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Ende in Schrecken Rocket Internet will Verluste zementieren

Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer: Das Unternehmen will eigene Aktien von der Börse zurückkaufen.
Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer: Das Unternehmen will eigene Aktien von der Börse zurückkaufen. | Foto: imago images / STPP

Die börsennotierte Gründerschmiede Rocket Internet hat angeboten, alle eigenen Aktien von der Börse zurückzukaufen. Der Kaufpreis soll bei 18,57 Euro liegen, das ist der Durchschnittskurs der vergangenen sechs Monate. Das könne sich noch ändern, wenn die Finanzaufsicht Bafin das anders sieht, heißt es in der Ad-hoc-Mitteilung vom 1. September. So wäre das aber das gesetzliche Minimum, das Rocket auf den Tisch legen muss. Am Montag schloss die Aktie noch bei 18,95 Euro.

Damit bahnt sich ein weiteres Debakel an den deutschen Börsen an. Denn Rocket Internet ging am 2. Oktober 2014 mit einigem Tamtam an die Börse. Firmenchef Oliver Samwer sagte damals, Rocket Internet stünde am Anfang eines Marathons. Heute ist die Aktie im renommierten M-Dax enthalten, dem Index für größere Nebenwerte. Mit einer Gewichtung von gerade mal einem halben Prozent wird es ihn nicht in die Tiefe reißen. Es ist aber nach Wirecard und einigen anderen Dax-Titeln, der nächste Kandidat, der unrühmlich das Börsenparkett verlässt. Direkt betroffen sind alle Anleger, die Indexfonds (ETFs) auf den M-Dax halten. Denn die werden Rocket Internet ebenfalls los.

Wie das „Manager Magazin“ berichtet, habe Oliver Samwer die Transparenzpflichten an der Börse zunehmend als Last empfunden. 2014 war die Aktie in den noch etwas lockerer regulierten Entry Standard eingestiegen, seit dem 26. September 2016 notiert sie aber im Prime Standard, also der höchsten Klasse. Nach Überzeugung von Vorstand und Aufsichtsrat sei Rocket Internet als nicht börsennotiertes Unternehmen besser positioniert, heißt es in der Ad-hoc-Nachricht.

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Für Aktionäre der ersten Stunde ist das alles ein Debakel. Sicherlich ist jeder selbst dafür verantwortlich, welche Aktien er zu welchem Kurs kauft. Das gilt vor allem für solche schwer zu durchschauenden Geschäftsmodelle wie hier. Doch Samwer nimmt nun jede Hoffnung auf bessere Zeiten. Denn sollte er sein Unternehmen irgendwann mal wieder in die Spur bringen, wäre die Börse nicht mehr dabei. Am 1. Oktober 2014 hatten Rocket und die koordinierenden Banken Berenberg, J.P. Morgan und Morgan Stanley beim Börsengang den Ausgabepreis von 42,50 Euro bekanntgegeben. Das lag am oberen Ende der Preisspanne. Das Angebot sei mehr als zehnfach überzeichnet gewesen, hieß es damals.

Sollte das jetzige Rückkaufgebot greifen, beliefe sich der Zeichnungsverlust damit auf 56 Prozent. Eine Dividende gab es nicht. Vielleicht ist es ein Trost, dass damals keiner der Altaktionäre Aktien verkauft hatte. Stattdessen waren alle Anteile neu ausgegeben und hatten das Eigenkapital erhöht.

Interessant wird es allerdings, wenn man mal ein bisschen nachrechnet. Bei einem Kurs von 18,57 Euro ist Rocket Internet 2,52 Milliarden Euro wert. Dem steht allein ein Netto-Cash-Bestand von 1,9 Milliarden Euro per 30. April gegenüber, wie die Quartalspräsentation unter der Überschrift „Starke Barreserven“ ausweist.

Heute hält Rocket 2,06 Millionen Aktien an der Firma Home24 mit einem Börsenwert von 21,9 Millionen Euro (Stand 2. September 2020). Von der Global Fashion Group besitzt es 38,9 Millionen Aktien mit einem Wert von 161 Millionen Euro. Allein die beiden Beteiligungen plus Cash-Reserve ergeben einen Vermögensbestand von 2,1 Milliarden Euro. Damit sollen alle restlichen Beteiligungen und Vermögensgegenstände gerade mal 400 Millionen Euro wert sein. Dabei will Rocket laut Geschäftsbericht seit 2018 satte 20 neue Geschäftsmodelle auf die Bahn gebracht haben und gibt für Ende März mehr als 200 private Beteiligungen mit einem „fairen Wert“ von einer Milliarde Euro an. Das alles legt nahe, dass der Rückkaufpreis ein Stück zu niedrig liegen könnte.

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