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Ende des EZB-Anleihekaufprogramms Darauf müssen sich Investoren einstellen

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Wie stark steigen die Renditen aufgrund eines EZB-Taperings?

Heute, im Herbst 2017, ist der Rückgang der Renditen, der durch die EZB-Politik verursacht wurde, eine sehr interessante Größe. Sie vermittelt ein Gefühl dafür, wie hoch der Renditeanstieg in der Eurozone im Falle eines Tapering ausfallen könnte. Die Vermutung, dass der Anstieg der Renditen nach der Tapering-Ankündigung in etwa spiegelverkehrt zum Rückgang, der durch das Programm verursacht wurde, verlaufen könnte, liegt nahe.

Für einen stärkeren Renditeanstieg sprechen vor allem die nachfolgenden zwei Aspekte:

  • Das fundamental gerechtfertigte Zinsniveau dürfte Anfang 2018 angesichts der stärkeren wirtschaftlichen Verfassung der Eurozone etwas höher liegen als noch zur Zeit der Ankündigung des Kaufprogramms zu Beginn des Jahres 2015. Damals waren Wachstum und Inflation in der Währungsunion noch geringer – und somit auch das fundamental gerechtfertigte Renditeniveau. Dementsprechend könnte der Renditeanstieg, der durch das Tapering verursacht wird, möglicherweise größer ausfallen als der Renditerückgang.
  • Auch die global stärker synchronisierte Normalisierung der Geldpolitik Anfang 2018 spricht für einen höheren Renditeanstieg. Ein Vergleich macht dies deutlich: Im Jahr 2014 war die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) weltweit die einzige bedeutende Zentralbank, die sich langsam von ihrer ultralockeren Geldpolitik verabschiedete. Der durch das Fed-Tapering verursachte Renditeanstieg wurde von vielen Anlegern weltweit genutzt, um sich US-Staatsanleihen wieder stärker zuzuwenden. Als Reaktion fielen die US-Renditen. Anders als im Jahr 2014 ist die EZB heute eine von mehreren Zentralbanken, die ihre ultralockere Geldpolitik gleichzeitig zurückfahren, sodass von einem viel breiteren Trend gesprochen werden kann. Der durch ein Tapering verursachte Renditeanstieg in der Eurozone könnte daher also nicht nur kurz- sondern auch mittelfristig höher ausfallen als seinerzeit in den USA.

Gegen einen übermäßig starken Renditeanstieg infolge des Taperings sprechen allerdings ebenfalls zwei gewichtige Argumente:

  • Einerseits dürfte die sehr vorsichtige Kommunikationsstrategie der EZB, die offenbar aus den Erfahrungen der US-Notenbank zu lernen versucht, ein Garant für einen sanften Exit aus dem Kaufprogramm sein. Draghi wird es vermutlich vermeiden, einen konkreten Tapering-Fahrplan inklusive eines Enddatums zu verkünden, um der EZB ein hohes Maß an Flexibilität zu bewahren.
  • Andererseits entspricht das Tapering nur Teil eins der Rückabwicklung der Ankäufe. Im Falle eines Tapering bleibt die EZB schließlich ein wichtiger Nachfrager an den ohnehin bereits recht engen europäischen Rentenmärkten. Die Mittelrückflüsse aus fällig werdenden Anleihen werden schließlich weiter reinvestiert.

Teil zwei der Rückabwicklung des Kaufprogramms ist perspektivisch die Bilanzreduzierung der EZB. Aus dieser Perspektive betrachtet könnte die Reduzierung des Ankaufvolumens also eher einen moderaten Renditeanstieg zur Folge haben.