilen im Rampenlicht gehalten.  Die Folgen jahrelanger Militärdiktaturen und politischer Instabilität sind nicht zu übersehen. Pakistan ist mit seinem Pro-Kopf Einkommen von etwa 5.000 US-Dollar ein armes, überbevölkertes Land mit einer katastrophalen Infrastruktur. Unzureichende innere Sicherheit, Terrorismus und Nachbarschaftskonflikte mit Indien und Afghanistan haben dazu geführt, dass ausländische Investoren das Land weitestgehend gemieden haben.

Auch die Börse, mit ihrem Sitz in Karachi wird im nächsten Jahr 70 Jahre alt und verfügt ebenfalls über eine bewegte Vergangenheit. Einst zählte Pakistan zu den Hoffnungsträgern der MSCI Emerging Markets. Im April 2008 erreichte der KSE-100 Index seinen bis dahin historischen Höchststand und führte die Performance-Tabellen der Emerging Markets an. Getrieben war die Euphorie besonders von inländischen Anlegern, die in einem Umfeld hoher Inflation und wenig restriktiver Geldpolitik hohe spekulative Gewinne erzielten. Als dann die Zentralbank überraschend die Zinsen erhöhte, brach das Kartenhaus zusammen – es kam zum historischen Börsencrash – jeglicher Handel kam zum Stillstand und der Index verlor gemessen in US-Dollar fast 75 Prozent. Als Konsequenz wurde Pakistan von jeglichen internationalen Indices ausgeschlossen.

Rückkehr in die MSCI Emerging Markets

Heute zählt Pakistan mit einer Gewichtung von 9 Prozent zu den wichtigsten Komponenten des MSCI Frontier Market Index und schon bald könnte es zur Rückkehr Pakistans in die MSCI Emerging Markets kommen – MSCI wird die Entscheidung im Juni verkünden.

Nach unseren Einschätzungen sollte der Markt die Anforderungen erfüllen und eine Neuklassifizierung wahrscheinlich machen.  Marktaufwertungen haben in der Vergangenheit regelmäßig zu Neubewertungen der Börsen geführt – jüngste Beispiele sind die Börsen von Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten, die im Jahr 2014 aufgrund der Neuklassifizierung eine massive Aufwertung erfahren haben. Es wird geschätzt, dass allein passive Fonds bis zu 500 Millionen investieren müssten.

Der pakistanische Aktienmarkt ist derzeit mit einem KGV von 8.7 insbesondere im Verhältnis zu anderen asiatischen Börsen sehr günstig bewertet. Gleichzeitig sehen wir eine Reihe fundamentaler Argumente, die den Markt besonders attraktiv machen.

Positive Veränderungen

Die politische Lage hat sich seit den Parlamentswahlen im Jahre 2013 stabilisiert und das Militär hält sich seither im Hintergrund. Gleichzeitig scheint sich die innere Sicherheit erheblich verbessert zu haben, auch wenn das letztwöchige Attentat in Lahore als Rückschlag zu bewerten ist.

Volkswirtschaftlich sind die jüngsten Entwicklungen fast ausschließlich positive. Die Wirtschaft sollte in diesem Jahr um 5 Prozent wachsen, die Inflation wird auf 4 Prozent fallen, die Pakistanische Rupie ist relativ stabil und die Währungsreserven steigen.

Der aus unserer Sicht wichtigste Faktor heißt allerdings Cpec – China-Pakistan-Economic Korridor.   Hierbei handelt es sich um ein 46 Milliarden US-Dollar Infrastrukturprogramm – dies entspricht etwa 25 Prozent des pakistanischen Bruttosozialprodukts. Das Programm beinhaltet unter anderem ein 1100 km Autobahnprojekt, eine Bahninfrastruktur, Kraftwerke und den Ausbau der Gaspipelines. Aus chinesischer Sicht geht es hierbei um den Zugang zum Arabischen Golf über den Landweg.

Pakistan steht am Scheideweg und hat die einmalige Chance, seine strukturellen Probleme weitestgehend zu bewältigen. Die Börse sollte es honorieren. Der Charlemagne Magna New Frontiers Fund ist mit einer Gewichtung von derzeit 11 Prozent gut positioniert – eine deutliche Erhöhung des Fondsanteils ist geplant. Hierbei setzen wir insbesondere auf Titel in den Bereichen Infrastruktur wie Zement, Konsumtitel und Banken.

Pakistan ist neben Vietnam (und Iran – bisher leider nur in unserem Iranfonds umsetzbar) unser Börsentipp für das Jahr 2016.

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