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Aktualisiert am 16.05.2018 - 16:57 UhrLesedauer: 5 Minuten
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Emmanuel Macron Polit-Neuling zwischen vielen Fronten

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Was bedeutet Macrons Sieg für die Europäische Union?

„Im Hinblick auf sofortige Anlagechancen sind wir der Meinung, dass der Sieg bereits weitgehend eingepreist ist“, warnt Matthias Hoppe, Senior Vice President bei Franklin Templeton Solutions, die Anleger vor Schnellschüssen. „Da jedoch das mit europäischen Wahlen verbundene Risiko schwindet, sollten sich globale Anleger aus unserer Sicht mehr auf die beeindruckende Verbesserung konzentrieren, die wir in den Wirtschaftsdaten der Eurozone beobachten, und weniger auf die politischen Risiken einer weiteren Eurokrise – oder gar eines Zusammenbruchs der gesamten EU. Verbesserungen in der Wirtschaft und bei Unternehmen könnten Macron einigen Schwung für die ersten Wochen seiner Präsidentschaft verleihen“, argumentiert Hoppe.

Seiner Meinung nach könnte das Gemisch aus regerer Wirtschaftstätigkeit, begrenztem Inflationsdruck und lockeren Finanzierungskonditionen die Unternehmensgewinne in der Eurozone bei weiter anziehender Konjunktur stützen.

Weil die Konjunktur in den USA in einer recht reifen Phase angekommenen sei und die Erholung in der Eurozone sich erst seit einigen wenigen Quartalen zeige, kommt Hoppe zum Schluss: „Im Verbund mit der geänderten geldpolitischen Einstellung in der Eurozone im Vergleich zu den USA könnte aus unserer Sicht diese Großlage attraktiv für eine Favorisierung europäischer Aktien gegenüber denjenigen aus den USA sein. Da bald nach den französischen Wahlen auch in Deutschland gewählt wird und ein Führungswechsel in Berlin im September möglich ist, bleibt die Prämie für politische Risiken aus unserer Sicht wohl bestehen, jedoch ist sie nach dem Ausgang der französischen Wahlen zu einem großen Teil verschwunden.“

Hoffnung auf ein Anziehen der Inflation

Dylan Ball, Executive Vice President bei Templeton Global Equity Group, geht davon aus, dass die Eurozone zusammenhält. Die entschieden pro-europäische Haltung von Macron stütze diese Annahme. Nach der Wahl gelte die Aufmerksamkeit nun der Ausweitung der Erholung innerhalb der Eurozone, die durch ein Frankreich unter Macron beflügelt wird. Ball nennt Leitindikatoren in der Eurozone, unter anderem zur Industrieproduktion sowie die Einkaufsmanagerindizes (PMI), die im ersten Quartal 2017 äußerst robust tendierten.

„Wir hoffen auf eine Fortsetzung der sanften Inflation und erwarten derweil eine angemessene Reaktion der Europäischen Zentralbank in Form einer Drosselung der Anleihekäufe und letztlich einer Zinserhöhung. Der Ölpreisanstieg hat Anfang des Jahres zu einem rasanten Anstieg der Gesamtinflation in der Eurozone geführt, die sich auf das gesamte System ausgewirkt hat. Inzwischen geht der Preisauftrieb bereits wieder zurück. Die Kerninflation hat sich bei rund 1 Prozent normalisiert. Dennoch hoffen wir, dass die Kerninflation in der Eurozone weiter auf ein Niveau von 2,2 Prozent steigt, das aktuell in Deutschland gemessen wird.“

Wie geht es langfristig bei französischen Anleihen weiter?

„Im Anleihenuniversum rechnen wir mit einer weiteren Rally der Erleichterung bei französischen Staatsanleihen, obwohl der Wahlsieg nach dem ersten Wahlgang bereits weitgehend eingepreist worden war“, so das Fazit von David Zahn, Head of European Fixed Income und Senior Vice President bei Franklin Templeton Fixed Income Group.

Aus Macons Bekundungen lasse sich bislang nicht ableiten, dass er Frankreichs Defizit spürbar verringern oder die wachsende öffentliche Verschuldung in den Griff bekommen würde, so Zahn weiter. „Das verheißt für die französischen Fundamentaldaten langfristig nichts Gutes. Mittelfristig rechnen wir mit einem Ausverkauf französischer Staatsanleihen, sobald Anlegern die Auswirkungen von Macrons Wahlsieg in vollem Umfang bewusst werden. Aktuell bestimmt die Politik den Kurs an den Märkten. Sobald die Anleger klar sehen, könnten französische Staatsanleihen hinterherhinken.“

Das Fazit von Zahn: „Weil Frankreich ein großes Leistungsbilanzdefizit, ein immenses Haushaltsdefizit und eine hohe Staatschuldenquote aufweist, werden die Anleger mit der Zeit erkennen, dass französische Staatsanleihen, gemessen an den Fundamentaldaten, deutlich niedriger bewertet werden sollten.“

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Hinweis: Diese Mitteilung des Unternehmens richtet sich ausschließlich an professionelle Investoren. Sie wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.
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