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„Ende des weltweiten Sparkurses“ 8 Volkswirte und Vermögensverwalter über Folgen des Trump-Wahlsiegs für Aktien- und Rentenmärkte

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Björn Jesch, Leiter Portfoliomanagement bei Union Investment: Anhaltend hohe Schwankungsintensität ohne zwingend negativen Trend quer durch alle Assetklassen

Was lange undenkbar und in den letzten Tagen auch sehr unwahrscheinlich schien, ist politische Realität geworden: Donald Trump ist der 45. Präsident der Vereinigten Staaten. Entgegen der Prognosen konnte der Kandidat der Republikaner das Rennen für sich entscheiden, die Grand Old Party gewann überdies die Mehrheiten in beiden Kammern des Kongresses. Die ersten Reaktionen der Kapitalmärkte in der Nacht und am frühen morgen waren von heftigen Schwankungen begleitet, bemerkenswerterweise aber durchaus mit wechselnder Richtung. Dies spiegelt allerdings weniger die konkrete Reaktion auf den Wahlausgang als die hohe Unsicherheit der Investoren wider.

Die konkreten politischen Vorhaben Trumps waren im Vorfeld der Wahl nur schwer greifbar. Entscheidend für die Marktentwicklung der kommenden Wochen werden folgende Punkte sein:

Die Konkretisierung der politischen Agenda:

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Welche seiner wenigen greifbaren Wahlversprechen –  von hohen fiskalischen Stimuli im Rahmen von Infrastrukturmaßnahmen über die Aufkündigung wichtiger internationaler Handelsabkommen bis zur Inhaftierung Hillary Clintons –  kann und will Trump mittelfristig umsetzen? Nach dem erfolgreichen Wahlkampf ist der Unternehmer  in der Realpolitik angekommen. Wie sein konkretes Programm tatsächlich aussieht, ist indes noch weitgehend offen.

Die Besetzung der Schlüsselpositionen:

Als Investor ist es unerlässlich, ein Auge darauf zu haben, wen Donald Trump in seinen Beraterstab und in die Ministerien beruft. Auch auf die Besetzung von Supreme Court und US-Notenbank, beides für die Märkte von höchster Wichtigkeit, hat der US-Präsident Einfluss.

Die internationale Anbindung der USA:

Donald Trump hat im Wahlkampf unter anderem durch protektionistische Tendenzen international für einigen Aufruhr gesorgt. Wichtig ist daher die Frage, wie er globalen Handelspartnern sowohl auf inhaltlicher als auch auf persönlicher Ebene begegnen wird.

Eines scheint sicher: Politischer Stillstand ist unwahrscheinlich. Im besten Fall erwächst daraus eine Politik, die lange aufgeschobene Projekte und Reformen umsetzt und damit die US-Wirtschaft nachhaltig stärkt. Die heftigen Marktbewegungen im Anschluss an die Wahlnacht zeigen aber, dass die Märkte dieses Szenario noch nicht einpreisen. Das Bild kann sich dann ändern, wenn mehr Klarheit hinsichtlich der politischen Agenda und der Besetzung von Schlüsselpositionen im Präsidentenstab herrscht. So lange sich nicht abzeichnet, in welche Richtung Donald Trump die USA politisch und wirtschaftlich steuert, wird die Unsicherheit an den Märkten hoch bleiben. Dementsprechend erwarten wir eine anhaltend hohe Schwankungsintensität ohne zwingend negativen Trend quer durch alle Assetklassen.