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„Ende des weltweiten Sparkurses“ 8 Volkswirte und Vermögensverwalter über Folgen des Trump-Wahlsiegs für Aktien- und Rentenmärkte

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Thomas Böckelmann, Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Euroswitch: Das Undenkbare scheint geschehen

Die auf dieses Ergebnis vollkommen unvorbereiteten Kapitalmärkte reagieren bislang weniger drastisch als befürchtet. Die US-Terminmärkte reagieren mit durchschnittlich -5 Prozent, die mehr oder weniger von den asiatischen Börsen übernommen werden. Vorbörslich orientieren sich auch die europäischen Aktienmärkte an -5 Prozent.

Aber dies ist natürlich nur ein vorläufiger Orientierungspunkt. Viel wird davon abhängen, mit welchen Personen ein Präsident Trump sein Kabinett besetzen wird und welche konkreten Äußerungen zu seinem Programm in den nächsten Stunden und Tagen gemacht werden. In diesen Sekunden hält er seine erste – vergleichbar präsidiale – Rede nach der Wahl.

Sicher ist heute früh, dass die geopolitische Unsicherheit zugenommen hat, zumal aktuelle Werte darauf deuten, dass ein Präsident Trump auf eine republikanische Mehrheit im Senat bauen könnte und somit seine ‚Politik‘ vergleichsweise blockadefrei umsetzbar wäre.

Aber was ist seine ‚Politik‘?  Bislang waren die Äußerungen im Wahlkampf durch Lügen, Oberflächlichkeit, Widersprüche und hemmungslosen Populismus geprägt. Dieses postfaktische Phänomen begleitete uns schon beim Brexit-Referendum und dürfte leider auch das europäische Superwahljahr 2017 prägen. Wenn man überhaupt etwas Positives abgewinnen mag, dann der Abbau einer politischen Korrektheit, die immer wieder Probleme unausgesprochen lässt.

Aber auch ein Präsident Trump wird sich der Wahrheit stellen müssen. Wirtschaftlich bedeutet dies, dass die USA nicht nur aus Stahl- und Bauunternehmen besteht. Unternehmen wie Apple & Co. sind global vernetzt und auf den Freihandel angewiesen. Auch der Großteil der Arbeitsplätze hängt an den Interdependenzen einer globalisierten Welt. Hier dürfte ein Populist Trump schnell zu einem pragmatischen Realisten werden. Zumindest besteht die Hoffnung, dass die demokratischen Institutionen der USA Bestand haben und die republikanische Partei auch als interne Kontrollinstanz agieren kann.

Wir haben dieses Ergebnis nicht vorausgesehen und somit auch keine Aktienpositionen im Vorfeld abgebaut. Es besteht aber Zuversicht, dass die im Wahlkampf gemachten selektierbaren Äußerungen von Trump zu denkbaren Wirtschaftsprogrammen jetzt an die Realitäten der Welt angepasst werden. Erste Überlegungen zu denkbaren Kabinettsmitgliedern unterstreichen diese Sicht. Grundsätzlich wollen wir daher nicht in Panik verfallen und werden daher zunächst weiter beobachten.

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